Tiffany Sexy Band 79
Knie. „Du hast jemanden. Jemanden, der abends auf dich wartet.“
„Du hast deine Mutter und deine Geschwister“, erwiderte Jack.
Charlie schüttelte den Kopf. „Das ist nicht dasselbe. Eltern und Geschwister lieben einen auf jeden Fall, die haben ja keine Wahl. Übrigens gelte ich als das schwarze Schaf der Familie. Der Sohn, der nie erwachsen wurde. Ich möchte gebraucht werden.“
„Jenny sagt, Männer sind auf der Suche nach Unsterblichkeit. Das ist der Grund, weshalb wir nach jüngeren Frauen schauen, weshalb wir Angst vor Bindung haben, weshalb wir uns betrinken und den Mond anheulen. Sie hat das aus irgendeinem Film. Seitdem sagt sie immer, wenn ich etwas Dummes mache, ich hätte Angst vor dem Altwerden.“
Charlie runzelte die Stirn. „Ich denke überhaupt nicht ans Altwerden.“
„Dein Dad ist gestorben, als er sechsunddreißig war. Denkst du nie daran? Ich meine, du wirst nächstes Jahr dreißig, richtig?“
„Verdammt, du hast recht.“ Charlie wurde einen Moment lang nachdenklich. „Aber nein, ich habe wirklich bis jetzt kaum darüber nachgedacht.“
„Vielleicht bist du deshalb immer auf Abenteuersuche“, mutmaßte Jack.
„Was ist los mit dir? Bist du Psychologe geworden?“
„Nein, aber ich gucke mir oft diese Serien an, wenn die Kinder krank sind.“
Charlie stellte sein Bier ab und stand auf. „Ich muss los.“
„Wie viel Uhr ist es?“, fragte Jack. „Ich habe Jenny gesagt, ich wäre um zehn zu Hause.“
„Es ist fast elf.“
Jack sprang auf. „Siehst du, Charlie, das ist es, worum ich dich beneide. Ich muss um zehn zu Hause sein, und du gehst um elf erst los. Du weiß schon, sich mit einer Frau so spät abends zu treffen, das wirkt nicht gerade wie ein Treffen unter Freunden.“
Charlie hob die Brauen. „Findest du? Ich will nicht, dass sie einen falschen Eindruck bekommt. Ich rechne nicht damit, dass wir zusammen ins Bett gehen. Vielleicht sollte ich sie vorher anrufen.“
„Das würde es noch schlimmer machen“, erwiderte Jack. „Erzähl ihr, du hättest einen Spaziergang gemacht. Das würde sich natürlich besser machen, wenn du einen Hund hättest. Willst du unseren ausborgen?“
„Du hast einen Hund?“
„Und zwei Katzen, eine variierende Anzahl von Fischen und einen Hamster, der allerdings seit drei Tagen verschwunden ist.“
Meine Güte, dachte Charlie. So wenig, wie sein Freund sich wohl vorstellen konnte, den Mount Everest zu besteigen, so schwer fiel es Charlie, sich vorzustellen, für eine ganze Familie mitsamt Haustieren verantwortlich zu sein.
„Ich komme morgen vorbei und schau mir deine Kinder an“, sagte er. „Und sag Jenny, dass es mir leidtut, dass es so spät geworden ist.“
Sie verabschiedeten sich und gingen in verschieden Richtungen, Jack nach Hause zu seiner Familie, Charlie in die Ungewissheit. Verflixt, er wusste eigentlich gar nicht, was er hier in Boulder suchte oder warum er unbedingt Eve wiedersehen wollte. Er verließ sich einfach auf seine Instinkte, so wie er es bist jetzt immer getan hatte.
Zu Fuß in die Stadt zu gehen, dauerte etwa eine Viertelstunde. Charlie war immer noch ein wenig unentschlossen. Er musste sich mit Eve treffen, musste herausfinden, ob das, was er bei dem Kuss am Nachmittag empfunden hatte, auf Gegenseitigkeit beruhte.
Es war schon verrückt. Sein Leben lang hatte er immer genau gewusst, was er wollte, hatte all seine Kräfte gebündelt und sich ganz auf sein jeweiliges Ziel konzentriert. Und jetzt ging er durch die Straßen seiner Heimatstadt und hatte keine Ahnung, warum er überhaupt hier war.
War vielleicht etwas in seinem Gehirn passiert dort droben in der dünnen Luft? Sauerstoffmangel konnte einigen Schaden anrichten.
Immer wieder dachte Charlie an den Kuss. Er spürte immer noch Eves Lippen auf seinen. Wie sie sich diesem Kuss hingegeben hatte. In dem Augenblick war er von unwahrscheinlich starken Gefühlen überwältigt worden. Er hatte schon viele Frauen geküsst, und er war ziemlich sicher, dass Eve den Kuss auch gewollt hatte, dass sie ihn sogar genossen hatte. Bevor die Nacht vorüber wäre, würde er es noch einmal tun.
Das Restaurant war leer, die Eingangstür jedoch noch geöffnet. Charlie ging hinein. Der Barmann stand hinterm Tresen und stapelte Gläser.
„Tut mir leid, wir haben geschlossen“, rief er Charly zu.
„Ich weiß“, erwiderte Charlie. „Ich möchte mit Eve sprechen.“
Der Barmann sah ihn misstrauisch an. „Ziemlich spät für einen
Weitere Kostenlose Bücher