Tiffany Valentinsband Band 1
gerettet habe, könntest du deine Zweifel zu meinen Gunsten auslegen.“
Ihr Leben. Wäre wirklich jemand willens, sie für ein paar zerrupfte Stücke Pergament umzubringen? Nein, natürlich nicht für das Pergament. Aber für das Schloss, zu dem diese Stücke führten. Und das, was sich vermutlich in diesem Schloss befand.
Laut der Sage waren Dornröschen und ihr Gefolge so sehr darauf versessen gewesen, dem Schloss schnellstens zu entfliehen, dass sie ihre Schätze alle dort zurückgelassen hatten. Das klang dumm, aber vielleicht hatten sie befürchtet, dass alles ringsum ebenfalls mit dem bösen Zauber belegt war. Das war zumindest eine Theorie. Eine andere besagte, dass sie sich durchaus ein, zwei Stunden gegönnt hatten, um das Kostbarste zusammenzuraffen.
Letzteres. Es schien ihr unglaubwürdig, dass einer der alten Könige – besessen vom Gold, wie sie alle waren – etwas Wertvolles zurückließ.
Aber ob sie das nun glaubte oder nicht, Menschen hatten schon aus viel unwichtigeren Gründen getötet, als es ein Schloss voller Schätze war. Und sie würden dich allein für die Chance, herauszufinden, ob dort Schätze waren, töten .
„Okay, Prinzessin, wir sollten langsam mal Land gewinnen.“
Er ging los, und sie ging wieder neben ihm her. „Ich bin keine Prinzessin.“
Er befühlte seine Hand, die noch gerötet von Ashlynns Biss war. „Nein, das glaube ich auch. Prinzessinnen kämpfen nicht so dreckig.“
Sie schnaubte verächtlich. „Niemand kämpft mit dreckigeren Tricks als Prinzessinnen in einer Welt, in der es doppelt so viele von ihnen gibt wie Prinzen.“
„Wieso das?“
„Weil die dummen Prinzen ständig ihre Männlichkeit beweisen wollen; also ziehen sie los und versuchen, Drachen zu erlegen oder Hydras zu fangen, und werden regelmäßig in kleine Stückchen zermalmt.“
Er lächelte leicht. „Ich meinte, warum wärest du zu solchen Kämpfen bereit, obwohl du weißt, dass du verletzt werden könntest.“
„Du hättest mir nichts getan“, behauptete sie.
„Nein, hätte ich nicht. Woher wusstest du das?“
„Intuition, nehme ich an.“
„Das, und ich bin nicht ganz so einschüchternd wie der messerschwingende Kraftprotz drüben im Dorf.“
Sie kicherte. Wäre er wie die meisten anderen Männer, würde er wohl beleidigt oder wütend sein, weil es ihr gelungen war, ihre Tasche zurückzubekommen, ohne preiszugeben, was darin war. Stattdessen nahm er es gutmütig hin.
„Jedenfalls bist du sauberer.“
„Wow, danke.“
„Und du hast kein blaues Auge und schwarze Zähne.“
„Die Zähne waren nicht schwarz, da war nur ein großes Loch, wo sie eigentlich hätten sein sollen.“
„Wie sahen seine zwei Kollegen aus?“
„Hast du während deines Disney-Marathons auf der Erde zufällig ‚Alice im Wunderland‘ gesehen?“
Sie lächelte spöttisch. „Habe ich. Es war lächerlich. Als wären die Höflinge der Herzkönigin riesige Spielkarten!“
„Erinnerst du dich an Dideldum und Dideldei?“
„Was, so haben die beiden anderen Kerle ausgesehen?“ Das klang wenig furchteinflößend.
„Nicht ganz. Eher so, als hatte Dideldum und Dideldeis Mutter mit einem Riesen Sex gehabt und hätte Didelgraus und Didelschreck produziert. Sie sind beide mindestens zwei Meter groß mit gewaltigen Körpern, kleinen Köpfen und jeder Menge Narben. Sie gucken gemein, aber sie haben ganz dünne Stimmchen, was in meiner Welt darauf hindeutet, dass sie wie Alice ein paar ‚Iss-mich-und-du-wirst-wachsen‘-Pillen geschluckt haben.“
„Oh je“, murmelte sie.
„Wo wir bei Disneyfilmen und der Erde sind. Was hast du da eigentlich die ganze Zeit getan?“
„Nach etwas gesucht.“
„Ja, in jedem Buchladen in ganz Philadelphia, ich weiß.“
„Woher … ach ja. Du hast mich verfolgt.“ Sie zog die Nase kraus, verwirrt, weil sie schon wieder vergessen hatte, dass er sie beschattet hatte. Andererseits war sie in einer anderen Welt gewesen. Alles fühlte sich dort seltsam an und ungewohnt, deshalb war ihr der geheime Bodyguard nicht aufgefallen.
„Wonach hast du gesucht?“
„Das ist geheim.“
Er lachte leise. „Du hast auch ein paar Spionagefilme gesehen, stimmt’s?“
Das konnte sie nicht leugnen. „Dieser James Bond, der ist ein unheimlicher Typ, oder?“
„Du hast dir einen Bond-Film angesehen?“
„Da lief im Hotel ein – wie nennt ihr das? – Filmmarathon im Fernsehen, als ich grade nichts zu tun hatte.“
Er zögerte, dann fragte er: „Du weißt, dass diese
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