Tiffany Valentinsband Band 1
fassen.“
Entschuldigend streckte sie eine Hand nach ihm aus. „Tut mir leid, so habe ich das nicht gemeint.“
„Angesichts der Tatsache, dass ich dir das Leben gerettet habe und du mich eben erst rangelassen hast, hatte ich gehofft, dass du mir inzwischen vertraust.“
„Das tue ich. Es ist nur … das ist ein sehr sensibles Thema.“ Sie nahm sich zusammen, griff in ihre Tasche, holte das Päckchen hervor und öffnete es behutsam. Auf dem Wachspapier lag die zusammengefaltete Karte.
Raine schnappte nach Luft. „Hast du die von den Kerlen gestohlen? Bist du verrückt?“
„Nein, das ist meine. Ich hatte sie vor einem Monat in der Taverne versteckt.“
Sie zeigte ihm auch den zweiten Teil der Karte. „Der dritte steckt in meiner Tasche, in einem Buch verborgen.“
„Lass mich raten. Den Teil hast du in dem Buchladen in Philadelphia gefunden.“
Sie nickte.
„Die Karte war der Grund, weshalb du zur Erde wolltest. Und jetzt hast du drei der vier Teile?“
„Genau. Und wie es aussieht, haben diese Männer den vierten.“
„Sah genau aus wie deine“, stimmte er zu. „Deshalb sind sie hinter dir her? Weil sie die ganze Karte haben wollen?“
„Ja.“
„Sie sehen nicht aus, als würden sie sie dir abkaufen wollen.“
Ganz bestimmt nicht. Wahrscheinlicher war, dass sie jede Form von Gewalt einsetzen würden, um die Stücke in die Finger zu bekommen.
„Die Karte muss zu irgendetwas sehr Wichtigem führen.“
„So ist es.“
Er stellte die Frage nicht; Ashlynn hörte sie dennoch. Ihr blieb nichts anderes übrig, als sich auf ihren Instinkt zu verlassen, der ihr fast seit ihrem ersten Treffen sagte, dass sie diesem Mann vertrauen konnte. Und sie vertraute ihm ja auch. Er mochte etwas Verschlagenes an sich haben, aber sie wusste, dass er ihr die Karte nicht stehlen würde, wenn sie ihm die Wahrheit sagte.
Sie nahm all ihr Vertrauen zusammen und faltete die Karte auseinander, auf der an einer Ecke in großen, verschnörkelten, wenn auch verblassten Buchstaben der Name des Schlosses stand. „Dorthin führt sie.“
Er sah auf das Papier, kniff die Augen zusammen, um die Worte zu entziffern. Dann begriff er auf einmal, und ihm fiel beinahe die Kinnlade herunter. „Ist das dein Ernst?“
„Absolut.“
„Dornröschen … du meinst also, diese Geschichte ist wahr?“
„Sind nicht auch all die anderen Märchen auf die eine oder andere Weise wahr?“
„Tja, ja, aber, ich meine, selbst hier in Elatyria hat diese Geschichte immer wie ein Märchen geklungen.“
„Das verlorene Königreich von Seaside ist kein Märchen“, erklärte sie und gab ihm ein raschen Überblick über ihr Fachgebiet, mit dem sie sich jahrelang befasst hatte. „Alles, was ich bisher gelernt habe, jeder meiner Instinkte, sagt mir, dass diese Karte echt ist“, schlussfolgerte sie. „Und dass sie zu dem Schloss führt, in dem das verschollene Königsgeschlecht von Seaside gelebt hat.“
Er sah wenig überzeugt aus, als er sich mit einer Hand durchs Haar strich.
„Wenn du hier in Elatyria schon mal von dieser Geschichte gehört hast, dann weißt du ja, was sie über das Schloss sagen.“
Er nickte langsam, ein Funke blitzte in seinen Augen auf.
„Dass es von Gold und Juwelen nur so strotzt. Glaubst du daran?“
„Nein.“
„Aber du willst es trotzdem finden?“
„Ja. Der Schatz, den ich suche, wird nicht in Unzen oder Karat gemessen. Ich suche nach der Geschichte einer ganzen Zivilisation. Schon mein ganzes Leben träume ich davon, Seaside zu entdecken – so wie Leute in deiner Welt davon träumen, Atlantis zu finden.“
„Irgendwie dachte ich immer, Atlantis wäre hier. Dass nur irgendwer zwei Geschichten vermischt hat.“
„Dachte ich auch.“
Er wandte den Blick ab, starrte in den Wald. Eine ganze Weile sagte er nichts und dachte über seine Optionen nach. Als hätte ihre Offenbarung alles verändert.
Gut, das hatte sie auch. Für sie beide. Raine war nach wie vor entschlossen, sie zu beschützen. Sie ging sogar davon aus, dass er es nicht mehr bloß wegen des Geldes machte. Also war es nicht so, als könne sie ihre Suche alleine fortführen – er würde darauf bestehen, sie zu begleiten, bis sie wieder daheim in Riverdale war.
Mit dem Wissen über den vierten Teil der Karte und der Tatsache, dass sie Raine alles erzählt hatte, schien es nur eine Option zu geben.
„Also, Raine Fowler, großer Finder von Dingen. Willst du mich begleiten?“
„Begleiten?“
„Willst du mir helfen,
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