Tiffany Valentinsband Band 1
Dornröschens Schloss zu finden?“
Ihre Blicke trafen sich. Die Aufregung, die sie spürte, spiegelte sich in seiner Miene wider, und er antwortete, ohne zu zögern.
„Ja, Ashlynn Scott. Ich will dir auf jeden Fall helfen.“
Raine hatte Ashlynn gewollt, seit er sie das erste Mal sah. Er hatte sie begehrt, sie angehimmelt. Hatte nach ihr gelechzt. Und sie schließlich besessen.
Als er sich aber nun mit ihr auf die Suche nach dem Schloss machte, merkte er erst, wie außergewöhnlich sie war. Sie liefen stundenlang. Kehrten nur in Dörfer ein, um Essen zu kaufen, und gingen dann weiter. Sie schliefen auf dem Boden, hatten nur einander, um sich gegenseitig warmzuhalten – oh, sie hielten sich warm, besonders während sie sämtliche Stellungen ausprobierten, die Ashlynn im Hotelfernsehen gesehen hatte.
Ashlynn beschwerte sich kein einziges Mal. Stark und unnachgiebig hielt sie mit ihm mit, und jedes Mal, wenn sie eine Stelle fanden, die sie von der Karte kannte, steckte sie ihn mit ihrer Begeisterung an.
Die Karte. Noch hatte er sich mit dem Gedanken nicht ganz angefreundet, aber er bezweifelte nicht, dass der Teil, den die Männer hatten, das letzte Viertel der Karte war. Wenn er, an was er sich erinnerte, im Kopf zusammenfügte, dann passten die Linien exakt an die auf Ashlynns Kartenteilen.
Bald schon wurde ihnen klar, wie gut es war, dass er zumindest einmal einen Blick auf das fehlende Stück geworfen hatte, denn darauf hatte er eine komplizierte Kreuzung gesehen, die Ashlynn ohne sein Wissen in eine völlig verkehrte Richtung geführt hätte. Raine fühlte sich daher als gleichwertiger Partner, auch wenn er viel später dazu gekommen war, aber immerhin hatte er auch etwas dazu beigetragen, den richtigen Weg zu finden.
Was sie erwartete, wenn sie das Schloss wirklich fanden, wusste er nicht. Ein Teil seines Selbst ließ ihn befürchten, dass sie gar nichts finden würden und das alles nur ein altertümlicher Streich war … eine Karte, die vor vielen Hundert Jahren in Scherzartikelläden verkauft wurde.
Ein anderer Teil – der, der ihm immer gute Dienste geleistet hatte, wenn es darum ging zu erreichen, was andere für unmöglich hielten – sagte ihm, dass sie auf dem Weg zu etwas ganz Großem waren. Für ihn wären das Gold und Juwelen. Für sie war es ein bedeutender archäologischer Fund. Er hoffte, sie hatten beide recht.
Am späten Nachmittag erreichten sie einen See, der in Amerika vermutlich längst mit Umweltgiften verschmutzt wäre. Dieser hier sah nicht ganz so wassergrün und klar aus wie die meisten anderen in Elatyria, aber es war Wasser. Zumindest sollte man sich damit den Schweiß abwaschen können.
Er kramte in seinem Bündel und fischte ein Stück grobe Seife heraus, das er im letzten Dorf gekauft hatte. Das schien Ewigkeiten her. Seitdem waren sie zwei Tage unterwegs, ohne eine Menschenseele zu sehen oder ein Cottage oder auch nur einen bestellten Acker. Die Landschaft wurde rauer, dicke Bäume hatten dürren, skelettartigen Stümpfen Platz gemacht, und die Temperatur schien um einiges gestiegen zu sein.
„Willst du was trinken?“, fragte er und deutete auf das Wasser. „Ein bisschen den Staub abwaschen?“
„Unbedingt.“
Er reichte ihr die Seife, aber anstatt sie zu nehmen, ließ Ashlynn den Arm wieder sinken und starrte, den Mund leicht geöffnet, an Raine vorbei in die Ferne.
„Ash? Was ist los?“, fragte er und fuhr mit wild schlagendem Herzen herum. Hatten die Männer sie etwa eingeholt? Er hatte in den letzten Tagen mehr als einmal das Gefühl, jemand folgte ihnen.
Nein, da war niemand, aber er würde sich nicht in Sicherheit wiegen. Es ging nicht länger darum, seinen Lohn zu bekommen oder einen Job zu beenden. Es ging darum, Ashlynn zu beschützen.
Weil er ihr verfallen war. Vollkommen.
Jede Stunde, die sie zusammen verbrachten, zementierte diese Gewissheit fester in seinem Kopf … und in seinem Herzen. Raine hatte diesem Organ nie besonders viel Aufmerksamkeit geschenkt, bis zu dem Tag, als er Ashlynns Gesicht mit seinem Hemd gewaschen und die Lippen dieser wundervolle Frau genossen hatte. Seit dem Moment wusste er, dass er Ashlynn Scott wahrhaftig ernstlich lieben könnte. Jede gemeinsam verbrachte Minute hatte seither dafür gesorgt, dass sie in seinem Leben fester Fuß fasste.
Er wusste nicht, wie er ihr Lebewohl sagen sollte, wenn das alles hier vorbei wäre, und ein großer Teil von ihm hoffte, dass es nicht dazu kommen würde. Hey, die Leute
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