Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tiffany

Tiffany

Titel: Tiffany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
Vom Netzwerk:
neppen konnten.
    »Wollten sie nur dein Geld?«
    »Ist das vielleicht nicht genug? Könntest du mir jetzt die Hände losbinden?«
    »Gleich. Warum haben sie dich so hier liegen gelassen?«
    Er sagte nichts, aber ich hatte das Gefühl, das hier irgendetwas nicht stimmte. Chaski war ein alter Mann. Sie hatten wenig von ihm zu befürchten, denn ein Hehler würde nicht so schnell zur Polizei rennen und sich über den Diebstahl von Schwarzgeld oder heißer Ware beschweren. Tiffany hatte keinen Grund, ihm einen Herzinfarkt zu verursachen. Wenn ich mich nicht sehr irrte, hätte sie wenigstens seine Hände losgebunden, damit er sich hätte befreien können, sobald sie und Patty weit genug weg waren.
    Oder sollte der Hehler für eine Nacht außer Gefecht gesetzt werden?
    »Was hatten sie mit dem Geld vor?«, wagte ich einen Versuch.
    »Woher soll ich das wissen?«
    Ich dachte an Tiffany mit einer Pistole und einer größeren Geldsumme. »Meiner Meinung nach weißt du ganz genau, wo sie hin sind«, sagte ich auf gut Glück. »Und dich haben sie deshalb so gut verpackt, damit du ihnen niemanden auf den Hals hetzen konntest.«
    »Wen sollte ich ihnen denn auf den Hals hetzen?«, fragte er beleidigt. »Solche Verbindungen habe ich nicht.«
    »Du hast mich«, erwiderte ich.
    Er schwieg einen Moment lang. Ich konnte sein Gehirn förmlich arbeiten hören. »Ich weiß ja noch nicht einmal, wer du bist.« »Ich bin nicht zufällig hier vorbeigekommen, oder um einen Hehler aus seinen Rouladenwickeln zu befreien. Ich bin hinter diesem Pärchen her.«
    Chaski entspannte sich ein wenig. »Wenn du von den Bullen wärst, hättest du mich schon längst losgebunden. Das wäre deine Pflicht.«
    »Ich habe nicht viel mit Pflichten am Hut, aber ich will ein kleines Geschäft mit dir machen, jedenfalls, wenn du aufhörst, meine Zeit zu verschwenden.«
    »Was für ein Geschäft?«
    »Du sagst mir, wo sie sind, und ich knöpfe sie mir vor.«
    »Und was habe ich davon?«
    »Ich kann dich auch gerne hier liegen lassen. Deine Ladentür steht offen. Bis man dich morgen findet, haben die Junkies sich sicher schon um dein Inventar gekümmert.«
    Ich presste ihm wieder den Knebel an den Mund. Er fing heftig an zu zappeln. Nach einer Weile nahm ich meine Hand wieder weg.
    Er spuckte den Knebel weg und sagte rasch: »Sie wollten die Adresse eines Straßendealers von mir wissen.«
    »Meine Geduld lässt allmählich nach.«
    »Frits Fikker«, sagte er schnell. »Er wohnt mit seinem Freund zusammen in einer Mietwohnung in der Galstraat, Nummer vierundzwanzig. Bindest du mich jetzt los?«
    »Wie kommt es …« Ich schwieg. Es war logisch, dass Tiffany den Straßendealer kannte, aber nicht wusste, wo er wohnte. Außer vor ihrem Dealer hielten die Kleindealer ihre Adressen geheim, um Probleme mit den Junkies zu vermeiden. Sie vertickten das Zeug irgendwo an einer festen Stelle, unter einem Tor, an einer Straßenecke. Daher ihr Name. Ich änderte die Frage ein wenig ab: »Woher kanntest du Fikkers Adresse?«
    »Er schickt mir Kunden.«
    Tiffany war wahrscheinlich eine von ihnen gewesen. »Von mir hat er nichts zu befürchten, also brauchst du ihn auch nicht anzurufen, okay?«
    Ich dachte darüber nach, das Telefon auf seinem Schreibtisch gebrauchsuntüchtig zu machen, aber Chaski hatte vermutlich Dutzende, von Junkies geklaute Telefone in seinem Geschäft. Ich nahm mein Taschenmesser und schnitt die Kordel um seine Handgelenke durch. »Ruhig liegen bleiben, bis ich weg bin«, sagte ich. »Dann kannst du den Rest losmachen. Ich hoffe, dass wir uns verstehen, was das Telefonieren angeht. Wenn du Schwierigkeiten machst, komme ich und binde dich wieder fest, und zwar für längere Zeit.«
    Er traute sich noch nicht einmal, seine befreiten Handgelenke zu bewegen.
    Ich kannte die Gegend, ich hatte hier früher einmal zusammen mit Bart und einigen Kollegen eine spektakuläre Festnahmeaktion mit Brechstange und gezogenen Dienstpistolen durchgeführt. Es war ein ehemaliges Arbeiterviertel außerhalb des Stadtzentrums, das noch aus der Vorkriegszeit stammte, mit beengten Wohnungen, in denen heutzutage Einzelgänger, Randexistenzen und ein paar Künstler hausten. Es gab keine Fahrstühle, dafür aber herumfliegenden Müll, Graffiti, zerbeulte Briefkästen und Betontreppen. Hier und da eine noch nicht kaputtgeworfene Lampe.
    Sie hatten einen großen Vorsprung, und ich rechnete mir nur eine geringe Chance aus, Tiffany hier noch irgendwo zu erwischen. Auf dem Briefkasten von

Weitere Kostenlose Bücher