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Tiffany

Tiffany

Titel: Tiffany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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ausgestopfter Reiher.
    Im Schein der Lampe fand ich einen Klingelknopf. Ich zog meinen Finger wieder zurück, als ich sah, dass die Lichtreflexe an einer Stelle unter dem Türknauf unterbrochen waren.
    Aus dem Glas war ein faustgroßer Kreis herausgeschnitten worden.
    Ich schaltete meine Lampe aus und schaute mich um. Die Gasse war menschenleer. Ich legte mein Taschentuch um den Türknauf, bevor ich ihn ausprobierte. Die Tür war nicht verschlossen. Ich kannte diese Art von Läden und fasste automatisch nach oben an die Türglocke. Ich hatte keine Handschuhe dabei, aber ein paar verwischte Fingerabdrücke auf einer Glocke erschienen mir weniger schlimm als nächtlicher Tumult. Ich ging hinein und schloss die Tür, bevor ich die Glocke vorsichtig losließ.
    Der Laden roch nach Staub, Grünspan, Transformatoren und den typischen Ausdünstungen von Bakelit, nachdem es jahrelang als Gehäuse altmodischer Radios und Schalter gedient hat. Ich blieb lauschend zwischen den hängenden, stehenden und aufgestapelten Gegenständen stehen, ohne viel mehr sehen zu können als undeutliche Umrisse und vage Reflexe auf Glasvitrinen. Ein Auto fuhr langsam durch die Gasse. Als es vorbei war, hörte ich nur noch das Ticken einer Uhr.
    Ich deckte den Lichtstrahl meiner Lampe mit den Fingern so weit wie möglich ab und schlich vorsichtig durch den Ladenraum. Ich entdeckte eine offen stehende Tür, die zu einem Gang führte. Von oben hörte ich gedämpftes Poltern und Scharren.
    Behutsam stieg ich die Treppe hinauf. Nirgendwo brannte Licht, aber das Geräusch drang hinter einer angelehnten Tür im Halbgeschoss hervor. Die Tür quietschte, als ich sie aufstieß, und das Geräusch hörte abrupt auf.
    »Ist hier jemand?« Etwas Intelligenteres fiel mir in diesem Augenblick nicht ein.
    Füße trampelten auf einen Holzfußboden. Jemand knurrte gedämpft. Ich richtete meinen Lampenstrahl auf das Geräusch. Nol Chaski sah unbedeutender aus als in meiner Erinnerung. Er lag in einem fahlblauen Pyjama auf der Seite hinter einem Metallschreibtisch. Seine Hände waren fest auf seinem Rücken gefesselt und seine Beine wie getrocknete Würstchen mit Elektrokabel umwickelt. Sein ältliches Fuchsgesicht war komplett mit einem Küchenhandtuch zugebunden, in das in der Mitte ein Loch für seine Nase hineingeschnitten worden war.
    Ich hockte mich neben ihn und verstellte meine Stimme etwas. »Lass uns doch ein wenig im Dunkeln zusammensitzen«, sagte ich. »Wer weiß, was ich noch mit dir vorhabe. Benimm dich also gefälligst.«
    Sein Kopf bewegte sich heftig auf und nieder, und er schrak zurück, als ich das Küchenhandtuch ein Stück hochhob und ihm den Knebel aus dem Mund zog.
    Chaski spuckte Staubteilchen aus, schnappte nach Luft und keuchte: »Wer bist du? Binde mich los!«
    »Nun aber mal langsam. Ich stelle hier die Fragen.« Ich presste ihm den Taschentuchknebel auf den Mund. »Sonst kommt der wieder rein. Okay?«
    Chaski nickte. Ich hielt die Lampe auf seinen Kopf gerichtet.
    »Wer hat dich denn zu so einem hübschen Paket verschnürt?«
    »Einbrecher.«
    Ich presste ihm erneut den Knebel auf den Mund. Chaski schüttelte wild den Kopf. »Warte, warte! Also, ich lag im Bett, da hat mir einer eine Pistole an den Kopf gedrückt, sie haben mir die Hände auf den Rücken gebunden und ein Tuch über die Augen gezogen, und dann haben sie mich hierhin geschleppt. Ich habe sie nicht gesehen.«
    »Sie? War es mehr als einer?«
    »Ich glaube, ein Pärchen. Die Einzige, die geredet hat, war die Frau.«
    »Hast du ihre Stimme erkannt?«
    »Sie hat gelispelt, ich glaube, mit Absicht. Vielleicht ist sie schon mal hier gewesen.«
    Ich war nicht der Einzige, der nicht erkannt werden wollte. Ich musste mich konzentrieren, um meine Stimme eine Oktave zu senken. »Was wollten sie?«
    »Was denkst du denn, die haben mir mein Geld geklaut und weiß Gott was noch alles.«
    »Wussten sie, wo du dein Geld aufbewahrst?«
    Er atmete rasselnd durch die Nase aus. »Sie wollten mich kastrieren.«
    »Und du konntest nichts erkennen?«
    »Sie hat mich an der Hose gepackt und gesagt, sie würde mir die Eier abschneiden.«
    Tja. »Wie viel war es?«
    »Mindestens fünftausend.«
    Das nahm ich mit einer gewissen Skepsis zur Kenntnis, denn ich hatte noch nie gehört, dass ein Krimineller über gestohlenes Geld oder andere abhanden gekommene Gegenstände korrekte Angaben gemacht hätte. Im Übrigen war das bei normalen Leuten nicht anders, jedenfalls, wenn sie dadurch eine Versicherung

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