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Tiffany

Tiffany

Titel: Tiffany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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nicht viel dabei.« Es klang entschuldigend, als solle ich es ihr nicht verübeln, dass sie Patty kein Geld für Drogen geben konnte, sodass die auf den Strich gehen musste. Ich zweifelte nicht daran, dass Patty in ihrem Verhältnis die Hosen anhatte.
    »Ich bin auch zwischendurch immer mal wieder arbeitslos«, sagte ich verständnisvoll.
    Hanneke nickte und nahm mir gegenüber Platz, ihre knochigen Hände auf den braunen Rock über ihre Knie gelegt. »Ich habe einige Semester Niederländisch studiert, musste aber damit aufhören, als ich krank wurde. Tineke hat für mich gesorgt.« Sie zögerte. »Alles wäre einfacher, wenn sie keine Drogen nehmen würde. Ich versuche, sie …« Verwirrt brach sie ab, fuhr aber dann entschlossener fort: »Ohne Tiffany wäre sie ein richtiger Junkie.«
    »Ist Tiffany hier gewesen?«
    »Ja, heute Morgen. Wir haben zu dritt zu Mittag gegessen. Danach bin ich einkaufen gegangen, und als ich nach Hause kam, waren die beiden weg.«
    »Sind sie … arbeiten gegangen?«
    Sie geriet für einen Augenblick in Verlegenheit: »Ich habe mich nie dran gewöhnen können. Ich habe immer Angst, ich kann nicht einschlafen, bevor sie nicht zu Hause ist. Ich weiß nicht, wo sie hin sind.«
    »Hat Tiffany nichts gesagt?«
    »Sie hat eine große Puppe mitgebracht, in einer wunderhübschen Schachtel. Ich dachte, sie sei ein Geschenk für Tineke …« Hanneke biss die Zähne zusammen. »Nein, ich habe gedacht, die Puppe wäre ein Geschenk für uns beide. Sie sah aus wie ein echtes Baby, in hübschen Kindersachen und mit blauen Augen, die auf und zu gingen, und wenn man ihren Rücken berührte, sagte sie: Mami, Mami.« Sie wich mir mit den Blicken aus und gab dann zu: »Ich denke manchmal an ein Baby, wissen Sie, und ich fand dieses Geschenk ziemlich geschmacklos von ihr. Es …«
    »Aber ich glaube nicht, dass Tiffany es wirklich so gemeint hat«, sagte ich tröstend.
    Sie kämpfte mit ihren unterdrückten Gefühlen. »Tiffany hat nicht gesagt, für wen sie eigentlich bestimmt war, aber als ich nach Hause kam, war die Puppe auch weg. Ich weiß nicht, wo sie hingegangen sind. Tineke hat eine Nachricht hinterlassen, dass sie heute Nacht nicht Hause kommen würde und dass ich nicht auf sie warten solle.«
    Zusammen Hals über Kopf verschwunden, mit Puppe und Pistole. »Hatte Tiffany Drogen genommen?«
    »Nein, jedenfalls habe ich nichts davon bemerkt.« Sie schüttelte den Kopf. »Sie hat sehr fröhlich gewirkt, aber gleichzeitig war sie irgendwie … Ich weiß nicht, ich kann es nicht beschreiben.«
    »Hatten sie etwas Bestimmtes vor?«
    Hanneke zuckte mit ihren mageren Schultern. »Wir haben gegessen und über alles Mögliche geredet. Ich hatte das Gefühl, dass sie Tineke für irgendetwas brauchte, und dass sie nicht darüber reden wollte, solange ich dabei war.«
    »Hinterlässt Patty immer eine Nachricht?«
    »Das ist nicht nötig, ich bin meistens zu Hause, wenn sie weggeht, manchmal schon gegen vier, manchmal erst abends. Es tut mir Leid, dass ich Ihnen nicht weiterhelfen kann. Haben Sie eine Ahnung, wo sie sein könnten?«
    Ich schüttelte den Kopf und stand auf. »Aber ich habe den Eindruck, dass Patty eine Frau ist, die sich durchaus zu helfen weiß.«
    Sie nickte hoffnungsvoll. »Sie heißt Tineke.«
    Tineke und Hanneke. Das Einzige, was ich hier tun konnte, war zu warten, bis ich schwarz wurde. Ich ging an ihren Schreibtisch und schrieb ihr meine Telefon nummern auf. »Wenn Tiffany zurückkommt, sag ihr bit te, sie soll mich anrufen. Oder ruf du mich an, wenn du etwas hörst. Du würdest mir damit einen großen Gefallen tun.«
    Im Auto schoss mir eine Bemerkung von Tiffany durch den Kopf.
    Ob sie dafür meine Pistole brauchte?
    Das wäre an sich eine ziemlich harmlose Geschichte, obwohl jeder Polizist sie in seinem Bericht als bewaffneten Raubüberfall melden müsste.
    Hehler hatten keine festen Öffnungszeiten, und ich war gerade ganz in der Nähe. Ich konnte wenigstens mal vorbeifahren und nachsehen.
    Ich stellte meinen Wagen in der Egelantiersgracht ab und spazierte in die Seitengasse hinein, in der Nol Chasky laut seiner Visitenkarte sein An- und Verkauf-Geschäft betrieb.
    Die Gasse war so dunkel wie die sprichwörtliche stille, finstere Seitenstraße. Ich musste meine Taschenlampe einschalten, um den Namen auf der schmuddeligen Schaufensterscheibe lesen zu können. Dahinter blitzte ein Sammelsurium von Vasen, Schmuck, Kupfergegenständen und elektronischen Geräten auf. Mittendrin stand ein

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