Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tiffany

Tiffany

Titel: Tiffany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
Vom Netzwerk:
gewinnen. »Ich heiße Max«, sagte ich. »Tiffany wurde gestern Nacht vor meinem Haus aus einem Auto geworfen. Sie war verletzt. Ich habe den Arzt gerufen, es war aber nichts Ernstes. Heute Morgen war sie dann verschwunden.«
    Madonna schaute mich genauso merkwürdig an wie CyberNel es getan hatte. »Was willst du denn noch von ihr?«
    »Ich mache mir Sorgen«, bekannte ich. »Ist sie auf ihrem Boot?«
    »Vielleicht …« Madonna kniff die Augen zusammen und stöhnte leise. Wir verschwendeten Zeit, die wir möglicherweise nicht hatten. »Wo liegt ihr Boot?«, fragte ich.
    Wieder antwortete sie im Flüsterton. »Melanie hat heute Nachmittag einen Notarztwagen und die Polizei auf der Lijnbaansgracht gesehen, und die Leute haben erzählt, auf dem Boot sei eine junge Frau ermordet worden. Patty und Fleur sind auch nicht da.«
    Inzwischen machte ich mir ernsthaft Sorgen. »Wann hast du die beiden zuletzt gesehen?«
    Sie seufzte. »Gestern Abend waren alle drei da. Sie hängen immer zusammen rum.«
    »Aber Tif ist diejenige, die das Sagen hat?«
    »Fleur ist gestern an einen gewalttätigen Freier geraten. Sie konnte nicht mehr arbeiten, da hat Tif ihr etwas gegeben, das sie geklaut hat und sie weggeschickt …«
    »Und danach ist Tif selbst mit einem Kunden mitgegangen? Warst du dabei?«
    Sie nickte.
    »Hast du das Auto gesehen?«
    Madonna starrte vor sich hin. »Sie hat uns ein Zeichen gegeben, dass alles okay ist, und dann gucken wir nicht genauer hin. Es war ein schicker Wagen. So was sieht man hier nur selten. Diese Leute gehen normalerweise in die Luxusbordelle.«
    »Ein Mercedes?«
    »Nein, der Kunde von Patty, der hatte einen Mercedes. Es könnte ein Audi gewesen sein.«
    Sie kannten sich natürlich mit Autos aus, schließlich hielten sie die ganze Nacht nach ihnen Ausschau. »Kannst du dich noch an die Farbe erinnern?«
    »Er war dunkel. Mehr kann man bei der Beleuchtung hier nicht erkennen.«
    »Hast du den Mann gesehen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Dem Audi nach zu urteilen, könnte der Mistkerl glatt so was wie ein angesehener Rechtsanwalt gewesen sein.«
    »Und Patty hatte einen Kunden mit Mercedes?«
    »Ja, aber das war viel später.« Sie drehte ihr Handgelenk, und ich erkannte Kugelschreiberspuren darauf. »Ich habe die Nummer aufgeschrieben.« Sie starrte auf ihren Arm; die Schrift hatte in den letzten vierundzwanzig Stunden gelitten, aber das Kennzeichen war noch lesbar. Ich schrieb es auf. »Ist das ein O oder ein D?«
    »Ein D«, antwortete sie hilfsbereit. »KD.«
    »Wo wohnt Patty?«
    »Ich weiß es nicht so genau, aber ich glaube, in der Nähe von Tif.«
    »Ich muss mal kurz telefonieren«, sagte ich. »Bleib doch bitte noch einen Moment sitzen.«
    »Warum?«
    »Vielleicht brauche ich deine Hilfe.«
    »Aber ich muss doch arbeiten«, protestierte sie schwach.
    »Willst du denn nicht wissen, was mit Tif passiert ist?« Ich stieg aus und schloss die Fahrertür hinter mir, bevor ich mein Handy zur Hand nahm.
    Bart kam aus dem Präsidium heraus, das Jackett locker über die Schulter geschwungen. Er starrte die dunkle Gracht hinunter. Ich hatte den BMW mit zwei Reifen auf dem Bürgersteig geparkt und blinkte ihn mit den Scheinwerfern an. Er schlenderte auf mich zu und öffnete die Beifahrertür. »Warum kommst du nicht rauf?«, fragte er. »Du fürchtest dich doch nicht etwa vor den alten Kollegen?« Dann erkannte er die Gestalt auf dem Rücksitz. »Aha.«
    »Steig ein«, sagte ich. »Das ist Madonna. Sie kann dir vielleicht helfen.«
    Ich schaute mich nach hinten um. Beim Anblick des blauen Polizeischildes am Gebäude machte sie ein Gesicht wie eine verängstigte Ratte.
    Bart nickte ihr zu und stieg ein. Ich hoffte, dass sein joviales Babyface sie beruhigte. »Fahr los. Nach Osdorp. Ich gehe mal davon aus, dass du den Weg noch kennst.«
    Ich gab Gas. Autos, hell erleuchtete Grachten, dunkles Wasser, Fahrradfahrer, Straßenbahnen, finstere Gassen. »Hat man eine Autopsie durchgeführt?«
    »Vielleicht würdest du mir erst mal erzählen, was du damit zu tun hast?«
    »Gleich.« Ich wies mit dem Kopf nach hinten. »Ist denn um diese Zeit noch jemand da?«
    »Ich habe Tourmans hinbestellt, einen der Assistenten.«
    Das Tor stand offen, und die Außenbeleuchtung brannte. Der Pathologieassistent stand in der Seitentür neben dem Hörsaal, ein schlanker Surinamer, der ganz offensichtlich in großer Hast einen weißen Kittel über seine Hose und seinen Pullover gestreift hatte, sodass der Kragen nach innen

Weitere Kostenlose Bücher