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Tiffany

Tiffany

Titel: Tiffany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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gehörte es durchaus auch zu meinen Grundsatzüberzeugungen, dass ein jeder das Recht auf sein eigenes Leben besaß, über das nur er allein zu entscheiden hatte.
    »Ich täte ja nichts lieber, als mich in nichts einzumischen«, erwiderte ich. »Aber deinen Tod auf dem Gewissen zu haben geht mir etwas zu weit, und deshalb kann ich dich nicht einfach wieder auf die Straße setzen. Und jetzt hör auf zu weinen. Wir haben uns nun mal gegenseitig am Hals. Du bist mein Gast, und das heißt: keine Drogen. Erstens, weil ich mich weigere, Drogensucht zu unterstützen, und zweitens, weil es für mich wichtig ist, dass du einen klaren Kopf hast. Zugedröhnt bist du mir keine Hilfe.«
    Sie putzte sich das Gesicht mit einer Serviette ab. »Ich bin kein Junkie.«
    Sie sah so jung aus. »Ist dein Alter auch ein Geheimnis?«, fragte ich.
    »Ich bin zweiundzwanzig.«
    Das war doch schon mal der kleine Finger. Die ganze Hand war noch nicht drin. »Du kannst mein Eis auch noch essen. Möchtest du einen Kaffee?«
    »Erzähl mir lieber, was eigentlich los ist.« Für den Augenblick verzichtete sie auf ihre Spielchen, es sei denn, dieses war auch eines.
    Ich ließ mich wieder auf meinen Stuhl sinken. »Ich habe in meinem Schlafzimmer einen Ausweis von einem deiner Kunden gefunden. Er heißt Joris Grimshave und studiert in Leiden.«
    »Dieser Widerling. Hat er Fleur ermordet?«
    »Nein. Er hat nur einen Aktenkoffer seines Vaters in einem Schließfach untergebracht und den Schlüssel in seine Brieftasche gesteckt. Dieser Koffer enthält etwas, das wichtig genug ist, dass Fleur umgebracht wurde. Sie wissen, dass du die Brieftasche geklaut hast und kämmen die ganze Stadt durch, um dich zu finden. Mit Hilfe deines Drogendealers wäre ihnen das auch beinahe gelungen.«
    »Hat sein Vater Fleur ermordet?«
    »Grimshave ist der allseits respektierte Militärberater des Verteidigungsministers«, erklärte ich.
    »Na und?« Wahrscheinlich hatte sie genügend Erfahrung mit allseits respektierten Herren.
    »Was hast du denn mit dem verdammten Schlüssel gemacht?«
    Sie schaute drein, als gebe sie sich äußerste Mühe, sich daran zu erinnern, aber ich sah, dass sie den Ernst der Lage nicht erfasste. »Weggeworfen, zusammen mit dem Rest.«
    »Unter das Bett?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Vielleicht hat die Putzfrau ihn gefunden.«
    »Ich habe keine Putzfrau.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Kann ich was daran ändern?«
    »Nein, du kannst gar nichts tun, außer hier zu bleiben und auf Nina zu hören. Ich kann dich nicht einsperren. Morgen gehe ich dir etwas zum Anziehen holen.«
    »Ich brauche Nina nicht.«
    »Natürlich nicht. Betrachte sie einfach als eine Art Gesellschafterin.«
    Sie schlug die Augenlider hoch. Sie hatte erstaunlich schöne, lange Wimpern.
    »Ich bin ja selbst eine Art Gesellschafterin«, bemerkte sie spöttisch.

6
    CyberNel hatte im Fall Brakman Fortschritte erzielt und erwartete als Belohnung mindestens ein Mittagessen in der Stadt. Wir brauchten keine Computer, um zu wissen, dass andauernd bei Leuten eingebrochen wurde, die gerade in Urlaub waren, aller Einbruchspräventionskampagnen zum Trotz. Nel hatte sich also auf Einbrüche bei älteren Leuten konzentriert, die deshalb nicht zu Hause gewesen waren, weil sie eine Zeit lang im Krankenhaus gelegen hatten. Sie fand vier, von denen drei noch nicht lange her waren, und zwar bei älteren Leuten, die alle in demselben Krankenhaus behandelt worden waren. Der Bruder von Brakman war einer von ihnen gewesen. In diesem Krankenhaus hatte sie eine Schwester ausfindig gemacht, die stundenlang mit den älteren Patienten redete und mittels besonderer Aufmerksamkeiten ihr Vertrauen gewann.
    »Also eine nette Krankenschwester«, sagte ich.
    CyberNel strahlte vor Zufriedenheit. »Ja, aber sie wohnt mit einem zwielichtigen Typen zusammen, der ein Vorstrafenregister von hier bis Frankreich hat.«
    »Bitte teile Bart Simons deine Ergebnisse mit.«
    Sie warf mir einen gekränkten Blick zu. »Wir machen uns die ganze Arbeit und geben das Resultat dann einfach so an die Polizei weiter?«
    »Ich habe keine Zeit, mich darum zu kümmern.«
    »Blödsinn. Wir können ohne weiteres an zwei Fällen gleichzeitig arbeiten.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Brakman ist tot und begraben. Ich dagegen versuche ein lebendiges Mädchen zu schützen, das entführt oder ermordet wird, sobald sie sich irgendwo blicken lässt. Es will ihr einfach nicht in den Kopf, dass sie in Gefahr schwebt. Bei der nächsten

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