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Tiffany

Tiffany

Titel: Tiffany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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wach werden. Ihre Tür ist nicht abgeschlossen. Verhalten Sie sich normal, behandeln Sie sie weder wie eine Patientin noch wie ein kleines Kind. Machen Sie ihr etwas zu essen. Befolgen Sie ganz genau meine Anweisungen.«
    »Ja, Mevrouw«, antwortete ich, aber da eilte sie schon die gefliesten Stufen hinunter und verschwand um die Ecke des Bauernhofs. Weiter entfernt übte ein Schwarm Stare seine Angriffstaktiken auf eine Gruppe alter Kirschbäume, die kaum die ersten Blüten trugen. Die Dämmerung rückte von Osten her näher.
    Verhalten Sie sich normal.
    Aus dem oberen Stockwerk war kein Geräusch zu hören. Im Atelier herrschte noch dasselbe staubige Chaos wie vorher, aber das Wohnzimmer und die angrenzende Küche sahen sauber und aufgeräumt aus. Nina Keereweer war offenbar nicht die Art von Krankenschwester, die sich, sobald der Patient schlief, in Arztromane vertiefte, weil Hausarbeit nicht zu ihren vertraglich festgelegten Aufgaben gehörte.
    Nina hatte einen Elektroradiator eingeschaltet und die Einkäufe lagen im Kühlschrank. Eingeschweißte Steaks aus dem Supermarkt, gewaschener und geschnittener Salat in Zellophan, ein paar spanische Tomaten, Avocados, Käse, Wurst, Butter. Eis im Gefrierfach. Krankenschwestern wissen, dass Drogenabhängige ganz wild auf Eis sind. Ich fand Graubrot und Weißbrot im Brotkasten darüber.
    Ich begann, eine Mahlzeit zuzubereiten, und deckte den Tisch besonders sorgfältig, für meinen Gast. Ich hatte keine Ahnung, wie ich mich benehmen oder wie ich das Haus gestalten sollte, damit sie sich wohl fühlte und ein Gefühl der Sicherheit empfand. Ich legte eine CD in Margas Stereoanlage ein und beschloss, im Kamin Feuer zu machen, alles um der Gemütlichkeit willen.
    Während ich das Streichholz an das Papier hielt, fragte ich mich, was ich hier eigentlich tat. Das hier war neu für mich. Ich hatte keine Rolle einstudieren können, ich musste auf meine Phantasie zurückgreifen. Ich war der Arzt, sie die Patientin. Ich war der Retter, sie die Ertrinkende. Ich war Onkel Max, sie eine unbekannte Nichte. Sie war eine Hure. Wahrscheinlich wäre ihr ein Hamburger oder ein Hotdog lieber gewesen. Oder ein Schuss.
    Ich hörte sie die Treppe hinunterkommen und ging an die Küchentür, die ich offen gelassen hatte. Sie stand auf der obersten Stufe und betrachtete Margas Atelier.
    »Hallo«, sagte ich. »Hier entlang.«
    Sie schaute mich argwöhnisch an. Sie trug die grüne Jeans und den braunen Pullover, der immer noch ziemlich locker saß, obwohl ich ihn in Margas Waschmaschine bei sechzig Grad geschrumpft hatte. Mit gekämmten Haaren und ohne Make-up sah sie aus wie eine magere Schülerin mit zu großen Brüsten, ein aufgeschrecktes Fohlen.
    »Ich hoffe, du hast Hunger«, sagte ich.
    Mit steifer, ein wenig ungeschickter Höflichkeit ließ ich sie durch die Küche ins Wohnzimmer mit dem schwarzweiß karierten Vermeer-Linoleum vorausgehen. Sie warf einen gleichgültigen Blick auf den brennenden Kamin, die Gläser, den Wein und die Kristallkaraffe mit Wasser auf dem gedeckten Tisch. Etwas Berechnendes stand in ihren Augen, als ich den Stuhl für sie zurückzog.
    »Ich habe mir gedacht, wir machen einfach das Beste daraus«, sagte ich gespielt munter, wie ein Idiot. »Essen ist der schönste Moment des Tages, man kann sich sogar dabei unterhalten.«
    Es war, als redete ich mit einer imaginären Person. »Was ist das für ein Fraß?«, fragte sie ordinär.
    Ich biss mir auf die Lippen. »Jedenfalls kein Hotdog.« Ich bildete mir ein, ganz kurz einen Anflug von Spott auf ihrem Gesicht zu erkennen, weil ich so verärgert war.
    Tiffany piekte mit der Gabel ein Stückchen Avocado von ihrem Teller, angemacht mit Pfeffer und Salz und einem Tröpfen Zitronensaft. Es lag inmitten hübsch angerichteter Tomatenscheiben, Petersilienblättchen, Salatblättern sowie einem Stückchen Gänseleberpastete aus der Dose, die ich in Margas Vorratsschrank gefunden hatte. Baguette lag außerhalb von Ninas Vorstellungswelt, aber ich hatte einige Scheiben des fertig geschnittenen Weißbrots getoastet und sorgfältig in einem Korb arrangiert. Doch vielleicht hätte ich mir die ganze Mühe sparen können.
    Ich hielt die Weinflasche über ihr Glas, halb in der Erwartung, dass sie mich fragen würde, was für ein Gesöff das sei. Doch sie schüttelte nur den Kopf und griff nach der Wasserkaraffe. Sie stieß damit an ihr Glas, und erst da wurde mir bewusst, dass sie nervöser war als ich.
    Sie aß schweigend von ihrer

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