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Tiffany

Tiffany

Titel: Tiffany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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erwartest du von mir? Ich habe sie gebeten, nicht zu viel Unordnung zu hinterlassen.«
    »Wie lange haben sie sich in meiner Wohnung aufgehalten?«
    »Ungefähr eine Stunde lang, sie haben mir den Schlüssel in den Briefkasten geworfen. Ich war froh, dass sie einigermaßen diskret vorgegangen sind, aber trotzdem.«
    »Die ganze Sache ist ein Irrtum«, sagte ich lahm.
    Er schnaufte. »Meinetwegen, aber du musst verstehen, dass wir hier solche Vorgänge nicht tolerieren können.«
    Ich nickte. »Ich werde mich nach einer anderen Wohnung umsehen«, versprach ich und ließ ihn stehen.
    Ich ging zurück zu meinem Auto, um CyberNel anzurufen. Sie war zu Hause in ihrer Dachwohnung und klang ein wenig kurz angebunden.
    »Ich habe eine Telefonnummer für dich, von dem Besitzer von Tiffanys Boot«, sagte sie. »Und ich werde gleich ein Treffen mit Bart Simons vereinbaren.«
    »Warte bitte noch damit. Ein paar angebliche Polizisten haben meine Wohnung durchsucht.« »Oh.«
    »Ja. Ich stehe vor der Tür und kann ohne dich nicht rein.«
    »Du meinst, ohne meine Ausrüstung.«
    Ich wartete im Auto und musste ein wenig lachen. Entführung einer Prostituierten. Schon Nietzsche hat gesagt, dass man mit findig improvisierten Halbwahrheiten gewöhnlich weiterkommt als mit den nackten Tatsachen.
    Der Vorfall machte mir jedoch eines klar, nämlich, dass ich mir keinerlei Nachlässigkeiten erlauben konnte. Wer auch immer dahinter steckte, verfügte über genügend Informationen, Leute und Mittel. Von Margas Bauernhof konnten sie allerdings kaum etwas ahnen. Ich besaß keine Briefe von Marga, ich bewahrte überhaupt nur selten Briefe auf. Ihre Adresse war nur eine von zahllosen anderen in meinem Adressbuch, und ihr Foto lag zwar in meiner Schreibtischschublade, aber sie konnten nicht wissen, um wen es sich bei ihr handelte.
    Was sonst noch? Der Computer. Alte Fälle, Berichte, meine Buchhaltung. Meulendijk. CyberNel war die auffälligste Kontaktperson, die aus meinen Computerdaten hervorgehen würde. Doch warum sollten sie CyberNel verfolgen?
    Vielleicht hatten sie sich noch nicht einmal Zeit für meine Papiere und meinen Computer genommen. Sie suchten einen Schlüssel. Wenn sie den gefunden hatten, existierte ich für sie nicht mehr.
    CyberNel stieg aus einem Taxi. Sie bezahlte den Fahrer, schwang sich ihre alte Ledertasche über die Schulter und kam auf mich zu. »Du kriegst dann die Rechnung.«
    Sie folgte mir, vorbei an Windhofs argwöhnischen Blicken. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie wirklich geglaubt haben, Tiffany hier zu finden«, sagte ich, als ich die Haustür öffnete.
    »Sie haben die Möglichkeit aber in Betracht gezogen«, erwiderte Nel. »Sie kamen als Polizisten verkleidet, weil sie sie dann einfach hätten verhaften und mitnehmen können, und wenn die gesamte Nachbarschaft dabei zugesehen hätte.«
    »Sie könnten allerdings deine Adresse gefunden haben.«
    Sie stieg vor mir die Treppe hinauf. »Ich bin ja nicht blöd.«
    »Aber sauer, stimmt’s?«
    Nel blieb kurz stehen. Dann wies sie mit einem Nicken auf meine Tür und sagte: »Kann schon sein.«
    Die Büroklammer lag auf dem braunen Teppichboden. Nel gab mir ihre Tasche und nahm ein kleines Etui heraus sowie ein elektronisches Gerät mit Antenne, Knöpfen und Mess-Skalen, das sie sich an einer Schnur um den Hals hängte. »Warte hier, und keinen Mucks.«
    Sie schob mich beiseite und ging hinein. Die Tür ließ sie offen stehen. Nach einer Weile winkte sie mich ins Wohnzimmer, legte den Zeigefinger auf die Lippen und verschwand im Schlafzimmer.
    Ich wartete. Sie hatten keine Unordnung veranstaltet, sondern nur Gegenstände hochgehoben, angeschaut und wieder zurückgelegt, selbstverständlich mit Handschuhen. In meiner Kochnische fiel mir lediglich ein wenig verschüttetes Kaffeepulver vor der Anrichte auf. Ich hob den Deckel vom Abfalleimer und sah, dass dieser mit einer klebrigen Mischung aus Kaffee, Zucker, Salz, Paniermehl und Erdbeermarmelade gefüllt war, dem Inhalt aller Dosen und Behälter, in denen ein Amateur vermutlich einen Schlüssel verstecken würde.
    CyberNel kehrte aus dem Schlafzimmer zurück und hockte sich in meinem Büro neben die Steckdose, die sich knapp oberhalb des Bodens in der Wand befand. Sie zog den Telefonstecker heraus und schraubte die Abdeckung der Steckdose ab. Dahinter waren Drahtverbindungen und zwei kleine Widerstände erkennbar. Für mich sah alles normal aus, doch Nel zeigte auf zwei winzige, glänzende, frische

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