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Tiffany

Tiffany

Titel: Tiffany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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weiß, dann würde ich es gerne heute noch hören.«
    Eine Bombe im Koffer, dachte ich, aber der Aufteilung ihrer Wohnung nach konnte CyberNel unmöglich durch eine Explosion aus ihrer Dachgeschosswohnung hinaus- und die Treppe hinuntergeschleudert worden sein. Und wie sollte eine Bombe oder eine Granate in den Koffer hineingekommen sein, nachdem Joris sein Kokain darin transportiert hatte? »Ich kann dir nicht helfen«, sagte ich.
    »Willst du etwa behaupten, dass du rein zufällig hier vorbeigekommen bist?«
    »Ich hatte einen Rechercheauftrag für Nel.«
    »Was für eine Art von Recherchen?«
    »Für einen Klienten. Ist das ein Verhör?«
    Sein Tonfall wurde unangenehm. »Ich habe von Bart gehört, dass du ihm die Identität einer ermordeten Nutte geliefert hast. Fleur Dalis, stimmt’s?«
    »Ein Tipp, zufällig aufgeschnappt.«
    »Hat Nel daran gearbeitet?«
    »Ich fahre jetzt zu ihr ins Krankenhaus.«
    Sein Gesichtsausdruck kam mir nur allzu bekannt vor, und ich hatte selbst genügend Erfahrung mit widerwilligen Zeugen, um zu verstehen, warum er sich so aufregte. »Das gesamte Korps weiß, dass Nel immer noch Personalnummern ehemaliger Kollegen benutzt, um in unseren Computern herumzuschnüffeln«, sagte er nach einer Weile. »Die meisten haben eine Schwäche für sie. Und für dich auch, manche mehr als ich, weil du deine Kameraden nie im Stich gelassen hast und du eine Kugel abgekriegt hast, als du noch für uns gearbeitet hast. Aber ich habe das Gefühl, dass du jetzt gerade einen Kollegen auflaufen lässt, und ich frage mich langsam, ob es sich nicht lohnen würde, dich von hier aus auf direktem Wege ins Präsidium zu schaffen.«
    »Du hättest nichts als Kopfschmerzen davon«, versicherte ich ihm. »Es ist wie bei der Mafia. Ich habe einfach zu viele Freunde.«
    »Ich hoffe nicht, dass ein Nuttenmörder dazugehört.«
    Jetzt ging er wirklich zu weit. »Wenn du mich ins Präsidium bringen willst, müssen mich die Kollegen schon in Handschellen abführen«, sagte ich wütend. »Du weißt, wo du mich finden kannst.«
    Ein Rettungsassistent hämmerte gegen meine Windschutzscheibe, zeigte auf seinen Rettungswagen und winkte mich aufgebracht zurück, als ich in der Schleuse der Notaufnahme anhielt. Ich kurbelte mein Fenster herunter. »Wart ihr im Hasseltsteeg und habt eine verletzte Frau abtransportiert?«
    »Ja, und jetzt zurück, wir müssen raus.« Er sah, was ich für ein Gesicht machte. »Es ist nichts Ernstes, sie ist gerade im OP.«
    Eilig kletterte er in seinen Wagen. Ich fuhr rückwärts auf einen Pflasterstreifen, damit sie an mir vorbei konnten. Wenn es nichts Ernstes war, warum lag sie dann im Operationssaal? Ich ließ die Schlüssel stecken und rannte durch die Schleuse, durch die Schwingtüren und anschließend durch eine Gruppe von Pflegern und Schwestern hindurch zur Notaufnahme.
    »CyberNel … Nel van Doorn. Sie ist gerade eingeliefert worden.«
    Zwei Krankenschwestern blickten auf. »Das könnte die Frau aus dem Stadtzentrum sein«, meinte eine von ihnen. »Wir wissen noch nicht, wie sie heißt.«
    »Sind Sie ein Verwandter von ihr?«, fragte die andere. Ich nickte. »Dann können Sie gleich ein Formular für uns ausfüllen. Zweiter Gang rechts. Sie ist in Saal Nummer 3.«
    Ich fand den Gang. Ein ältere Schwester hielt mich streng zurück, als ich die Tür zu OP Nummer 3 öffnen wollte. »Sehen Sie denn nicht, dass die rote Lampe brennt?«
    »Ich möchte zu Nel van Doorn, sie ist gerade eingeliefert worden.«
    »Bitte warten Sie hier.«
    Sie verschwand im Operationssaal. Ich wartete. Das war die schlimmste Form des Wartens, in der unheilvolle Vorahnungen gediehen. Ich tigerte auf dem Flur hin und her und dachte daran, wie viel mir Nel bedeutete. Ohne Nel würde ich meinen Beruf an den Nagel hängen. Winter & Co. Nichts Ernstes.
    Die Schwester kam nicht wieder. Ein Jahrhundert später hielt ein junger Mann, der wie ein Arzt aussah, die Tür auf. Zwei Krankenschwestern schoben eine Bahre hinaus. Ein Plastikbehälter baumelte an einem Haken darüber, und ein Schlauch schlängelte sich hinunter zu einem Handgelenk. Ich erkannte die Kleidungsstücke, die auf einem Gestell unter der Bahre lagen. CyberNels Gesicht hatte die Farbe eines kranken Fischs, doch im Vorbeifahren öffnete sie ein Auge und zwinkerte mir zu.
    Ich stöhnte auf vor Erleichterung und wandte mich an den jungen Arzt. »Wie geht es ihr?«
    »Gehören Sie zur Familie?«
    »Mehr oder weniger.«
    »Sie hat einen Schlag auf den unteren

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