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Tiger Eye

Titel: Tiger Eye Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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erstarb, und Hari sah, wie Blue um den zerschossenen Kotflügel des Land Cruisers spähte. Seine Augen blickten hart, und sein Kiefer mahlte.
    Männer sprangen aus dem liegen gebliebenen Wagen, ihre Gesichter waren von Verzweiflung gezeichnet. Einige schossen auf den Land Cruiser, andere zielten auf Dela und Hari.
    »Ruft sie zurück, oder wir töten euch!«, schrie einer von ihnen. Seine Augen waren blutunterlaufen und panisch. »Macht es!«
    Dela starrte ihn hilflos an. »Wen sollen wir zurückrufen?«
    Hari interessierte nicht, was die Männer wollten. Sie rochen nach Wahnsinn - wie Mörder. Er stieß Dela in einen Busch und sprang den Sprecher an, die Klauen zum Töten ausgestreckt. Der entsetzte Mann feuerte noch einen Schuss auf Hari ab, aber die Kugel konnte ihn schon nicht mehr aufhalten. Ihn dürstete nach Blut, ein heißer, süßer Rausch, der ihn durchströmte. Hari schlug die Waffe des Mannes beiseite und schlug seine Reißzähne in seine Kehle. Blut spritzte in seinen Mund. Die Bestie in ihm genoss den Geschmack.
    Donner... Schmerz brannte in seinen Rippen, aber es bedeutete nichts - gar nichts. Er drehte sich zu den Männern herum, die auf ihn feuerten. Seine Krallen blitzten in dem abnehmenden Licht und zerfetzten Haut, zertrümmerten Knochen. Schreie drangen ihm in die Ohren, entfernt und schwach, als andere Männer ihre rot glühenden Waffen fallen ließen. Artur, Dean und Blue rollten sich hinter dem Land Cruiser hervor und richteten ihre Pistolen auf die entwaffneten Männer. Eddie folgte ihnen. Er war schweißgebadet, und seine Augen wirkten vor lauter Konzentration ganz dunkel. Die Waffen glühten noch immer. Die Heckenschützen auf dem Hügel hatten aufgehört zu feuern.
    »Was, zum Teufel, ist hier los?«, schnarrte Dean. Blut lief ihm über den Arm.
    Hari wandelte erneut seine Gestalt, und alle bis auf Artur sahen dieser Transformation mit ehrfürchtiger Ungläubigkeit zu. Ein Killer stieß einen derben Fluch aus.
    »Sie wollten Delilah!« Hari spie Blut aus und wischte es sich von den Lippen. Dann wandte er sich zu dem Gebüsch um, in das er sie gestoßen hatte.
    Dela war verschwunden.

17
    Das Bemerkenswerte daran war, dass Dela es erwartet hatte. Sie hatte wirklich mit so etwas gerechnet. Allerdings hätte sie nicht gedacht, dass es unter den Augen ihrer Freunde passierte, obwohl sie zugeben musste, dass eine Schießerei eine ausgezeichnete Ablenkung war, selbst wenn sie mit ihrer augenblicklichen Lage nicht das Geringste zu tun hatte.
    Dela hatte auch mehr von sich erwartet. Einen guten Kampf, ein paar wohlplatzierte Bisse und Hiebe. Oder zumindest ein Schrei.
    Stattdessen hatte sich der Magier lautlos an sie herangeschlichen, ihr den Mund zugehalten, ihr gleichzeitig eine Beruhigungsspritze in den Arm gerammt und sie dann rückwärts aus dem Busch gezerrt. Das Letzte, woran sich Dela erinnern konnte, war Haris mörderischer Angriff, und wie sie die Hände gehoben hatte, um ihn vor den Kugeln jener Waffen zu schützen, die auf seinen Rücken gerichtet waren.
    Dann kam die Hand, der Stich, ein Schwindel, ein Mund voller Blätter, und das höhnische, kalte Gesicht, das sofort von Dunkelheit verschluckt wurde.
    Als sie ihre Augen öffnete, fand sie sich auf einem kalten, harten Boden wieder, gebunden und sehr sorgfältig geknebelt. Ihr Kopf schmerzte. Der Magier saß mit gekreuzten Beinen neben ihr. Sein Haar war zerzaust, seine Wangen eingefallen.
    »Willkommen zurück«, gurrte er.
    »Grr.«
    »Also wirklich. Ich habe Ihnen nicht einmal wehgetan.«
    Nein, aber Dela wusste, dass er es noch tun würde, er würde ihr alles antun, nur umbringen würde er sie nicht. Bis er die Schatulle hatte - und Hari. Dann erwartete sie der Tod.
    Von wegen.
    Sie sah sich in dem Raum um. Sie schien in einem leeren Kellerraum zu liegen und war mit Handschellen an einen von drei hölzernen Pfeilern gebunden. Es gab keine Fenster, die einzige Lichtquelle war eine Glühbirne, die in ihrer Fassung von einer dünnen Kette in der Mitte des Raumes herunterhing. Hinter dem Magier befand sich eine Treppe. Die Luft roch feucht und modrig.
    Dela betrachtete den Mann und zwang sich, ruhig zu bleiben, sein Gesicht genau zu studieren. Sie bildete es sich nicht ein, er wirkte tatsächlich erschöpft. Die Haut um seinen Mund und seine Augen war gespannt. Wenn sie hätte raten müssen, hätte sie vermutet, dass er Schmerzen litt.
    Der Magier bewegte sich und öffnete seine Fäuste. »Sie sind sehr faszinierend. Sie und Ihre

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