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Tiger Eye

Titel: Tiger Eye Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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Besseres einfallen lassen.« Delas Worte klangen rau, sie rang nach Luft.
    Der Magier knurrte und ohrfeigte sie so fest, dass es ihr in den Ohren klingelte. Aus irgendeinem Grund musste sie über seinen Wutausbruch jedoch grinsen. Sie schmeckte ihr Blut, den Schmerz und... Triumph.
    »Was ist denn eigentlich passiert?«, verhöhnte sie ihn. »Welchen Preis mussten Sie zahlen, als Sie Hari in diese Schatulle verfluchten?«
    Das war zu nah, sie war ihm zu nah gekommen. Der Magier schrie sie an, seine Wangen sanken bei jedem tiefen Atemzug in seinen Mund, und er wütete in Sprachen, die Dela nicht verstand. Schließlich fragte er sie erneut nach der Schatulle, und Dela verweigerte sich ihm durch ihr Schweigen.
    Er schlug sie. Mit Fäusten und Füßen. Er trat sie immer wieder, auf ihren Bauch, ihre Rippen. Er fiel auf die Knie, riss
    an ihrem Haar, schrie ihr ins Gesicht. Seine Verzweiflung verängstigte sie. Sie grenzte an Wahnsinn, nein, das war Wahnsinn.
    Delas einzige Waffe war ihr Verstand, aber der Magier wirkte unerbittlich, und der Schmerz, vielleicht auch die Drogen in ihrem Blut, beeinträchtigten ihre Konzentration. Sie suchte instinktiv nach Metall, da waren die Handschellen, die Kette der Glühbirne, die Rohrleitungen, die elektrischen Kabel. Aber sie konnte sie nicht anfassen, konnte nichts weiter tun, als an ihren Fesseln zu rütteln. Sie besaß so viel neue Macht, und dennoch war sie jetzt hilflos.
    Als sich der Magier schließlich erschöpft hatte, trat er von ihr weg und stolperte dabei über seine eigenen Füße. Delas Augen schienen das Einzige an ihrem Körper zu sein, das noch richtig funktionierte. Sie starrte den Magier an und bemerkte wie betäubt die Blutspritzer auf seiner Kleidung, seinem Hemd, seiner Hose. Seine Hände waren ebenfalls blutig.
    »Ihre Freunde sind die Nächsten«, sagte er. »Denken Sie darüber nach.«
    Dann schaltete er das Licht aus.
    *
    Sie durchsuchten das gesamte Dickicht, riefen ständig Delas Namen, bis Hari sie aufhielt. Er lauschte auf das Geräusch seines Herzens, suchte nach dem Zwang, der ihn an seinen Rufer band. Osten, flüsterte der Fluch. Geh nach Osten.
    »Sie ist von hier weggebracht worden«, erklärte Hari und presste eine Hand auf seine Rippen. Er konnte Delas Geruch nicht wittern, sosehr er sich auch bemühte. Blut überlagerte seine Sinne, sickerte durch seine Finger und tropfte in den
    Staub. Überall war Blut, und sein Herz blutete auch, es starb fast für Dela.
    Langsam richtete sich Hari auf und drehte sich zu den Männern herum, die sie angegriffen hatten und die jetzt auf dem Boden kauerten. Er schnappte sich die Kehle des erstbesten Mannes, den er erreichte, und die Verwandlung lief über seinen Körper. Hari kontrollierte, mäßigte den Prozess. Fell wuchs auf seinen Armen, Klauen drangen durch seine Fingernägel. Seine Zähne wuchsen über seine Lippen hinaus, das Gesicht verlängerte sich zu etwas, das nicht mehr ganz Mensch war und doch noch nicht vollständig ein Tiger.
    Jemand schrie, und Hari roch Urin. Der Mann vor ihm hatte sich in die Hose gemacht. Er krümmte die Klauen, und seine Krallen drangen in weiche Haut.
    »Wo ist sie?«, grollte er.
    Artur trat vor und streifte sich die Handschuhe ab. Seine Augen waren ausdruckslos und kalt. Er legte die Hand auf den Kopf des zitternden Killers. Schweigen. Dann erklärte er, was er gesehen hatte.
    »Sie kommen alle aus New York«, stieß er zwischen den Zähnen heraus. »Sie kamen mit Wen Zhang, ein ganzer Tross. Nachdem er gestern Nacht verschwunden ist, kam eine alte Frau zu ihnen. Sie hatte goldene Augen. Sie sagte ihnen, sie sollten Dela in Ruhe lassen. Als sie sie auslachten, fing sie an, sie mit bloßen Händen umzubringen.
    »Sie haben sie uns auf den Hals geschickt!«, keuchte der Killer. Seine Augen waren vor Panik weit aufgerissen. »Sie haben Wen Zhang getötet.«
    »Nein«, widersprach Blue ruhig. »Das haben wir nicht.«
    Artur ließ den Killer los. »Sie war wie du, Hari. Nur dass sie Schuppen auf der Haut hatte.«
    »Was ist mit Delilah?« Hari kümmerte es nicht, ob sich ein weiterer Gestaltwandler eingemischt hatte. Ihn interessierte gar nichts, außer Dela.
    »Ich glaube nicht, dass sie Dela gekidnappt haben«, kam Dean Artur zuvor. Er legte eine Hand an seinen Kopf und schloss fest die Augen. »Sie ist im Kofferraum eines Wagens. Eines Jeeps. Verdammt, komm schon... sieh... Der Fahrer... der Fahrer ist ein Mann, unbestimmbare Rasse, dunkles Haar...«
    Hari knurrte und ließ

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