Tiger Eye
auch immer sie benutzt haben mochte, er hatte keinerlei Spuren darauf hinterlassen. Das erlebte sie in letzter Zeit häufiger. Es war zum Verzweifeln.
»Okay, ich bin offiziell verärgert!«, erklärte Dela. »Der Magier oder mein geheimnisvoller Angreifer?«
Hari blähte die Nasenflügel. »Magier. Er hat bestimmt nach der Schatulle gesucht.«
Dela klopfte zufrieden auf die Ausbuchtung in ihrer Tasche. »Da hat er eine Niete geschossen.«
Sie rief in der Rezeption an und erklärte, dass jemand in ihr Zimmer eingebrochen wäre. Als der Hotelmanager ankam, derselbe Mann, der ihnen den Van und den Fahrer besorgt hatte, hatten Dela und Hari seine Waffen bereits in ihren Koffer gepackt, der glücklicherweise unbeschädigt geblieben war.
Das Gute daran war, dass sie sofort eine luxuriöse Drei-Raum-Suite zugewiesen bekamen, mit zwei Federbetten, einem Whirlpool von der Größe eines Schwimmbades, und mit einem Blick auf die Stadt, bei dem Dela fast die Tränen gekommen wären. Aber nur, weil sie wusste, dass sie nicht lange genug bleiben würden, um irgendetwas davon zu genießen.
Wenigstens mussten sie für die Suite nichts zahlen, ebenso wenig für irgendetwas anderes während ihres Aufenthaltes im Hotel.
Du hast mir gerade geholfen, mehr als tausend Dollar zu sparen, du Hundesohn. Und Hari und ich werden uns neue Kleidung kaufen, alles auf Kosten des Hotels.
Ja, die Perlen waren für sie.
»Wie hat uns der Magier gefunden?«, wollte Dela wissen, als sie schließlich allein waren.
»Vielleicht hat er mich verfolgt«, erklärte Hari mürrisch und verschränkte die Arme vor der Brust. Er lehnte sich gegen das Fenster und starrte auf die Stadt. »Der Magier hat viel von seiner eigenen Magie darauf verwendet, mein Gefängnis zu schaffen. Es könnte eine Art Verbindung darstellen, so etwas wie ein Duft, dem er folgen kann.«
»Hm. Aber warum hat er jetzt erst nach dir gesucht, warum nicht schon früher?« Darauf schien es keine gute Antwort zu geben.
Dela öffnete Rolands Paket mit einem von Haris Dolchen. Dann zog sie einen dicken Umschlag und einen getippten Brief heraus.
Yo, Babe,
meine Quellen haben die Angelegenheit schneller erledigt, als ich gedacht hatte. Mit Geld kann man wirklich alles kaufen. Da die Arbeit auf Deiner Hälfte der Erdkugel erledigt wurde, sollte Dich das Päckchen eigentlich noch vor dem Nachmittag erreichen. Ich hoffe, mein Vertreter hat meine Signatur sauber hinbekommen.
Ich habe für Dich und »Hari« zwei benachbarte Plätze auf einem Nachtflug nach Hause gebucht. Natürlich Erster Klasse. Versuch bitte, die Privilegien nicht zu missbrauchen, indem
Du irgendeine zickige Flugbegleiterin oder einen betrunkenen Vorstandsvorsitzenden mit Karatetritten außer Gefecht setzt.
Ruf an, wenn Du etwas brauchst.
Ro
Dieser Kerl sieht echt unheimlich aus. Sicher, dass ich ihn nicht kriegen kann?
Dela grinste, als sie den Brief zur Seite legte. Sie riss den Umschlag auf und winkte Hari zu sich. Sie zeigte ihm seinen Reisepass, runzelte jedoch die Stirn, als sie sah, welchen Nachnamen Roland erfunden hatte.
»Warum heiße ich Hari Dasypygal?«
Dela stieß leise die Luft aus. »Das ist der Nachname, den Roland für dich erfunden hat. Es ist ein uraltes griechisches Wort und bedeutet... dass man haarige Pobacken hat.«
Einen Augenblick lang herrschte Schweigen. »Nun ja«, meinte Hari dann sehr vorsichtig, »wenn ich die Gestalt eines Tigers annehme, habe ich tatsächlich...«
Lachend schlug Dela nach ihm.
6
Vier Stunden später verließen sie das Hotel. So hatte sich Dela das Ende ihres Urlaubs nicht vorgestellt. Obwohl so ziemlich nichts bei dieser Reise so gelaufen war, wie sie es erwartet hatte. Aber sie nahm einen neuen besten Freund mit nach Hause, vielleicht sogar mehr - was die beiden letzten Tage voller Unheil und Mordversuche fast wettmachte.
Außerdem besaß Dela neue Kleider. Was sie immer versöhnlich stimmte.
Sie trug eine Designerjeans, ein niedliches kleines blaues T-Shirt mit Margariten auf dem Mieder, und weiche Lederstiefel, die sie einen sexy Zentimeter größer machten. Hari ging in Jeans und einem weißen Hemd, dazu hatte er diesmal ein einfaches blaues Sakko an. Außerdem einen neuen Hut. Es gefiel Dela zwar nicht, dass Hari sein wunderschönes Haar verstecken musste, aber sie hatte Angst, seine eigenwillige Färbung könnte zu auffällig sein, falls die Polizei eine Beschreibung von dem morgendlichen Fiasko auf dem Dreckmarkt herausgegeben hatte.
Was nicht
Weitere Kostenlose Bücher