Tiger Eye
feucht wurde, vor Verlangen nach Haris Körper,nach seinem Herzen. Noch nie hatte sie jemanden so sehr und so schnell begehrt. Elektrizität summte in der Luft und erhitzte sie. Sie hielten sich zwar im Moment nur an den Händen, aber Delas Mund wurde trocken, als sie sich vorstellte, dass ihre Hände andere Teile ihrer Körper berührten.
Das Geräusch von berstendem Metall drang ihr bis an die Ohren und in ihren Kopf, es war so nah, dass Hari und sie von ihren Stühlen aufsprangen. Hari drückte Delas Hand, als sie benommen nach Luft rang und zu verstehen suchte, wie sich das dekorative Stahlgeländer neben ihrem Tisch so plötzlich aus der Wand hatte losreißen können und nun wie ein eisernes Band verdreht und verbogen war.
Ein Angestellter rannte auf sie zu. Dela fühlte, wie alle anderen im Raum sie anstarrten, begegnete Haris Blick und hörte seine unausgesprochene Frage.
Du hast das gemacht?
Sie wollte protestieren, ihm versichern, dass es unmöglich war, dass sie nicht so stark war, aber die Worte blieben ihr in der Kehle stecken. Es gab keine andere Erklärung dafür. Sie hatte ja eine Affinität zu Metall. Sie hatte das Geländer zerstört, ohne darüber nachzudenken. Ihr Verstand hatte Energie ausgestrahlt, die weder zielgerichtet noch beabsichtigt gewesen war.
Dela erschauerte, als es ihr vor Furcht kalt über den Rücken lief. Sie hatte in ihrer Pubertät unter der Wirkung unkontrollierter Telekinese gelitten, aber selbst damals war sie nicht in der Lage gewesen, Dinge zu zerbrechen oder auch nur anzuheben. Sie hatte Löffel verbiegen können, ja, auch den Wagen ihres Vaters verbeult oder ihren Schmuck zusammengerafft.
Als Erwachsene musste sie sich darauf konzentrieren, Dinge zu bewegen, und auch da blieb sie auf Metall beschränkt, auf ihre Kunst, ihre Waffen. Und das war auch gut so, sehr gut sogar. Dela wollte nicht über die Schwierigkeiten nachdenken, in die sie eine spontane Telekinese bringen konnte.
Zum Beispiel konnten sie dem Loungeangestellten keine gute Erklärung für das verbogene Geländer geben. Dela tat, als wäre sie vollkommen erschrocken und verblüfft, was angesichts der Umstände auch nicht weiter schwierig war. Danach verließen Hari und sie rasch die Lounge.
»Ich nehme an, das war unabsichtlich?«, fragte er, als sie zum Gate gingen.
»Mmh.« Sie warf einen Blick über ihre Schulter zurück, ob ihnen jemand aus der Lounge gefolgt war und sie beobachtete. Aber die Luft war rein. »Ich habe noch nie etwas zerstören können, so wie eben. Und selbst wenn, es hätte nicht passieren dürfen, ohne dass ich mich auf das Geländer konzentriert hätte.«
»Da war Macht zwischen uns. Ich habe es gefühlt, ich war davon umhüllt.«
»Oh«, meinte Dela schwach. »Das tut mir leid.«
Hari blieb stehen und zog sie an sich.
»Entschuldige dich niemals für das, was dich ausmacht«, sagte er. Sein rauer Ton wurde von dem liebevollen Blick seiner Augen abgemildert. »Diese Macht ist ein Teil von dir, so wie der Tiger ein Teil von mir ist. Du würdest doch auch nicht erwarten, dass ich mich für die Dinge, die ich tun kann, entschuldige, oder?«
»Nein«, erwiderte sie sofort.
»Dann betrachte es als ein Geschenk.« Haris zärtliches Lächeln wurde teuflisch. Er beugte sich vor, und sein heißer Atem strich über ihr Ohr. »Stell dir vor, Delilah, was du tun kannst, wenn wir uns wie Partner küssen.«
Dela wusste nicht, wie sich »wie Partner küssen« von normalen Küssen unterschied, aber sie konnte kaum erwarten, es herauszufinden - trotz dieser unberechenbaren Macht. Sollte doch der ganze Flughafen Zusammenstürzen.
Hari beugte sich immer noch über sie, und Dela versuchte, ihn zu küssen. Er lächelte und wich etwas zurück, während er einen Finger auf ihren Mund legte.
»Wir sollten warten«, sagte er. Dela kam sich schrecklich verdorben vor, als sie seinen Finger in ihren Mund nahm, fest daran saugte und ihre Zunge über seine heiße Haut kreisen ließ. Haris Augen weiteten sich, und eine tiefe Röte breitete sich über seinen Hals aus. Sie glaubte sogar, dass sie für einen Moment ein Grollen hörte.
Dann ließ Dela ihn abrupt los und schmatzte ein Mal. Ohne auf die Männer zu achten, die sie plötzlich sehr interessiert beobachteten, rauschte sie hüftschwingend zu ihrem Gate.
»Du hast recht«, rief sie über die Schulter zurück und grinste. »Wir sollten warten.«
Als Hari sie einholte, hatte er sein Jackett ausgezogen und hielt es vor sich. Dela verzichtete
Weitere Kostenlose Bücher