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Tiger Eye

Titel: Tiger Eye Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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aber das Mädchen wurde als Opfer ausgesucht. Nach der... Tat«, Dela empfand Mitgefühl für Artur, der ihr die Details ersparte, die er selbst hatte beobachten müssen, »nach der Tat wurde das Messer am Tatort zurückgelassen, wo es die Familie des Kindes fand. Du setzt ein Namenszeichen auf deine Waffen, nicht wahr?«
    Dela nickte. Es war immer dasselbe: ein stilisiertes D, das in der Nähe des Griffes in den Stahl eingraviert wurde.
    »So haben sie dich gefunden und aufgespürt«, fuhr Artur fort. »Und deshalb wollen sie auch deinen Tod. Ich bin nicht davon überzeugt, dass die Familie glaubt, du wärest tatsächlich persönlich an der Ermordung ihrer Tochter beteiligt gewesen. Sie wollen sich einfach nur an jedem rächen, dessen Hand dabei eine Rolle gespielt hat, ganz gleich, wie entfernt die Beziehung dazu auch gewesen sein mag.«
    »Ich habe die Waffe hergestellt, mit der ihr Kind ermordet wurde. Das ist nicht gerade entfernt. Nicht im Mindesten.«
    »Jesus, Dela.« Dean schüttelte den Kopf. »Glaubst du wirklich, dass Waffenhersteller schlaflose Nächte haben?«
    Dela wollte etwas erwidern, doch Blue kam ihr zuvor. »Halt verdammt noch mal die Klappe, Dean. Dela hat das Recht, sich so zu fühlen, wie sie sich fühlt, und sie muss sich deshalb nicht vor uns verteidigen. Ich bin einfach nur froh, dass sie den Mumm hat, der Angelegenheit ins Auge zu sehen.«
    Das war eine Lüge. Dela empfand nur Trauer. Trauer und Entschlossenheit.
    Hari trat hinter die Couch, legte ihr die Hände auf die Schultern und drückte sie sanft. Seine Berührung löste die Erinnerung an die Worte aus, die er ihr gesagt hatte, bevor sie das Badezimmer verließen.
    Du fühlst dich elend, weil du die Waffe hergestellt hast, aber vergiss nicht: Ich war ebenfalls eine Waffe. Und das bin ich immer noch, auch wenn du das in deiner Güte nicht so betrachtest. Hör mir zu. Ich kann mich an jedes Gesicht, jede Verletzung erinnern. Ich werde niemals vergessen, wie viel Blut an meinen Händen klebt, aber ich habe gelernt, damit zu leben. Das wirst du ebenfalls tun, Delilah. Du wirst dasselbe tun, weil diese Tat gegen deinen Willen geschehen ist. Hättest du es gewusst und wärst du dazu in der Lage gewesen, du hättest bis zum letzten Atemzug dagegen angekämpft. So wie ich es getan habe. Du bist eine ehrenvolle Frau, Delilah.
    Sie klammerte sich an seine Worte und zog Kraft aus seiner Überzeugung. Sie glaubte zwar nicht, dass sie noch irgendeine Ehre besaß, sie fühlte sich gebrochen an, blutig - aber sie würde sie wiederfinden. Irgendwie.
    »Kann man die Familie zur Vernunft bringen?«, erkundigte sich Hari. Artur zuckte die Achseln.
    »Wenn sie meinen früheren Bossen ähneln, dann nicht. Sie werden es so lange versuchen, bis Dela tot ist. Unsere einzige Möglichkeit besteht darin, den Mörder zu finden, falls er noch lebt, und ihn der Familie auszuliefern. Aber selbst das ist keine Garantie.«
    »Willst du damit sagen, dass sie zur Mafia gehören?«, fragte Dean ungläubig.
    »Das habe ich jedenfalls gespürt. Und sie hätten sicherlich die Mittel, dich aufzuspüren, selbst auf einem anderen Kontinent. Du hast doch noch ein Messer, richtig? Das, was bei dem zweiten Angriff verwendet wurde? Hari hat es mir gezeigt. Dem Mann, der engagiert wurde, dich umzubringen, wurde eine beträchtliche Summe bezahlt, um es zu tun, und zwar durch ein Messer. Er war ein Einheimischer und ist ausgewählt worden, weil er sich besser unter die Leute mischen konnte. Seine Befehle jedoch kamen von einem Kontaktmann in Übersee.«
    »Das klingt wie ein Komplott. Aber warum sollten sie mich als Sündenbock benutzen?«
    »Das wissen wir nicht«, erklärte Dean. »Und, ehm, dieser Bodyguard, den Roland dir in China zugeteilt hat, war nicht in der Lage, uns mit vernünftigen Informationen zu versorgen.«
    Dela kniff die Augen zusammen. »Was ist mit diesem Kerl am Flughafen?«
    »Ebenso unbekannt«, sagte Blue. »Vermutlich arbeitet er für die andere Seite. Roland hat ihn jedenfalls nicht engagiert.«
    »Das ist ja großartig.«
    »Hör zu«, sagte Dean. »Vielleicht wird es langsam Zeit, das Zeugenschutzprogramm anzuwerfen. Eine nette kleine Blockhütte in den Schweizer Alpen, und du kannst dich unter die anderen Apres-Ski-Hasen mischen...«
    Dela schüttelte den Kopf. »Mich zu verstecken ist erst die letzte Option. Außerdem, wenn mich diese Leute wirklich zerstückeln wollen, brauchen sie sich nur an Mom und Dad zu wenden, um mich aus der Reserve zu locken.

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