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Tiger Eye

Titel: Tiger Eye Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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illusorisch war. »Aber er ist auch der Grund, warum ich mich so gut halte. Er ist der Grund, warum ich noch am Leben bin.«
    »Ich weiß.« Artur hob seine behandschuhte Rechte. »Ich habe ihn gefühlt. Diese letzten Tage müssen sehr beeindruckend für Hari gewesen sein. Sie haben sein Leben verändert.«
    »Für mich auch«, erwiderte sie und sah weg.
    »Du liebst ihn.«
    In Arturs Stimme schwang ein merkwürdiger Unterton von Wehmut mit, was sich auch in seinem blassen Gesicht abzeichnete. Sie wusste keine Antwort, außer einer. Sie nickte langsam.
    Artur lächelte zärtlich. »Das freut mich. Wirklich, Dela.«
    »Danke«, murmelte sie. »Das bedeutet viel, wenn du es sagst.«
    »Wir hatten unsere Chance, und ich war nicht bereit dazu. So ist es eben.«
    Dela berührte seinen Arm. »Du wirst jemanden finden,
    Artur, und zwar genau dann, wenn du es am wenigsten erwartest.«
    »Jemanden wie dich?«
    Seine Frage konnte man auf zwei verschiedene Arten verstehen, die sich beide vollkommen voneinander unterschieden. Dela zögerte. »Es wird geschehen. Gib dem einfach Zeit.«
    Wieder lächelte er. Dann ging er weg und gesellte sich zu den anderen Männern, die um Haris Waffen herumsaßen. Hari hob den Kopf und sah Dela an. In seinen goldenen Augen schimmerte ein gelassenes Verständnis, und sie fragte sich, wie gut sein Gehör wirklich war.
    Der Esstisch war groß genug, dass alle daran Platz fanden. Das Dinner war laut und fröhlich. Dela spürte, dass alle versuchten, sie bei Laune zu halten, damit sie nicht an ermordete Kinder, Waffen und Eltern denken musste, die Rache suchten. Verblüffenderweise vergaß sie das alles für Momente tatsächlich.
    Aber nie sehr lange.
    Nach dem Dessert, das zu einem Wettstreit zwischen Dean und Eddie ausartete, wer von beiden mehr Eis essen konnte, schob Dela Erschöpfung vor und ging in ihr Schlafzimmer. Sie warf sich einfach auf die Tagesdecke, rollte sich zu einem Ball zusammen und schloss die Augen.
    Sie wusste nicht, wie lange sie geschlafen hatte, aber als sie die Augen aufschlug, warf der Vollmond einen silbernen Glanz über ihr Bett und die Wände. Eine winzige Bewegung erregte ihre Aufmerksamkeit. In der Ecke, neben der geschlossenen Tür, stand Hari.
    Er trug nur ein Handtuch, und Dela glaubte, Shampoo zu riechen. Er näherte sich ihr nicht, und selbst als sie vom Bett glitt und zu ihm ging, rührte er sich nicht und gab auch keinen
    Laut von sich. Sie berührte seine warme, feuchte Haut. Erst kribbelten ihre Finger, dann ihre Hände, ihre Arme... und schließlich ihr ganzer Körper. Haris Augen begannen zu glänzen, und sie freute sich über das Licht, gab sich ihm hin, als könnte sie ihren ganzen Körper in diesen Kokon aus Haris Macht hüllen. Als sie so vor ihm stand, kamen ihr alle anderen Männer wie Schatten vor, flüchtig und flach. So sehr ohne Substanz, dass sie fast an ihrer Existenz zweifelte.
    »Du bist so wunderschön«, flüsterte sie. Ihre Worte lösten einen hungrigen Ausdruck in Haris glühenden Augen aus, sie fühlte seine Handflächen zart auf ihrer Taille. Sie zögerte einen Augenblick, dann lehnte sie sich an ihn. Nur eine Berührung, ein Kuss.
    Haris Hände waren sehr groß, seine schlanken Finger lang und aristokratisch. Er verstärkte den Griff um ihre Taille, drückte sie fest und dennoch zärtlich und zog sie dichter an sich heran. Sie schluckte, streichelte seine vernarbte Brust, fuhr mit den Lippen darüber. Hari stieß den Atem aus, hatte die Augen geschlossen und rührte sich nicht.
    Dela fuhr mit ihrem Fingernagel über die Mulde unter seiner Gurgel und folgte der Linie seines Schlüsselbeins. Er war so groß, dass sie ihn mit dem Mund nicht erreichen konnte. Hari beugte sich zu ihr herunter. Einen Augenblick lang dachte sie, dass er sie küssen würde. Stattdessen jedoch drückte er seine Lippen auf ihr Ohr. Sie erschauerte.
    »Darf ich dich auf das Bett tragen?« Seine Stimme war so tief, dass sie fast wie Samt auf ihrer Haut wirkte. Sie nickte, weil sie ihrer eigenen Stimme nicht traute, und Hari hob sie sanft auf. Es kostete ihn so wenig Anstrengung, als würde sie nichts wiegen.
    Er ließ sie auf das Bett herunter und streckte sich neben ihr aus. Dann bog er sein Knie und drängte es zwischen ihre Schenkel. Dela keuchte, als er näher kam. Er war hart, überall.
    »Es muss nicht alles sofort passieren«, sagte er sanft, streichelte ihr Gesicht und beruhigte sie mit seinem sanften Blick, der doch in so krassem Gegensatz zu seinem

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