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Tiger, Tiger - Fragoso, M: Tiger, Tiger

Tiger, Tiger - Fragoso, M: Tiger, Tiger

Titel: Tiger, Tiger - Fragoso, M: Tiger, Tiger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaux Fragoso
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gewusst hätte! Ich ging nur ins Krankenhaus, weil Poppa mir sagte, wenn ich es nicht täte, sei ich eine schlechte Tochter. Einmal beschloss dieselbe Schwester, ich müsse meiner Mutter beim Duschen helfen, ihr Waschlappen und Seife reichen und darauf achten, dass sie sich das Haar wusch. Die Schwester meinte, sie wüsste, dass ich das könnte. Ich war es leid, so zu tun, als sei ich stärker und besser, als ich tatsächlich war. Was nutzten diese Besuche überhaupt? Meine Mutter wurde dadurch nicht gesünder, dennoch bestand Poppa weiterhin darauf, dass ich mich sehen ließ, denn das war das Einzige, was ihm wichtig war: der äußere Eindruck. Wenn Mommy und ich sterben würden, wäre seine größte Sorge wahrscheinlich, uns perfekt geschminkt unter die Erde zu bringen. Er brachte mich schon jetzt unter die Erde. Und die Psychiater und Schwestern waren nicht besser als Poppa. Sie setzten ihr krankes Grinsen auf, anstatt nach einer richtigen Lösung zu suchen. Sie stopften immer nur neue Medikamente in Mommy hinein, die nie wirkten.
    Sie begleitete Peter und mich immer bis zum Fahrstuhl, aber starrte vor sich hin, was die Schwestern »Affektverflachung« nannten. »Keine Sorge, ich komme wieder«, sagte ich dann, während ich mehrmals auf die Taste drückte. Wenn sich die Türen hinter mir schlossen, vergrub ich mein Gesicht in Peters Brust, und er drückte auf den Knopf fürs Erdgeschoss. Egal, wer mit uns im Aufzug stand – dort endlich erlaubte ich mir zu schluchzen, und Peter hielt mich fest. Anschließend fuhren wir zu einem Restaurant, und ich bestellte mir ein riesiges Vanilleshake, das ich innerhalb von Minuten austrank. An manchen Tagen waren meine Beklemmungen so groß, dass dieses Milchshake das einzige war, was ich hinunterbekam.
    ***
    Während der Krankenbesuche tat ich mein Bestes, das paranoide, wahnhafte Gerede meiner Mutter auszublenden, doch es gab eine Geschichte von ihr, die mir keine Ruhe ließ. Es war eine Halluzination, die sie in ihrem Zimmer gehabt hatte. Sie sagte, sie hätte Trommeln gehört. Als ein Pfleger meine Mutter grunzen hörte, war er in ihr Zimmer gegangen, wo sie sich nackt ausgezogen hatte, auf dem Boden über einer Urinlache hockte und glaubte, sie hätte gerade ein nagelneues Baby zur Welt gebracht.
    ***
    Ungefähr zu der Zeit begann ich zu planen, wie ich meine Mutter und mich für immer aus Union City herausbringen würde. Ich wollte mich schwängern lassen, Poppa würde nach Puerto Rico zurückkehren, wie er es jetzt immer androhte, und Tante Bonnie und Onkel Trevor würden Mitleid mit uns haben, weil wir nicht wussten, wohin wir gehen sollten. Wenn Mitleid kein ausreichender Grund war, würde die Tatsache, dass Tante Bonnie sich sehnlichst ein Kind wünschte, mehr als genug Anreiz sein, uns bei sich aufzunehmen. Offenbar wünschte sich ja meine Mutter auch ein Kind, sonst hätte sie nicht diese Halluzination gehabt. Peter wollte nicht mit mir schlafen, aber irgendwie musste ich ihn überzeugen, seine Meinung zu ändern. Poppa sprach immer davon, Mommy in eine Anstalt einweisen und sie mit Elektroschocks behandeln zu lassen, wodurch sie meiner Meinung nach nur noch vor sich hin vegetieren würde, so wie dieser Typ in Einer flog übers Kuckucksnest . Das konnte ich nicht zulassen; ich musste bald handeln.
    Wie vermutet, befürchtete Peter, wenn ich nach Ohio zöge, würde er mich niemals wiedersehen. Ich sagte ihm, wenn ich achtzehn sei, würde ich zurückkommen und ihn heiraten. Außerdem würde er langsam alt, dies sei die letzte Gelegenheit für ihn, etwas Sinnvolles zu tun – auf diese Weise hätte ich wenigstens einen Teil von ihm für immer bei mir, wenn er sterben sollte. Peter anzulügen machte mir kein schlechtes Gewissen, da es um etwas derart Wichtiges ging, außerdem hatte er mich mit acht Jahren hinters Licht führen wollen, als er die grünen Bohnen kaufte. Meine Mutter und ich befanden uns in einer Krise; das Leben würde uns zerstören, wenn wir nicht handelten. Allein das Überleben zählte.
    Eines Abends stritten wir wieder, weil Peter sonntags mit Inès ausging. Als ich drohte, ihr die Wahrheit über unsere Beziehung zu sagen, drückte er mir ein Kissen aufs Gesicht. Jedes Mal, wenn ich schreien wollte, drückte er stärker zu und flüsterte: »Du Schwein! Du Schwein! Du Schwein!« Ich hörte ein Bellen, dann spürte ich etwas Weiches am Arm. Als Peter das Kopfkissen fortnahm, sah ich, dass Paws aufs Bett gesprungen war und Peters Arm in der Schnauze

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