Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tiger, Tiger - Fragoso, M: Tiger, Tiger

Tiger, Tiger - Fragoso, M: Tiger, Tiger

Titel: Tiger, Tiger - Fragoso, M: Tiger, Tiger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaux Fragoso
Vom Netzwerk:
mit rotem Lippenstift auf die Brüste schrieb und mich dann erhängte, so dass mich alle sehen konnten.
    Doch an jenem Abend war ich mehr denn je bereit, Mutter zu werden und jemanden zu empfangen, der mich für immer liebte, bedingungslos. Bereit, den wunderbaren Plan in die Tat umzusetzen, der die Träume von Mommy, von Tante Bonnie und auch von mir erfüllen würde. Die Zwillingsschwestern wären wieder vereint; wir würden dort draußen in Ohio eine liebevolle, harmonische Familie bilden. Selbst Poppa wäre glücklich, weil er endlich so leben könnte, wie er immer gewollt hatte, befreit von seinen beiden Lasten. Blut und Schmerz würden mich nicht aufhalten; ich war stark. Ich war eine Frau. Kurz zuvor hatte ich zwei Lorazepam von Peter genommen, einen Joint geraucht, den er von Rickys Freund unten an der Straße bekommen hatte, und einen Energiedrink getrunken, während wir zwei Stunden lang Nirvana -Videos schauten.
    Natürlich hatte Peter immer noch größte Bedenken. Wenn der Plan funktionierte, wäre er allein. Dann würde er ohne meine Hilfe die Figuren auf den Vorsprüngen umstellen müssen, was bei ihm zu einem Zwang geworden war, immer auf der Suche nach der perfekten Anordnung, die er noch nicht gefunden hatte. Nach dem Besuch der Sozialarbeiterin hatte er die Wände neu gestrichen, sie waren jetzt kaugummirosa wie ein neues Dreirad. Um nachts vorbeikommende Jugendliche davon abzuhalten, im Garten zu trinken und Zigaretten zu rauchen, ihre Aludosen in der Hängematte liegen zu lassen und ihre Zigarettenkippen in die Rinde des Götterbaums zu klemmen, hatte Peter begonnen, eine Bruchsteinmauer zu errichten. Doch als die Mauer hoch genug war, konnte er nicht mehr damit aufhören. Als es nicht mehr höher ging, verbreiterte er sie, selbst als Inès ihm sagte, er würde ohne jeden Grund eine ernsthafte Rückenverletzung riskieren. Die Mauer bekam allmählich ein altertümliches Aussehen. Ich stellte mir vor, wenn ich mit meiner Mutter zu Tante Bonnie zöge, würde die Mauer so lang werden, dass sie den gesamten Garten umschließen, den rostigen Kaninchendrahtzaun ersetzen und sich irgendwann mit dem wilden Wein umhüllen würde, der dem Haus ein verwunschenes Aussehen verlieh, wie Inès monierte.
    An jenem Abend ließ Peter das Bett herunter, und ich lag splitternackt da, das Schamhaar abrasiert, das Haar zu zwei Zöpfen geflochten und mit Kugelbändern befestigt, damit ich mädchenhafter aussah. Als Peter sich mir mit einem schrecklichen Ausdruck von Traurigkeit näherte, sein sommersprossiger Körper weiß und alt, spürte ich, wie sich jeder Muskel und jeder Nerv in mir anspannte, ich fühlte mich wie ein Stachelschwein, das seinen warmen Körper zusammenrollt und die Stacheln nach außen reckt. Im Hintergrund lief die Nirvana -Platte In Utero . Ich schaute auf mein Poster von Kurt. Lächelnd umklammerte er die Knie seiner zerrissenen Jeans. Peter tolerierte nur lächelnde Gesichter in seinem Zimmer.
    »Liebes, entspann dich bitte«, sagte er, als er in mich eindringen wollte.
    »Ich versuche es ja.«
    »Stell dir vor, du seist ein Junge. Stell dir vor, du hättest Sex mit Kurt, oder dass du er wärst.«
    »Ich kann nicht. Weil ich weiß, was gleich passiert. Ich versuche, tapfer zu sein. Ich strenge mich wirklich an.«
    »Das weiß ich, mein Liebes.«
    »Bitte, auch wenn es wehtut. Vergewaltige mich, wie Kurt sagt. Mach es einfach mit meinem Körper, denk dabei nicht an mich! Selbst wenn es wehtut, wird es schön sein.«
    »Du hörst dich an wie Nina. Als wärst du ein harter Mensch geworden. Du bist aber nicht verhärtet, oder? Du bist keine abgebrühte Göre.«
    »Ich habe ein ganz kleines Loch. Das ist mein kleines Babyloch. Es ist ganz winzig. Ich bin erst acht Jahre alt. Daddy, ich will dich. Du hast einen Zauberstab, Daddy. Ich möchte deinen Zauberstab in mir haben. Ich möchte ein Baby von dir haben.« Ich war jetzt genau doppelt so alt wie damals, als ich Sätze wie diese zum ersten Mal gesagt hatte.
    Peters Penis, der erschlafft war, wurde härter.
    »Red weiter! Sag noch mehr!«
    Ich schloss die Augen, damit ich seinen langen alten Körper, sein müdes Gesicht und die greise Haut nicht sehen musste. »Liebes, du musst dich entspannen. Wenn ich spüre, dass du dich anspannst, wird er weich. Wenn das so weitergeht, hören wir für heute Abend besser auf.«
    »Das geht nicht. Ich habe jeden Monat nur einen Eisprung.«
    »Lass uns doch heute Abend irgendwas Lustiges machen. Morgen versuchen wir

Weitere Kostenlose Bücher