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Tiger, Tiger - Fragoso, M: Tiger, Tiger

Tiger, Tiger - Fragoso, M: Tiger, Tiger

Titel: Tiger, Tiger - Fragoso, M: Tiger, Tiger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaux Fragoso
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sagte: »Momentan sind die Jungen in dieser Phase, wo ihnen nur ihre Freunde wichtig sind. Ricky geht in die fünfte Klasse und Miguel in die achte, da ist das wohl normal. Ich habe mich schon manchmal einsam gefühlt, bevor Margaux und du hergekommen seid. Ihr beiden habt viel Freude in mein Leben gebracht.«
    Mommy schaute von ihrem Faktenbuch auf und schlug nach einer Fliege. »Danke, Peter. Aber dich hat auch der Himmel geschickt.«
    Peter lächelte, doch dann machte er ein unglückliches Gesicht. »Ich werde traurig sein, wenn sie im September zur Schule geht.« Er zündete sich eine Zigarette an.
    »Wir können doch trotzdem kommen«, sagte Mommy und winkte beiläufig ab. »Spätestens um drei könnten wir hier sein. Und wir können so lange bleiben, wie wir wollen. Louie ist bestimmt froh, wenn er abends nicht für uns kochen muss. Dann hat er mehr Zeit für seine Bar.« Sie überlegte und fuhr fort: »Aber es wird anstrengend, wenn die Schule anfängt. Es ist alles so umständlich … Um die Uniform für Margaux zu kaufen, muss ich in einen ganz bestimmten Laden, und für die Schuhe wieder in einen anderen. Und dann die ganzen Lehrbücher, Peter! Jedes Jahr muss man so eine Folie um die Bücher kleben, und Louie regt sich furchtbar auf, wenn ich ihn darum bitte, das zu übernehmen. Es ist wirklich nicht einfach, man muss die Folie auf gewisse Weise zurechtschneiden, und ich bin handwerklich nicht besonders geschickt, heute nicht mehr.«
    »Ich kann dir mit Margaux’ Schulbüchern helfen«, sagte Peter. »Wenn es so weit ist, bring sie her. Ich zeige dir, wie man das ganz einfach hinbekommt.«
    »Ach, ich will dir doch keine Umstände machen …«
    »Das ist wirklich kein Problem, Sandy.«
    ***
    Mommy sagte manchmal, Peters Garten sei der entspannendste Ort der Welt, noch ruhiger als sein Wohnzimmer. Am liebsten streichelte sie Paws; ich glaube, keiner streichelte den Hund mehr als sie. »Er gibt einfach keine Ruhe«, lachte sie, und wenn Paws schließlich zu Peter oder mir lief, kritzelte sie aufs Neue in ihr Faktenbuch. Der kleine Spiralblock war inzwischen voll, sie war dazu übergegangen, die Ränder und die Vorder- und Rückseite zu beschreiben. Schließlich schenkte Peter ihr einen neuen Block und überzeugte sie, dass es nicht zu kompliziert sei, mit zwei Blöcken umzugehen. Und so begann Mommy von neuem mit ihren Aufzeichnungen von Lokalnachrichten und weltweiten Katastrophen, mit Einkaufszetteln und Kinderliedern, mit Listen, was sie tun und wen sie anrufen musste. Hin und wieder fragte sie Peter, ob es in Ordnung sei, wenn sie sein Telefon benutzte, dann ging sie nach oben und rief Nummern aus ihrem Adressbuch an – Menschen, die sie in der Psychiatrie kennengelernt hatte, Dr. Gurney oder Freundinnen vom College, über die sie sich beschwerte, weil sie nicht ans Telefon gingen. Zu Hause sprach sie immer davon, diese redefaulen Freundinnen kämen auf eine Schwarze Liste , doch soweit ich wusste, strich sie nie eine Nummer durch. Wenn Mommy ihr Adressbuch durchgearbeitet hatte, rief sie die Selbstmord-Hotlines an, erkundigte sich im Einkaufszentrum Pathmark nach dem Preis verschiedener Waren oder bat das Saint-Mary’s-Krankenhaus, ihr ein Informationspaket über Krebs oder eine andere schlimme Krankheit zu schicken, von der sie befürchtete, sie oder ich könnten sie bekommen.
    ***
    Abgesehen von Super-Tiger spielten Peter und ich noch viele weitere von ihm erfundene Spiele. Eines war die erweiterte Version des Fingerspiels mit der kleinen Spinne. Peter zog die Finger an und wackelte wild mit ihnen. Das waren die Beine von zwei gutmütigen Taranteln, die über meinen ganzen Körper krabbelten und mich kitzelten. Zwei weitere Spiele hießen Verrückter Professor und Verrückter Gärtner , Letzteres spielten wir im Garten. Peter verfolgte mich mit dem Gartenschlauch und spritzte mich nass, wenn er mich in die Enge getrieben hatte. Bei Verrückter Professor ging es auch ums Kitzeln. Wenn er mich fing, hielt er mich fest, und ich wurde der sogenannten »Kitzelfolter« unterzogen. Peter begann mit der dritten Stufe, wie er sie nannte. Die war harmlos: Er durfte mich nicht an Bauch, Achselhöhlen oder an den Fußsohlen berühren, doch wenn ich mich nicht ergab, schaltete er nacheinander die Stufen hoch bis zur ersten. Peter sagte, vor mir hätte er es noch nie erlebt, dass jemand bis zur ersten Stufe ausgehalten hätte, ohne um Gnade zu flehen. Zuerst war ich stolz, als er das sagte, doch dann war ich ein

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