Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tiger, Tiger - Fragoso, M: Tiger, Tiger

Tiger, Tiger - Fragoso, M: Tiger, Tiger

Titel: Tiger, Tiger - Fragoso, M: Tiger, Tiger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaux Fragoso
Vom Netzwerk:
und zehn interessierten sich die Jungs jetzt mehr fürs Skateboardfahren und die Spielhalle als für ihre Tiere, hatte Peter gesagt. An zwei Tagen in der Woche nahm ich den Jungen nicht nur ihre Pflichten gegenüber ihren Haustieren ab, sondern fing auch an, das Geschirr abzuwaschen, wenn Peter gekocht hatte. Peter sagte oft, dass ich eine perfekte Ehefrau abgäbe.

6
    »Das schönste Alter für ein Mädchen ist acht Jahre«
    In Peters Keller war es leicht, die Außenwelt zu vergessen. Dort, inmitten der Betonwände, bekamen wir nicht viel mit, Peter und ich. Weder hörten wir das Krachen von Autos, wenn jemand Probleme beim Einparken hatte, noch die Jugendlichen, die durch die Finger pfiffen, oder die Tauben, die sich um eine Brotkruste stritten. Im Keller konnte ich nicht hören, wenn Wäsche oder Lebensmittel in Einkaufswagen vom Supermarktparkplatz heimgeschoben wurden, ich hörte weder die Reifen der schnellen Kinderwagen noch die Mütter, die ihre kleinen Töchter liebevoll »chica« riefen.
    Einige Straßenkatzen hatten gelernt, dass es Futter und Milch gab, wenn es ihnen gelang, in Peters Keller zu schlüpfen; eine hübsche getigerte Katze lief wochenlang mit einem immer dickeren Bauch herum, bis sie sich eines Nachmittags müde in die engste Ecke des Kellers drückte; als wir sie das nächste Mal sahen, säugte sie eine Schar von Kätzchen. Peter sagte, er habe die Katze Little Mama getauft; sie habe schon zwei Mal in seinem Keller geworfen. Es machte großen Spaß, mit den Kätzchen zu spielen. Ich hatte einen kleinen Beutel mit Murmeln gefunden, die ich über den Boden rollen ließ; dann sah ich zu, wie die munteren Tierchen versuchten, die glatten Kugeln mit ihren Pfoten festzuhalten, was ihnen nie so recht gelang. »Du bist sehr mütterlich«, sagte Peter oft, wenn ich mit den Kätzchen spielte. »Du stellst dir bestimmt gerne vor, irgendwann einen großen dicken Bauch zu haben. Ich mag kleine Mädchen mit dicken Bäuchen. Dann sehen sie aus, als wären sie schwanger. Träumt nicht jedes Mädchen davon? Von einem eigenen Baby, das man liebhaben kann?«
    Daran hatte ich wirklich noch nie gedacht, doch Peter sprach so häufig davon, wenn wir allein waren, dass ich mir immer mehr ausmalte, eine eigene Familie zu haben, so wie Little Mama.
    ***
    Die ersten Male, als wir in den Keller gingen, bat Peter, mich lange streicheln und auf den Mund küssen zu dürfen. Als wir uns das erste Mal wie Erwachsene küssten, musste ich immer wieder daran denken, wie groß sein Gesicht war und wie sich seine Haut anfühlte. Es störte mich, dass ich nicht richtig atmen konnte, und so ließ ich mich zu Boden sinken und spielte Schneewittchen. Ich stellte mir vor, auf einem Bett voller Tulpen zu liegen, und hatte das Gefühl, tatsächlich zu schlafen oder in Trance zu sein, während Peter mich küsste. Diese Spiele gingen weit über das Normale hinaus. Während ich dasaß und mich mit den Kätzchen beschäftigte, begann Peter, meinen Rücken zu streicheln, mein Gesicht, meinen Po, meinen Hals, die Stelle zwischen meinen Beinen. Er brachte mich immer irgendwie dazu, weitere Berührungen zuzulassen, wenn schon eine Schwelle überschritten war. Wenn ich mich beispielsweise zu Boden sinken ließ, um ihm zu zeigen, dass ich genug hatte, tat er so, als würde er mir die Haut abziehen, so wie es Großwildjäger bei Tigern tun. Überzeugt, wirklich tot zu sein, spürte ich die überwältigenden Gefühle nicht mehr.
    Als es wärmer wurde, schlug Peter mir vor, mich auszuziehen, und so spielte ich in Unterhose mit ihm Verstecken. Er zählte bis zehn, und ich überlegte, wo ich mich verbergen könnte, da es so viele Verstecke in diesem großen Keller gab. Einige Male verdrückte ich mich im Eichenschrank oder kletterte in eine Truhe; hin und wieder hockte ich mich hinter die Motorräder. Es war seltsam und befreiend, einfach nur in Unterhose herumzulaufen. Dann kam der Tag, an dem Peter mich aufforderte, auch noch den Slip auszuziehen, weil er behauptete, echte Dschungeltiere trügen keine Kleidung. Nach dem ersten Mal fiel es mir nicht mehr schwer, mich auch weiter zu entblößen; ich kam mir wie ein Tiger, ein Hase oder welches Tier auch immer vor, das ich gerade spielte; mich selbst spürte ich nicht mehr. Wenn ich nackt war, knurrte ich oft vor mich hin oder leckte die Griffe der Suzuki ab. Einmal schlug ich die Augen einfach nicht mehr auf und blieb liegen, bis Peter mir mit der Taschenlampe ins Gesicht leuchtete. Danach sagte er:

Weitere Kostenlose Bücher