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Tiger, Tiger - Fragoso, M: Tiger, Tiger

Tiger, Tiger - Fragoso, M: Tiger, Tiger

Titel: Tiger, Tiger - Fragoso, M: Tiger, Tiger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaux Fragoso
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an die Luft in einer Höhle – zumindest stellte ich sie mir so vor. Der Boden sah aus, als sei er aus Metall, unter der Decke waren mehrere Holzbalken so niedrig angebracht, dass Peter den Kopf einziehen musste.
    »Du siehst lustig aus, wenn du so einen Rücken machst«, sagte ich.
    »Tja, früher waren die Leute kleiner als heute. Jede Generation wird ein bisschen größer als die vorherige. Nicht mehr lange, und wir sind alle Riesen.« Er hielt inne. »Du bist ein großes Mädchen, Margaux, du schießt hoch wie eine Bohnenstange. In den letzten Monaten musst du wohl mehrere Zentimeter gewachsen sein. Aber vielleicht bilde ich es mir auch nur ein. Die Zeit fliegt so schnell dahin. Wünschst du dir nicht auch manchmal, sie anhalten zu können? Ich schon.«
    Ich stieg vom Motorrad und ging zu einem viktorianischen Eichenschrank, ähnlich dem, den Poppa in seinem Schlafzimmer hatte. Ohne zu fragen, öffnete ich ihn und wartete, ob Peter protestierte, doch er schwieg. Das gehörte zu den Dingen, die ich am liebsten an ihm mochte: Es gab kaum Verbote. Wenn er mal ein Verbot durchsetzte, dann war es eins von meiner Mutter, und ich glaube, er tat es nur, um sie zufriedenzustellen, nicht weil er es richtig fand. Manchmal malte ich mir aus, meine Mutter würde einfach verschwinden und ich wäre mit Peter allein, Tag und Nacht, und es würde keine Verbote mehr geben.
    Im Schrank waren Kleider, Hüte und Federboas. Außerdem fand ich eine Art Krone, die Peter eine »Tiara« nannte. »Setz mal auf!«, sagte er, und obwohl ich lieber den verstaubten schwarzen Fedora, den Flamencohut oder den samtigen Schlapphut anprobiert hätte, tat ich ihm den Gefallen.
    »Du siehst wunderschön aus«, sagte Peter sanft. »Wie eine Prinzessin.«
    »Ich bin aber keine Prinzessin«, sagte ich. »Ich bin die Herzkönigin! Ab mit den Köpfen! Schlagt ihnen die Köpfe ab!« Ich machte Exekutionsgesten mit der Hand.
    Peter runzelte die Stirn. »Möchtest du nicht lieber eine Prinzessin sein als eine böse alte Königin?«
    Ich ließ die Tiara zu Boden fallen. »Das Ding ist sowieso hässlich. Ich finde diese Kleider nicht schön. Sie sind so alt und sehen schäbig aus. Warum bewahrt Inès den ganzen Kram überhaupt auf?« Und ohne zu wissen warum, zog ich die Kleider von ihren Bügeln und warf sie auf den Boden. Dann grinste ich Peter an.
    Er war entsetzt. »Heb das wieder auf! Das ist ihre Vergangenheit! Fast all ihre Verwandten sind in Spanien, sie kann sie nie sehen! Das Kleid, das du gerade auf den Boden geworfen hast, war das Hochzeitskleid ihrer toten Mutter!«
    Demütig nahm ich die Kleider hoch und hängte sie wieder auf die Bügel. Wir schwiegen.
    »Egal«, sagte Peter, »ich habe dich nicht mit runtergenommen, um dir Inès’ Sachen zu zeigen. Ich wollte Sperrholz, ein Seil und Schleifpapier zum Schmirgeln holen, außerdem den Bohrer, um Löcher ins Holz zu bohren. Und ja, Farbe, ich brauche Farbe. Was ist deine Lieblingsfarbe?«
    »Violett.«
    »Hm, weiß nicht, ob ich Violett habe. Geht auch Rosa?« Er grinste.
    »Bastelst du etwas für mich?«
    »Vielleicht.« Wieder lächelte er. Ich sprang zu ihm und umarmte ihn.
    »Du tust so viel für mich! Du machst mich so glücklich.« Ich überlegte. »Wird es ein Skateboard? Baust du mir ein Skateboard? Sag schon: warm oder kalt?«
    »Eiskalt wie der Nordpol. Jetzt komm, wir müssen los und anfangen. Aber zuerst musst du mir noch einen Kuss geben, zur Stärkung, ja? Mein Rücken tut weh vom krummen Gehen. Weiß gar nicht, ob ich noch die Treppe hochkomme.«
    Ich wollte ihm einen Schmatzer auf die Wange geben, doch er drehte mir den Kopf so zu, dass mein Kuss auf seinen Lippen landete.
    ***
    Peter befestigte die selbstgebastelte rosa Schaukel unter der Decke auf dem Dachboden, wo sie die nächsten anderthalb Jahre an dicken knotigen Seilen hing. Oft saß ich darauf, wenn es draußen zu kalt war, und Peter gab mir Anschwung. »Höher, höher!«, rief ich dann und warf die Beine hoch zu den Holzbalken unter der schrägen Decke. Das durch die Fenster fallende Licht malte buttrige Flecke auf den Hartholzboden, und ich sah zu den Feldbetten der Jungen mit den zerknüllten Decken und verdrehten Laken hinüber (niemand hielt sie an, ihr Zimmer aufzuräumen), entdeckte die eierförmigen Abdrücke ihrer Köpfe auf den Kissen. Hier oben wohnte Blackhead, das Meerschweinchen; ich musste ihm frisches Wasser nachfüllen und ihn mit Pellets füttern. Das war vorher Rickys Aufgabe gewesen. Doch mit dreizehn

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