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Tiger, Tiger - Fragoso, M: Tiger, Tiger

Tiger, Tiger - Fragoso, M: Tiger, Tiger

Titel: Tiger, Tiger - Fragoso, M: Tiger, Tiger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaux Fragoso
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was war er noch mal, halb Retriever und halb …?
    »Collie. Hab eine Dame!«
    »Wo hast du gelernt, so zu spielen?«
    »Von Peter. Er hat mir auch Schach beigebracht.«
    »Er hat dir Schach beigebracht? Wann denn? Als ich nicht hingeschaut habe?«
    »Ja, als du nicht hingeschaut hast.«
    ***
    Mommy wurde wieder krank. Wir wussten es. Sie wusste es.
    »Ich will nicht in dieses Krankenhaus«, sagte sie. »Ich gehe da nicht hin.«
    Sie stand im Wohnzimmer vor dem riesigen Fernseher; Poppa versuchte, sie zu überreden, ihren Mantel anzuziehen.
    »Ich habe das Taxi schon bestellt. Es ist jeden Moment hier, Cassandra«, sagte er, und ich war entsetzt, dass er sie beim Namen nannte. »Hör zu. Wir stehen unter großem Druck, wir alle, auch das Kind. Manchmal habe ich das Gefühl, als hätte uns in letzter Zeit jemand verflucht, unserem Haus Probleme gewünscht. Momentan habe ich das Gefühl, die ganze Welt ist gegen mich. Mein Kopf fühlt sich in letzter Zeit an wie ein Dampfkochtopf … weißt du, was ich meine? Es hat immer wieder Phasen in meinem Leben gegeben, wenn ich das Gefühl hatte, dass ich nicht dafür gerüstet bin, mit diesem Druck umzugehen; und jetzt ist es wieder so weit. Ich habe das Gefühl, als würde ich jeden Moment in die Luft gehen. Verstehst du mich? Ich muss den Kopf frei bekommen. Du musst den Kopf frei bekommen. Es ist die richtige Entscheidung.«
    »Was ist mit Margaux? Wer wird sich um sie kümmern? Nimmst du dir frei?« Sie legte die Hände auf seine Schultern.
    »Ich hab es dir schon gesagt. Ich rufe Rosa von unten an der Straße an. Sie nimmt nicht viel.«
    »Sie kommt nicht gut zurecht mit neuen Leuten.«
    »Ich weiß. Ich weiß, dass sie das nicht gut kann. Ich wäre auch lieber zu Hause. Aber im Moment sind mir die Hände gebunden. Ich kann mir nicht freinehmen, nicht mal ein paar Tage. Ich würde rausgeworfen werden, das weiß ich. In dieser Firma bin ich nicht beliebt. In Sanford war es besser, auch wenn es überall dasselbe ist. Immer dasselbe. Der Chef will, dass ich mich beeile, und das kann ich nicht! Diese Leute wollen einfach nicht verstehen, dass ich auf Qualität arbeite, nicht auf Schnelligkeit! Einen hohen Ausstoß – das wollen diese Leute! Aber ich bin Künstler. Ich kann nicht schnell arbeiten; ich muss mir Zeit nehmen. Bei mir muss alles präzise sein; wenn ich einen kleinen Fehler bei einem Schmuckstück mache, fällt es keinem in der Firma auf, doch ich plage mich nachts damit herum und kann nicht schlafen! Ich bin der Beste, den sie haben, aber sie merken es nicht. Es gibt keinerlei Anerkennung für mich, sie behandeln mich wie einen Hund …«
    »Ich kann doch mit Margaux zu Hause bleiben. Bitte, Louie, bestell das Taxi ab.«
    »Nein«, sagte er und schüttelte den Kopf. »Ein Freund von mir hat gesehen, wie du letztens mit ihr die Bergenline überquert hast und vorher nicht mal geguckt hast! Er sah, wie ihr beiden fast überfahren wurdet!«
    »Daran kann ich mich nicht erinnern. Ich bin immer vorsichtig.«
    »Normalerweise ja, das weiß ich, und deshalb weiß ich auch, dass es dir im Moment nicht gutgeht. Es ist ja nicht nur das. Wenn du dir deine Schallplatte anhörst, starrst du in die Deckenlampe.« Er verzog das Gesicht. »Dann hast du ein total leeres Gesicht, total leere Augen. Es macht deiner Tochter Angst, dich so zu sehen. Es macht mir Angst. Ich habe Angst, dass hier irgendetwas schiefläuft. Mit dieser Angst kann ich nicht schlafen. Wenn ich nicht schlafe, kann ich nicht arbeiten.«
    Alles, was Poppa sagte, war richtig. Mommy lachte manchmal einfach so auf. Alle fünf Minuten rief sie jemanden an. Sie schlief überhaupt nicht mehr, und da Poppa und ich auch nicht gut schliefen, hörten wir die ganze Nacht, wie sie Hotlines anrief oder das Sunshine -Album abspielte.
    ***
    Nachdem das Taxi Mommy mitgenommen hatte, schloss Poppa die Tür, kniete sich vor mich hin und nahm meine Hände in seine. »Ich muss mit dir sprechen. Ich muss mit dir sprechen wie mit einer Erwachsenen, als stünden wir auf einer Stufe. Zunächst einmal hast du nicht auf sie aufgepasst. Das ist ein schwerer Fehler. Du hast zugelassen, dass sie dein Leben gefährdet. Selbstmord ist eine Sache, aber jemand anderen mitzureißen ist falsch. Ich vertraue dieser Frau nicht dein Leben an. Auch nicht mein Leben. Einmal habe ich sie erwischt, wie sie mit meiner Pistole herumhantierte! Vielleicht möchte sie, dass ich tot bin, ich gebe ihr auch nicht die alleinige Schuld, aber wenn sie dich in

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