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Tiger, Tiger - Fragoso, M: Tiger, Tiger

Tiger, Tiger - Fragoso, M: Tiger, Tiger

Titel: Tiger, Tiger - Fragoso, M: Tiger, Tiger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaux Fragoso
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Gefahr bringt, eine Unbeteiligte, dann ist das eine Todsünde!« Er hielt inne. »Auf allen Seiten wurden Fehler gemacht, doch die müssen wir jetzt vergessen und nach vorne schauen. Warum wir nach vorne schauen müssen? Weil wir stark sind und es können, denn wenn wir das nicht tun, wird uns das Leben zerdrücken, als wären wir Eierschalen! Jetzt hör mir zu, du bist in der Obhut einer kranken Frau. Sie ist psychisch krank. Du kannst nicht mit deinen Problemen zu ihr gehen, wie du das bei einer normalen Mutter tun würdest. Probleme, die normale Menschen abschütteln wie Staub, drücken deine Mutter zu Boden. Deine Probleme machen sie krank. Du bist eine Belastung für die Familie. Ich komme mit dir zurecht; ich habe sogar Verständnis, weil ich ein starker Mensch bin, aber sie wird von dir zerstört, auch wenn du es nicht böse meinst. Mädchen, du musst mit deinen Mätzchen aufhören! Du kannst nicht hungern und die ganze Zeit in deinem Zimmer weinen. Du denkst, dich hört keiner, aber ich höre dich.«
    Beschämt schaute ich zur Seite.
    Er hob mein Kinn an. »Dreh dein Gesicht nicht weg, lass das! Du musst genug Mut haben, um zu deinem Fehlverhalten zu stehen. Ich bin dein Vater, und ich habe keine andere Wahl, sondern muss dir sagen, was für negative Auswirkungen du auf uns hast. Fast zweimal pro Woche wird dir schlecht, und du übergibst dich; keiner weiß, warum! Du isst nur wenig, du siehst aus, als würdest du dich auflösen! Früher hattest du immer Bestnoten, jetzt fällst du in Mathe durch! Du bist eine Enttäuschung für uns! Für mich. Ich hatte große Hoffnungen. Menschen bekommen Kinder, damit sie Freude in ihr Leben bringen, keine Schmerzen und Sorgen! Nein, hör auf zu weinen; reiß dich zusammen! Du bist stark. Du wirst das überstehen. Das verspreche ich dir, Keesy. Ich verspreche es dir.« Eine Weile lehnte er seinen Kopf gegen meine Brust, dann hob er ihn und lächelte mich an. »Jetzt, da sie weg ist, können wir das Leben ja ein bisschen genießen, oder? Ich habe Schuldgefühle, weil wir sie nicht begleitet haben, weil sie jetzt stundenlang ganz allein in der Notaufnahme warten muss, aber ich weiß, dass du damit nicht klarkommst, Keesy. So viele Stunden in dem grellen Licht und ihr Gesicht wie ein Zombie, das raubt dir die Seele. Im Leben gibt es Anblicke, die unauslöschlich sind; sie können nicht ausradiert werden. In meinen Träumen werde ich für alle Zeiten ihr leeres Gesicht sehen; dieser Blick verfolgt mich. Aber wir können nicht immer traurig sein. Für jede Sekunde, die wir tot sind, müssen wir eine Sekunde leben! Komm, Keesy, hol deinen Mantel, wollen wir in die Stadt gehen? Nur wir beide, so wie früher?«
    »Okay.«
    Poppa stand auf. Er warf einen Blick auf die Uhr. Er trug noch seine Arbeitskleidung – ein gutes Oberhemd und eine schicke Hose. »Ich habe keine Zeit mehr, meinen Schmuck anzulegen. Na, dann eben morgen Abend. Morgen Abend machen wir uns beide schick für die Stadt, denn morgen ist Freitag, und ich habe frei! Heute Abend gehen wir nur in den Laden unten an der Straße. Aber morgen zeige ich dir eine Bar auf der anderen Seite der Stadt, da gibt es einen Flipperautomaten. Erinnere mich daran, dass ich Kleingeld mitnehme! Ich will, dass du ein schönes Kleid anziehst und gute Schuhe, mach dir ein hübsches Band ins Haar und Reifen um die Handgelenke, leg Parfüm auf. Wir gehen von einem Laden zum anderen, und ich führe dich meinen Freunden vor, und sie werden sagen, was für eine schöne Tochter ich habe! Sie werden sagen, dass meine Tochter schöner ist als der Mond! Heute gehen wir nur in diesen kleinen Laden, ich bestelle dir einen Shirley Temple, aber ohne Rum. So, jetzt hol deinen Mantel, Keesy.«
    Ich freute mich, weil Poppa gesagt hatte, ich sei schön. Jetzt, da Mommy fort war, blieb mir nichts anderes übrig, als ihn liebzuhaben. Er war alles, was ich hatte. Ich holte meinen Mantel aus dem Wandschrank und zog ihn an. Als ich den Reißverschluss hochziehen wollte, hakte er. Das machte mich so wütend, dass ich daran zerrte und ihn plötzlich in der Hand hielt. Poppa kam herbei und schlug mir ins Gesicht.
    »Wie oft habe ich dir gesagt, du sollst nicht so grob mit den Sachen sein! Du musst vorsichtig sein, immer ganz vorsichtig! Du kannst nicht einfach Sachen kaputtmachen, sie kosten Geld! Ich kann keinen neuen Mantel kaufen! Das kann ich mir nicht leisten, jetzt, da deine Mutter wieder im Krankenhaus ist!«
    »Es tut mir leid.«
    »Hör mir zu. Mach die

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