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Tiger, Tiger - Fragoso, M: Tiger, Tiger

Tiger, Tiger - Fragoso, M: Tiger, Tiger

Titel: Tiger, Tiger - Fragoso, M: Tiger, Tiger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaux Fragoso
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wirklich geschehen. Auch wenn ich meistens etwas gegen Inès hatte, war ich doch irgendwie fasziniert von ihren mittelalterlich wirkenden Kleidern, ihren Büchern über Wicca-Zauber und ihrer Angewohnheit, ständig zu lesen, in ihr Tagebuch zu schreiben oder auf den Tasten ihrer altmodischen schwarzen Schreibmaschine herumzuklappern.
    »Sie ist nett«, sagte Poppa und nickte. »Eine intelligente Frau. Sie kennt sich so gut mit Geschichte aus, sie könnte in jeder Quizsendung mitspielen.« Er lächelte. »Als du auf der Couch lagst und schliefst, habe ich mich in der Küche mit ihr unterhalten. Ich kann nicht begreifen, warum sie mit diesem Peter zusammen ist. Er hat sich kaum an dem Gespräch beteiligt! Ich weiß nicht genau, warum sie ihn behält, höchstens weil er das Haus in Schuss hält.« Wieder grinste Poppa, dann drehte er die Flamme aus. »Dieser Mann tut mir aus vielen Gründen leid. Er sieht jetzt so viel älter aus als noch vor ein paar Jahren!« Poppa häufte Reis, Huhn, rote Paprika und Okraschoten auf meinen Teller. Dann gab er sich selbst etwas auf und setzte sich zum Essen hin.
    »Wer weiß«, sagte er. »Wahrscheinlich brauchte sie jemand Verlässliches für die beiden Jungen. Man kann ja nicht behaupten, dass er nicht nett wäre. Da hatte deine Mutter schon recht. Er tut wirklich alles, um anderen zu helfen. So was ist selten.« Poppa kaute nachdenklich. »Als ich mich mit Inès unterhielt, hat sie mir viele Dinge über diese Stadt erzählt, die ich nicht wusste. Über die Vergangenheit. Wusstest du, dass es in dieser Stadt so gut wie keine Ulmen gibt? Die sind nämlich alle beim Ulmensterben eingegangen. Das wusste ich nicht. Wo heute Pathmark ist, war früher ein großer Wasserspeicher. Im Ersten Weltkrieg hatten amerikanische Soldaten am Wasserspeicher ein Feldlager aufgeschlagen, um sich vor Anschlägen zu schützen.«
    »Diese Frau ist zu intelligent, um mit jemandem zu versauern, der so … so kindisch ist«, fuhr Poppa fort. »Findest du seine Vorliebe für Weihnachtsschmuck nicht sonderbar? Deine Mutter schwärmte davon, als sei das was Tolles. Als wäre es nicht schädlich für das Wohl eines Menschen, immer nur in einer Jahreszeit zu leben.« Er schüttelte den Kopf. »Und dann dieses Motorrad! Als ob er achtzehn wäre! Mit achtzehn hab ich mir ein Motorrad gewünscht, aber jetzt doch nicht mehr!« Poppa spielte mit dem Hals der Bierflasche. »Vor ein paar Wochen sagte deine Mutter, Inès hätte ihr erzählt, Peter könne sich ihr gegenüber nicht als Mann nähern. Seine Probleme stammen höchstwahrscheinlich von seiner Rückenverletzung. Solche Menschen tun mir leid, denn sie sind irgendwie nur halbe Menschen. Kein Wunder, dass er das Motorrad braucht.«
    Poppa hielt inne, und als er mich ansah, war sein Gesichtsausdruck verlegen. »Jetzt habe ich gerade fast vergessen, mit wem ich rede – mit einem kleinen Mädchen. Ein Küken!«
    »Ich bin jetzt fast ein Teenager. Ich bin kein Kind mehr.«
    Er machte eine wegwerfende Handbewegung. »Egal, die beiden haben jedenfalls eine Zweckbeziehung, da bin ich mir sicher. Auf gewisse Weise sind das ja alle Beziehungen. Zweckbündnisse, meine ich.« Er lachte und trank sein Bier. »Außer die Beziehung mit deiner Mutter. Das nenne ich eine Zwecklos-Beziehung! Ich habe so viele Pflichten und Verantwortung am Hals. Wenn ich als junger Mann in die Zukunft hätte blicken können, wäre ich auf einen Berg gezogen. Ich hätte lieber mit Ziegenböcken auf einem felsigen Hang gelebt. Die hätten wenigstens nichts von mir gewollt!«
    Während Poppa redete, achtete ich darauf, meinen Teller restlos leer zu essen, selbst die roten Paprika, die ich nicht mochte. Ich wollte alles tun, damit er seine gute Laune behielt.
    »Momentan ist es nicht einfach. Alles ist kompliziert! Ich habe nicht mal mehr ein Auto. Ich muss ohne Wagen zum Krankenhaus und wieder zurück.«
    »Was ist denn mit dem Chevy , Poppa?«
    »Den hab ich vor drei Monaten verkauft!«, erwiderte er lachend, doch dann hielt er inne und blickte mit einem schwachen Lächeln, das ich nicht einordnen konnte, in seine Flasche. »Das wusstest du nicht mal.«
    »Du hast mir nichts davon erzählt.«
    »Wann soll ich es dir denn erzählen? Du bist ja nie da!« Er sah mir in die Augen. Ich wandte den Blick ab. »Als mein Wagen abgeschleppt wurde, war für mich der Moment gekommen. Hundert Dollar musste ich dafür zahlen! Und warum? Weil ich mit der Stoßstange vier oder fünf Zentimeter, vielleicht auch

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