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Tiger, Tiger - Fragoso, M: Tiger, Tiger

Tiger, Tiger - Fragoso, M: Tiger, Tiger

Titel: Tiger, Tiger - Fragoso, M: Tiger, Tiger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaux Fragoso
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wird. Dennoch gibt es Menschen, die Tricks mit Jojos beherrschen. Ich umfasste Peters Penis mit der Hand und machte eben diese Auf-und-ab-Bewegung. Ich schloss den Mund darum, wie eine zahnlose Klapperschlange, die eine lebendige Maus verschlingt. Zuerst den Kopf. Stramm und rosa bemützt mit dem sonderbaren Zyklopen-Auge. Dann nahm ich die Venen in mir auf, die grobe, wulstige Haut, straff und faltig zugleich, diese Haut, die aussah, als hätte sich jemand ganz schlimm verbrannt. Vernarbtes Gewebe, als hätte man die Hand in eine Flamme gehalten.
    Da ich Probleme mit den Nasennebenhöhlen hatte, bekam ich manchmal schlecht Luft. Dann musste ich innehalten und in ein Taschentuch spucken. Immer wenn ich eins brauchte, klopfte ich an Peters Bein. Manchmal ließ ich mir von ihm den Kopf herunterdrücken, auch wenn es mir im Kiefer wehtat und ich davon würgen musste. Peter hatte danach immer Schuldgefühle, aber ich versicherte ihm, es sei in Ordnung, solange er dadurch schneller kam. Mein Mund prickelte; wenn die schützende Betäubung wich, kam es mir vor, als rolle ein Nudelholz über meine Lippen. Peter wollte, dass ich schmutzige Sachen sagte. Und dass ich außer Nina noch andere Mädchen spielte, was ich hasste. Am allerliebsten lag ich auf dem Bauch, den Kopf in den Kissen, so dass er sich von hinten auf mich legen und sich an meinem Hintern reiben konnte, bis er kam. Das erforderte am wenigsten Arbeit und Kraft, und ich war müde, da Peter fast jeden Tag um einen sexuellen Gefallen bat, seit meine Mutter mich nicht mehr begleitete. Wenn ich nicht auf ihn einging, verstummte er und fing an zu weinen, ich würde ihn nicht lieben, oder er behauptete, ich fände ihn hässlich oder zu alt.
    Wenn er sich an meinem Hintern rieb, musste ich das Gesicht unten behalten; er wollte es nicht sehen. Normalerweise war das Bett hochgefahren, so dass wir bequem Filme gucken oder lesen konnten. Aber wenn ich mich hinlegen sollte, drehte Peter am Schalter, bis das quietschende Krankenhausbett ganz unten war. Dann zog ich meine Klamotten aus und ließ mich wie ein nasser Sack aufs Bett fallen. Ich drückte den Kopf in das weiße Kissen und atmete den talgigen Duft meines eigenen Haars ein. Ich spürte die Federn der Matratze unter meinem nackten Brustkorb; sie fühlten sich tröstlich an. Mein Haar fiel mir auf die Wangen, und mein Kopf wurde so leer wie ein Fernseher, in dem es nur noch schneite.
    In solchen Momenten war es zumindest ruhig. Peters schwere Knochen lagen auf mir wie der Wal, der Jonas verschluckt. Ich kuschelte mich in diesen schwarzen Bauch des Meeres. Ich spürte seinen pfeilartigen Penis an der butterweichen Haut meiner Pobacken. Sein Kopf kam hoch zu meinem Haar, seine Knochen verschränkten sich mit meinen. Dann das glitschige Gefühl. Schließlich die Taschentücher.
    Anschließend stand ich auf und betrachtete mich im Spiegel. Ich sah mich immer an.
    »Bewunderst du dich wieder, Nina?«, fragte Peter dann.
    ***
    Bis ich Nina erfand, hatte ich unplugged gelebt. Ich war wie eine Lebensmittelverpackung. Oder wie das Papier um ein Eis, wie Kaugummipapier, wie Zellophan, Plastik, Alufolie, Frischhaltefolie. Etwas frei Verfügbares zum Wegwerfen. Den Inhalt konnte man essen, die Verpackung wanderte anschließend in den Müll. Ich war viele Einweg-Ichs. Ich trieb in der flachen, traurigen Gestalt geisterhafter Mädchen in einem modrigen, formlosen Sumpf, bis Nina, die Königin und Regentin, kam und über alle herrschte, über mich. Sie sagte mir, ich sei hübsch; ich glaubte es. Sie sagte mir, ich hätte Macht; ich glaubte es.
    Mr. Nasty, Peters Alter Ego, entstand ungefähr zur gleichen Zeit wie Nina. Es begann damit, dass ich Peter während der Massagen schmutzige Sachen sagen sollte. Er verlangte von mir, dass ich ihn »Mister« nannte. Niemals durfte ich ihn mit Peter oder einem der Namen ansprechen, die ich in Briefen an ihn verwendete, genauso wenig wollte er die Namen hören, mit denen er seinen täglichen Brief an mich unterschrieb: Peter, Daddy, Teddy-Bär-Grizzly oder Victor. »Nenn mich Mister«, sagte er. »Tu so, als würdest du mich nicht kennen. Ich könnte jeder beliebige Mann sein. Egal welcher Herkunft, welcher Größe, welchen Alters. Ich könnte jeder sein.« Peter brachte mir bei, was ich sagen sollte; ein typischer Dialog klang ungefähr so:
    Mister, kann ich dein großes Mannding sehen?
    Das ist leider zu groß für dich. Zu groß für dein kleines Mädchenloch.
    (Staunend) Mister, ist das

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