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Tigerlilie - Paul, I: Tigerlilie

Tigerlilie - Paul, I: Tigerlilie

Titel: Tigerlilie - Paul, I: Tigerlilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivy Paul
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erwarten deinen Besuch.“
    Christopher nickte und wollte sich an Tanner wenden, da trat der Earl of Huntington an Winchester heran. „Mein lieber Winchester, wollen Sie mich nicht mit Ihrem Freund bekannt machen?“
    Der Earl tauschte ein paar Höflichkeiten mit ihm aus, dann verschwand er in der Menge. Stattdessen stürmte eine Matrone mit zwei Mauerblümchen im Schlepptau auf Lord Winchester zu. „Lord Winchester, Sie müssen uns unbedingt Ihrem Bekannten vorstellen!“
    Victor zuckte zusammen, tat aber wie geheißen. Nachdem die Dame Victor und Christopher aus ihren Klauen entlassen hatte, beugte sich Victor vor. „Hüte dich vor diesen drei Frauen. Marianne Whitby würde den Teufel als Schwiegersohn akzeptieren, um ihre Töchter unter die Haube zu bekommen.“
    „Wie schmeichelhaft für mich“, entgegnete Christopher sarkastisch.
    „Sei vorsichtig, die Fesseln der Ehe haben schon die tapfersten von uns in die Knie gezwungen“, meinte Winchester mit breitem Grinsen.
     
     

justify
    Kapitel 2
     
    Die Weisheit des Lebens besteht im Ausschalten der unwesentlichen Dinge.
    Aus China
     
    Anna stopfte den Saum ihres taubengrauen Abendkleides und dachte darüber nach, ob sie die beige Spitze am Ausschnitt anbringen oder noch eine Saison den schlichten Stil bevorzugen sollte. Aus der Küche drangen Stimmen. Caítlín plauderte mit einem Mann. Sie klang nicht sonderlich fröhlich. Anna seufzte. Sollte das ein Lieferant sein, konnte Anna den sorgenvollen Ton verstehen.
    Die Tür klapperte, und Caítlíns Schritte näherten sich. Sie klopfte an und betrat den Salon.
    „Miss Anna, der Metzgerbursche verlangt sein Geld. Er verweigert mir die Ware, wenn ich unsere Schulden nicht begleiche.“
    Anna legte ihre Näharbeit beiseite. Ihr Magen verkrampfte sich.
    „Ich habe … Lässt er sich nicht vertrösten?“ Anna hasste den kläglichen Unterton ihrer Stimme und räusperte sich. „Ich meine … Nächsten Monat könnte ich einige andere Ausgaben hinauszögern.“ Die Winterschuhe zum Beispiel und ihren Mantel, auch wenn die vorhandenen Stücke bereits letzten Winter kaum für die gute Gesellschaft getaugt hatten. Mit ein bisschen Spitze und Flicken könnte sie den Mantel trotzdem über eine weitere Saison retten.
    „Er sagte, sofort.“
    „Dann muss er seine Ware wieder mitnehmen“, entschied Anna.
    Caítlín nickte betreten.
    „Kopf hoch, Caítlín. Es werden wieder bessere Zeiten kommen“, tröstete Anna ihr Dienstmädchen.
    Caítlín glitt aus dem Salon, und erst jetzt erlaubte sich Anna einen Seufzer. Wer sprach ihr Mut zu? Wenn bekannt werden würde, wie es um ihre Finanzen bestellt war, war sie gesellschaftlich ruiniert. Wer lud eine verarmte Jungfer zu Bällen und Soireen ein?
    Anna erhob sich und trat an das Fenster. Was für Möglichkeiten standen ihr offen? Sie könnte bei Sophie und ihrem Mann Bertram unterkommen. Oder sich einen Ehemann suchen. Sich um eine Arbeit zu bemühen, wäre ebenfalls vorstellbar. Doch keine dieser Ideen sagte ihr zu.
    Bei Freunden oder Verwandten um Unterschlupf zu bitten, empfand sie als schäbig. Die Beziehungen derart auszunutzen, wäre das Letzte, das sie in Erwägung zöge. Einen Gemahl für ihr Auskommen zu suchen, kam noch weniger infrage. Was sollte sie ein Leben lang an einen Mann gefesselt sein, den sie nicht mochte? Einen Mann, der künftig über alles entschied, was sie betraf. Grauenvolle Vorstellung!
    Dann eher eine Arbeit annehmen, überlegte Anna. Sie könnte ihren Unterhalt als Gouvernante verdienen oder als Gesellschafterin einer reichen Dame. Nicht die beste Alternative. Aber es war möglich, die Stelle zu wechseln, während sie als Ehefrau auf Gedeih und Verderb an ihren Gemahl gekettet war. Und eine Scheidung? Gott bewahre! Ihre Mutter und ihr Stiefvater würden sich im Grabe herumdrehen, zöge sie derart Skandalöses nur in Erwägung.
    Sie seufzte. Zu heiraten käme für sie, wenn überhaupt, nur infrage, wenn es aus Liebe geschähe. Also musste sie einen anderen Ausweg finden. Es gab noch das Angebot von Kit. Sie verbesserte sich – Christopher. Wenn er nur eine echte Eheschließung in Betracht ziehen könnte! Es wäre im Rahmen der Konventionen, sie könnten aber dennoch getrennter Wege gehen. Das wäre die optimale Lösung im Augenblick. Der Grund, warum er auf die seltsame Scharade mit der Scheinehe bestand, wollte ihr nicht verständlich werden.
    Sie blinzelte. Oh nein, er war bereits verheiratet! Mit einer Ausländerin, einer unpassenden Frau,

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