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Tim Burton: Der melancholische Magier. Mit einem Vorwort von Johnny Depp (German Edition)

Tim Burton: Der melancholische Magier. Mit einem Vorwort von Johnny Depp (German Edition)

Titel: Tim Burton: Der melancholische Magier. Mit einem Vorwort von Johnny Depp (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Burton , Mark Salisbury
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in Worte fassen konnten. Wir mussten uns nicht viel unterhalten und haben uns trotzdem verstanden. Alles hat von Anfang an gut zusammengepasst, und das erleichtert die Sache ungemein. Ich habe immer versucht, mit anderen Menschen einfühlsam umzugehen. Wenn man die richtigen Leute gefunden hat, kann man gemeinsam unerwartete Höhen erreichen.
    Weil der Film kein großes Budget hatte, besaß er bei Warner Bros. auch keine hohe Priorität. Zur selben Zeit wurden direkt nebenan auf dem Studiogelände Die Goonies gedreht, natürlich vor Wahnsinnskulissen. Und vielleicht waren die ja überpünktlich, oder ich war nicht im Zeitplan, jedenfalls kamen die Produzenten einmal am Tag an deren Bühne vorbei, und wenn sie danach zu uns kamen, meckerten sie immer: »Was macht ihr hier eigentlich? Warum dauert das so lange?« Sie hatten es offenbar auf uns abgesehen. Gelernt habe ich daraus nichts, ich habe nur schlechte Laune bekommen und mich noch mehr beeilt. Damals habe ich erfahren müssen, dass Filme einfach nicht exakt zu planen sind. Und besonders hat mich geärgert, dass ja nicht einmal jemand schuld war. Natürlich wünscht man sich, dass es schneller geht, aber wir hatten mit Tieren zu tun, mit Wetterbedingungen und Spezialeffekten. Wir haben ja nicht getrödelt oder zu viele Aufnahmen gemacht. Während der Dreharbeiten habe ich sogar noch Szenen gestrichen, weil die Zeit knapp wurde. Aber wir haben eben nur kleine Brötchen gebacken. So ist das in der Hierarchie des Showbusiness. Die Leute in der ersten Liga haben Narrenfreiheit, während auf allen anderen nur herumgehackt wird.
    Als Regisseur darf man keine Furcht zeigen. Man muss nicht unbedingt egozentrisch sein, aber doch zumindest so von sich überzeugt, dass man sich durchsetzen kann. Am Anfang hat man den Vorteil, dass man noch nicht weiß, worauf man sich einlässt. Je mehr Erfahrungen man macht, desto schwieriger wird es. Man wird ein bisschen seltsam. Bei meinem allerersten Spielfilm war ich so selbstsicher und zuversichtlich wie danach nie wieder in meiner Karriere. Es hat richtig Spaß gemacht.
    In der Schule war ich nie besonders gut. Wenn mir jemand etwas sagt, schalte ich meist sofort auf Durchzug. Deshalb kann ich mir auch keine Namen merken. Ich weiß nicht, woher das kommt. Wahrscheinlich ist es eine innere Schutzreaktion. Von dem, was ich in der Schule gelernt habe, ist mir nichts geblieben. Ich kann mich gerade noch an die Bezeichnungen für verschiedene Wolkenformen erinnern. Aber Jahreszahlen oder so sind komplett weg. Die Arbeit an PEE-WEE war eine extrem wichtige Erfahrung für mich, ohne dass ich zu sagen wüsste, was genau ich gelernt habe. Damals bin ich noch ziemlich unbedarft und positiv an die Sache herangegangen. Aber das Filmemachen hat auch einige unangenehme Seiten, über die man lieber nicht so viel nachdenkt. Alle Filme, die ich bisher gedreht habe, haben mich auf die eine oder andere Art krank gemacht, weil ich mich zu sehr verausgabt habe. Manchmal war mir hundeelend zumute, aber ich musste trotzdem weitermachen, um den Film fertig zu bekommen. Deshalb hetze ich nicht gern von einem Film zum nächsten, weil es mich immer zu stark mitnimmt. Zum Glück erholt man sich danach wieder, sodass man weiterarbeiten kann. Aber es wird von Mal zu Mal schwieriger.
    An Fellinis Filmen gefällt mir besonders, dass es ihm gelingt, den Geist und die Magie des Filmemachens einzufangen. Es ist etwas Wunderschönes, wovon man nie genug bekommt. Und das gibt einem die Kraft, weiterzumachen. Aber es hat auch ein paar negative Aspekte. Während ich in technischer Hinsicht, zum Beispiel was verschiedene Linsentypen angeht, immer noch dazulerne, lässt mich die Studiopolitik zunehmend ratlos zurück. Vieles ist einfach nicht logisch erklärbar, und das kann ziemlich verwirrend sein. Ich denke lieber nicht zu viel darüber nach, weil mir das alles von Film zu Film immer irrationaler vorkommt.
    PEE-WEES IRRE ABENTEUER kam 1985 in die Kinos und war ein großer Überraschungserfolg, auch wenn die Kritiken eher durchwachsen waren.
    Die Kritiken zu PEE-WEES IRRE ABENTEUER waren sehr schlecht. Eine werde ich nie vergessen, darin hieß es: »Alles ist wunderbar. Die Kostüme sind hervorragend, die Kamera ist gut, das Drehbuch fantastisch, die Schauspieler sind spitze, nur die Regie ist grauenhaft.« Und in einer anderen: »Auf einer Skala von eins bis zehn läge PEE-WEES IRRE ABENTEUER bei minus eins.« Damals hat es der Film auf viele Listen der schlechtesten

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