Tim Burton: Der melancholische Magier. Mit einem Vorwort von Johnny Depp (German Edition)

ganz auf das Improvisationstalent von Catherine O’Hara und Michael Keaton verlassen.
    Angefangen hat die Improvisation mit Paul und einem der Drehbuchautoren, Phil Hartman, der inzwischen bei Saturday Night Live arbeitet. Die beiden waren richtig gut. Die Arbeit an dem Film hat mich an meine Zeit als Trickfilmzeichner erinnert, in der wir auch oft zusammensaßen, um über die Handlung zu diskutieren. Das Drehbuch für PEE-WEE war zwar schon sehr gut, aber wir haben uns trotzdem noch ein paar zusätzliche Dinge ausgedacht. Mir hat die Zusammenarbeit sehr viel Spaß gemacht. Die beiden waren unglaublich witzig.
    Ein Schauspieler, der improvisieren will, muss seine Figur sehr genau kennen und sich von seiner Intuition leiten lassen. Bei PEE-WEE hatten wir schon eine Menge Material, auf dem wir aufbauen konnten. Zum Beispiel hat Pee-Wee diese Kaninchenhausschuhe. Die haben wir dann an einer Plastikmöhre schnüffeln lassen. Die Szene mit der Touristenführerin im Alamo war komplett improvisiert. Es war die erste längere Improvisation im Film, und Jan Hooks, die Schauspielerin, war wirklich gut. Sie ist inzwischen ebenfalls bei Saturday Night L ive. Ich habe großen Respekt vor den Leuten von The Groundlings und anderen Improvisationstheatern. Sie kommen meiner bevorzugten Arbeitsweise sehr entgegen. Ich beginne gern mit einer guten Vorlage und lasse den Dingen dann ihren Lauf.
    PEE-WEES IRRE ABENTEUER endet mit einer Fahrradfahrt über das Studiogelände von Warner Bros. Inhalt und Erzählton der Szene erinnern beinahe an Fellini. Wieder vereint mit seinem geliebten rot-weißen Fahrrad wird Pee-Wee Herman von seinen Verfolgern durch eine Reihe von Filmkulissen gejagt und sorgt für ein ziemliches Chaos. Die Filme, an denen auf dem Studiogelände gearbeitet wird, spiegeln Burtons Interessen und Vorlieben wider – ein Beach Movie, ein Weihnachtsfilm, ein japanischer Monsterstreifen mit Godzilla in der Hauptrolle –, obwohl Burton zufolge ein Großteil der Filme bereits im ursprünglichen Drehbuch enthalten war.
    Die Verwandlung der Large Marge
    Ich glaube, ich habe noch ein paar hinzugefügt. Ich mochte diese ganzen Genres. Das Monster, das gegen Godzilla kämpft, war die Giddra, auch als Monster Zero bekannt. Auf dem Studiogelände von Warner Bros. zu drehen war sehr reizvoll. So eine Filmbühne hat irgendwie etwas Magisches. Leider hat für mich die Magie inzwischen ein bisschen nachgelassen, wegen des kommerziellen Aspekts, der zu Hollywood nun mal dazugehört und einem manchmal ganz schön zu schaffen macht. Wenn ich heute ein Studio besuche, dann tue ich das mit gemischten Gefühlen. Das Ganze hat für mich eine positive und eine negative Seite, während es früher nur positiv besetzt war.
    Die Filmmusik zu FRANKENWEENIE und ALADDIN stammte von den Komponisten Michael Convertino und David Newman. Für PEE-WEES IRRE ABENTEUER entschied sich Burton für Danny Elfman, den Lead-Sänger der Kultband Oingo Boingo, der noch nie zuvor Filmmusik geschrieben hatte.
    Ich hatte die Band früher oft in Klubs gesehen und war ein großer Fan ihrer Musik. Sonst hörte ich vor allem Punk. Aber ich hatte immer das Gefühl, dass die Musik von Oingo Boingo etwas Erzählerisches, Filmisches hatte, vielleicht weil die Band aus so vielen Musikern bestand, die ungewöhnliche Instrumente spielten. Für die Produktion von PEE-WEE hatten wir kein großes Budget, was eine gute Sache war, weil das Studio dadurch eher geneigt war, ein Risiko einzugehen. Mit mir als Regisseur und mit Danny als Komponisten. Sonst wurden mir eine Menge erfahrener Profis zur Seite gestellt. Die Musik war der einzige Bereich, wo das nicht der Fall war. Zu hören, wie ein Orchester diese Stücke spielt, war vermutlich eines der aufregendsten Erlebnisse meines Lebens. Es war unglaublich witzig, mit Danny zu arbeiten, weil er so etwas noch nie gemacht hatte. Wenn man etwas zum ersten Mal macht, hat es stets etwas Magisches an sich. Das ist wie mit Sex: Er kann noch so gut sein, an das erste Mal kommt einfach nichts heran. Die Musik spielt in den meisten Filmen eine große Rolle, aber hier war sie zum ersten Mal fast eine eigenständige Figur.
    Weil Danny so unerfahren war, konnte ich den ganzen Prozess mit ihm zusammen durchlaufen. Er hat eine Videokassette mit dem Filmerhalten, und ich habe ihn ein paarmal zu Hause besucht, wo er mir Sachen auf dem Keyboard vorgespielt hat. Wir waren definitiv auf einer Wellenlänge. Film und Musik drückten das aus, was wir nicht