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Tim Burton: Der melancholische Magier. Mit einem Vorwort von Johnny Depp (German Edition)

Tim Burton: Der melancholische Magier. Mit einem Vorwort von Johnny Depp (German Edition)

Titel: Tim Burton: Der melancholische Magier. Mit einem Vorwort von Johnny Depp (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Burton , Mark Salisbury
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Die Figur Pee-Wee war einfach ein Original. In einer Kultur, in der die Menschen sich in der Öffentlichkeit stets stark zurücknehmen, ist es erfrischend, wenn es jemandem komplett egal ist, was andere über ihn denken. Er lebt in seiner eigenen Welt, und das finde ich bewundernswert. Zwar ist er Teil derGesellschaft, zugleich aber auch ein Außenseiter. Von seiner Umwelt wird er als verschroben wahrgenommen. Zum einen bietet das eine gewisse Freiheit, weil man machen kann, was man will. Zum anderen ist man aber auch in seiner Rolle gefangen. So habe ich mich als Trickfilmzeichner bei Disney gefühlt.
    Das ewige Kind
    Das Drehbuch zu PEE-WEES IRRE ABENTEUER stammte von Phil Hartman, Michael Varhol und Paul Reubens. Der Film handelt von Hermans Suche nach seinem gestohlenen Fahrrad, die ihn auf eine Reise quer durch Amerika führt, von einem Dinosaurierpark in Palm Springs zum Alamo und zurück nach Burbank. Währenddessen begegnen ihm eine ganze Reihe archetypischer Figuren aus amerikanischen Filmen, zum Beispiel eine Bikergang, ein entflohener Häftling und eine Kellnerin auf d er Suche nach dem Glück. Der Film bot auch Raum für Burtons Vorliebe für die Stop-Motion-Technik. Zum einen ist in einer Traumsequenz ein Tyrannosaurus Rex zu sehen – animiert von Burtons Kollegen Rick Heinrichs –, der auf Pee-Wees Fahrrad herumkaut, zum anderen begegnet Pee-Wee in einer besonders eindrucksvollen Szene einer geisterhaften Truckfahrerin namens Large Marge, deren Gesicht sich vor seinen Augen in eine grauenhafte Fratze verwandelt.
    Die Stop-Motion-Technik besitzt eine besondere Dynamik. Man erweckt Dinge zum Leben. Das war wohl auch ursprünglich der Grund, warum ich Trickfilmzeichner werden wollte. Etwas Unbelebtes mit Leben zu erfüllen ist einfach wahnsinnig cool. Und bei dreidimensionalen Gegenständen ist dieses Gefühl noch stärker, weil sie, zumindest auf mich, deutlich realer wirken. Large Marge zum Beispiel oder der Saurier – wann immer wir Stop-Motion-Technik verwenden konnten, haben wir die Chance genutzt. Wenn es nach uns gegangen wäre, hätten wir noch viel mehr in dieser Richtung gemacht.
    Filme zu drehen ist ein seltsamer Prozess. Die Szene mit Large Marge war im ursprünglichen Drehbuch vorhanden, und wir haben lange darüber diskutiert, wie wir sie am besten umsetzen könnten. Wir haben sogar darüber nachgedacht, gar nichts zu zeigen, sondern nur Paul aufschreien zu lassen. Interessanterweise ruft diese Szene bei den Zuschauern die meisten Lacher hervor und hält sie den ganzen Film über bei der Stange. Es ist die beste Szene des Films. Und dabei hätten wir sie gegen Ende beinahe noch herausgeschnitten. Spezialeffekte sind immer das Erste, was rausfliegt.
    Für VINCENT habe ich ein komplettes Storyboard gezeichnet. Bei FRANKENWEENIE ungefähr für die Hälfte des Films, den Rest hat ein Freund von mir gemacht. Bei PEE-WEE habe ich jemanden damit beauftragt, das Storyboard anzufertigen. Die Storyboards sind bei mir von Film zu Film immer weniger geworden, bis ich irgendwann nur noch kleine Skizzen angefertigt habe. Weil PEE-WEE mein erster Spielfilm war, wollte das Studio natürlich wissen, ob ich eine Einstellungsliste hatte und in der Lage war, das Ganze über die Bühne zu bringen. Als Arbeitsgrundlage war das auch sehr hilfreich. Dadurch konnte ich viel entspannter an die Sache herangehen. Und da es mirdamals, wie gesagt, noch schwerfiel, die richtigen Worte zu finden, haben mir die Zeichnungen gute Dienste geleistet.
    Viele der Darsteller im Film stammten aus Improvisationstheatern wie The Groundlings , was fantastisch war. Es ist unheimlich befreiend, wenn jemand gut improvisieren kann, und es hat mich darin bestärkt, in Zukunft weniger auf Storyboards zu setzen. Es ist viel besser, eine Szene bis zu einem bestimmten Punkt aufzubauen und ihr dann freien Lauf zu lassen. Natürlich muss man ungefähr wissen, wo man hinwill. Aber egal wie viel man vorher plant, die Realität der Schauspieler am Set, der Kostüme, der Beleuchtung und der ganzen Umgebung kann einiges verändern. Bei PEE-WEE hat das noch keine so große Rolle gespielt. Da stand vieles schon von vornherein fest. Aber später hat mir das einiges Kopfzerbrechen bereitet: Wird eine gute Dialogzeile immer noch gut klingen, wenn sie von einem Typen im Fledermauskostüm gesprochen wird? Das weiß man erst in dem Moment, wenn man die Szene dreht. Ich habe deshalb immer weniger auf Storyboards gesetzt. Bei BEETLEJUICE konnte ich mich etwa

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