Tim Burton: Der melancholische Magier. Mit einem Vorwort von Johnny Depp (German Edition)
dagegen besser in Farbe. Ob man sich für Farbe oder Schwarz-Weiß entscheidet, hängt davon ab, was am besten zu einem Film passt.
Ich hatte dann ein Treffen mit Columbia, und das Studio wollte bei der Entscheidung einfach nicht mitziehen. Ich habe ihnen klipp und klar gesagt, dass ich ihnen keinen Kassenerfolg garantieren und nur versuchen könnte, das meiste aus dem Stoff herauszuholen. Gerade deshalb sei es aber wichtig, den Film in Schwarz-Weiß zu drehen. Das hatte nichts mit einem besonderen künstlerischem Anspruch zu tun. Ich drehe sogar eher ungern in Schwarz-Weiß, weil ich nicht als prätentiös wahrgenommen werden möchte. Aber darum geht es letztlich nicht. Man macht das, was am besten für den Film ist. Und damit basta.
Columbia war damit nicht einverstanden, und das war in Ordnung. Ich möchte nicht mit Leuten zusammenarbeiten, die nicht verstehen, worum es mir geht. Wer will das schon?
Während des Treffens haben sie sich ständig mit dem Erfolg des Films Last Action Hero gebrüstet. Sie waren sehr von sich eingenommen. Und ich dachte nur: Freut mich, dass ihr euch so gut auskennt. Solche Selbstbeweihräucherung kann ich auf den Tod nicht ausstehen. Vor allem, weil sich in der Filmindustrie nie etwas mit Sicherheit vorhersagen lässt. Man kann nur an ein Projekt glauben und versuchen, einen guten Film zu machen. Der Rest ist Quatsch. Natürlich kann man darüber reden, ob diese oder jene Idee funktionieren könnte. Aber diese Studioleute leben einfach in einer Fantasiewelt. Deswegen bin ich jetzt auch hier in New York und nicht mehr in Hollywood. Ich will nicht Teil ihrer Fantasiewelt sein, sondern als Filmemacher Fantasiewelten erschaffen. Wenn die von ihrer Philosophie faseln und mit ihrem letzten großen Sommerhit prahlen und dabei denken, sie hätten eine Ahnung, kann ich darüber nur lachen. Ich bin froh, dass ich mich von Columbia getrennt habe.
ED WOOD : Skizze für das Spukhaus
Dadurch haben sich mir ganz neue Möglichkeiten eröffnet. Mit Disney hatte ich ja schon bei NIGHTMARE zusammengearbeitet. Aber ich habe auch noch mit Leuten von anderen Studios geredet, und sie schienen alle zu verstehen, worum es bei dem Film geht, und wollten ihn gern machen. Außerdem war kein allzu großes finanzielles Risiko damit verbunden. Anfangs waren alle ein bisschen skeptisch, was den Schwarz-Weiß-Aspekt betraf, aber ich bin der festen Überzeugung, dass es sich in diesem Fall gelohnt hat, an meinem Entschluss festzuhalten. Der Film hat dadurch eindeutig gewonnen. Disney hat mir von allen Studios die meisten Freiheiten gelassen. Sie sind sehr darauf erpicht, ihr Image zu ändern – obwohl das meiner Meinung nach gar nicht unbedingt nötig ist.
W ie bei allen anderen Burton-Filmen sind die Darsteller bei ED WOOD bunt gemischt. Johnny Depp, der Star aus EDWARD MIT DEN SCHERENHÄNDEN , spielt die Hauptrolle, während Martin Landau als Bela Lugosi besetzt wurde. Darüber hinaus ist Bill Murray als Bunny Breckinridge zu sehen, ein Freund von Ed, der ebenfalls ein Transvestit ist, und Jeffrey Jones aus BEETLEJUICE als Criswell. Lisa Marie, ein ehemaliges Fotomodell und Burtons damalige Freundin, verkörperte Vampira, während Tor Johnson von dem Ringkämpfer George »The Animal« Steele gespielt wurde. Sarah Jessica Parker und Patricia Arquette übernahmen die Rollen von Eds Freundin Doloris Fuller und seiner Frau Kathy.
Ich habe mich bemüht, die unterschiedlichsten Leute für das Projekt zu gewinnen. Johnny gefiel das Material, er fühlte sich davon sofort angesprochen – wir mögen offenbar dieselben Dinge. Nach EDWARD MIT DEN SCHERENHÄNDEN bot sich ihm hier eine Gelegenheit, mehr aus sich herauszugehen. Während Edward eher nach innen gekehrt ist – ein zum Leben erwachtes Symbol –, ist Ed deutlich extrovertierter. Nachdem ich schon einmal mit Johnny gearbeitet hatte, war es für mich interessant, ihn in einer solchen Rolle zu sehen. Er hat seine Sache wirklich gut gemacht und einen Ton gefunden, der mir gefiel.
Darüber hinaus wollte ich ein paar bekannte Namen mit einigen unbekannten mischen. Lisa Marie und George »The Animal« Steele hatten zum Beispiel beide noch keine Schauspielerfahrung. Es sollte sich eine ähnliche Dynamik entwickeln wie in den Filmen von Ed Wood.
Bei Bill Murray mussten wir zusehen, dass sich seine Rolle nicht auf eine Reihe von Gastauftritten beschränkt – und das ist uns auch gelungen. Man denkt also nicht: »Ach, da kommt Bill Murray.« Seine Figur ist sehr
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