Tim Burton: Der melancholische Magier. Mit einem Vorwort von Johnny Depp (German Edition)
eigenständig, obwohl er nur kurz immer mal wieder auf der Bildfläche auftaucht.
Martin Landau hat etwas sehr Charismatisches an sich. Er ist schon lange im Filmgeschäft. Und irgendwie hatte ich nach einem Gespräch mit ihm das Gefühl, dass er für die Rolle des Bela wie geschaffen ist. Auch er hat schon eine Menge gesehen und erlebt. Zwar ist er keine tragische Gestalt wie Bela, aber er kennt Hollywood in- undauswendig und hat auch so seine Höhen und Tiefen durchgemacht. Außerdem hat er selbst schon in Horrorfilmen mitgespielt und sogar einmal mit Alfred Hitchcock zusammengearbeitet. Diese Erfahrungen konnte er mit einbringen.
Für Woods Frau Kathy wollte ich jemanden mit einer starken Präsenz, weil es keine besonders große Rolle ist. Sie taucht erst am Ende des Films auf. Patricia Arquette strahlt einen gewissen Ernst aus, der mir sehr gefällt und den ich für die Rolle passend fand. Eine solche Ausstrahlung lässt sich nicht künstlich erzeugen, man muss sie einfach haben. Und ich war sehr froh, dass sie diese Rolle so gut verkörpert hat. Der Film ist eine wilde Mischung aus den unterschiedlichsten Dingen. Er braucht deshalb ein paar ernste Figuren als Gegengewicht.
Das Interessante ist, dass über das Leben dieser Leute nur sehr wenig bekannt ist. Sie waren alle Außenseiter, und niemand hat sich wirklich für sie interessiert. Erst seit Ed Wood sozusagen sein Coming-out hatte und mehr über seine Filme geredet wird, werden sie oft ganz neu beurteilt. Das ist mir auch schon passiert, und es ist eine wirklich seltsame Erfahrung. Als PEE-WEES IRRE ABENTEUER in die Kinos kam, wurde der Film überall nur verrissen. Inzwischen gibt es jedoch Kritiker, die ihn über den grünen Klee loben. Deshalb will ED WOOD auch nicht erzählen, was damals wirklich geschehen ist. Darum geht es nicht. Es ist alles ein bisschen subjektiv, weil es nun mal wenig harte Fakten gibt. Ich versuche lediglich, meine Sicht der Dinge darzustellen und eine bestimmte Atmosphäre zu erzeugen. Der Film ist dramatisch und enthält auch eine paar humorvolle Szenen, aber ich wollte keine Komödie daraus machen oder mich irgendwie über meine Figuren lustig machen. Ich weiß nicht, ob die Zuschauer meine Perspektive nachvollziehen können oder ob die Figuren dadurch vielleicht weniger real wirken. Normale Filmbiografien haben mich jedenfalls nie interessiert. Die meisten sind schwerfällig und langweilig, weil sie ihre Hauptfiguren auf ein Podest erheben. Allein die Tatsache, dass es ein Film ist und ein Schauspieler eine bestimmte historische Gestalt verkörpert, macht das Ganze irgendwie unecht. Ich wollte meinen Figuren deshalb nicht allzu ehrfürchtig begegnen, damit der Film nicht den Charakter des Dokumentarischen bekommt.
ED WOOD : Skizze mit Skeletten
In gewisser Hinsicht bin ich Purist. Ich habe nicht in der damaligen Zeit gelebt und kenne diese Leute nicht, aber ich habe einen bestimmten Eindruck von ihnen. Und den versuche ich einzufangen. Wahrscheinlich waren diese Leute viel unsympathischer, als ich siedarstelle. Aber ihr ganzes Leben lang hat sich alle Welt über sie lustig gemacht – dem wollte ich mich nicht auch noch anschließen. Ich mag diese Leute und habe versucht, so viel wie möglich über sie herauszufinden. Trotzdem zeigt der Film nur meinen persönlichen Eindruck von ihnen.
Kathy lebt übrigens noch. Sie ist eine sehr nette Person und hat Ed wirklich geliebt. Das hat mich ziemlich beeindruckt.
»Wir haben ein paar Szenen nachgestellt …« (George »The Animal« Steele und Lisa Marie)
Wieder verzichtete Burton darauf, sich Woods Filme noch einmal anzuschauen, sondern verließ sich lieber auf seine Erinnerungen daran.
Natürlich hatten wir die Filme verfügbar, und viele Mitarbeiter haben sie auch angeschaut – ich selbst weniger, weil ich mich nicht zu stark daran anlehnen wollte. Ein paar Sachen haben wir übernommen, andere nicht. Aus drei Filmen haben wir Szenen nachgestellt, aber da ging es eher um den Prozess der Dreharbeiten. Dadurch ist ein etwas fragmentarischer Eindruck entstanden – genau wie in dem Buch über Ed Wood. Den Bühnenbildnern und den Leuten, die noch nie von Ed Wood gehört hatten, habe ich seine Filme und den Dokumentarfilm von Jonathan Ross in die Hand gedrückt. Der hat mir gut gefallen, weil ich das Gefühl hatte, dass er den Geist der Zeit überzeugend einfängt.
Die Kulissen sind in ED WOOD eher einfach gehalten, weil auch Ed Woods Filme immer irgendwie zeitlos waren. Sie
Weitere Kostenlose Bücher