Tim (German Edition)
Verrätst du mir, warum?«
»Ich würde gerne noch ein bisschen mit Charlie reden. Ganz in Ruhe, wenn die anderen schon weg sind.« Es war nicht gelogen, aber auch nicht die volle Wahrheit. Die würde ich später in Ruhe erzählen.
»Kein Problem. Wir sehen uns dann morgen Nachmittag.«
Ich bedankte mich und wir beendeten das Gespräch. Dann machte ich mich auf die Suche nach Charlie. Ich fand ihn natürlich beim Bogenschießen, wo er mit einem Jungen aus einer anderen Gruppe sprach. Ich blieb ein paar Meter entfernt stehen und wartete, bis Charlie die Unterhaltung beendete. Als er mich sah, nickte er mir kurz zu, bevor er das Gespräch beendete und zu mir kam. Noch bevor er den Mund aufmachte, sprach ich.
»Ich liebe dich. Und ich weiß, dass du mich auch liebst. In den letzten Tagen haben wir überhaupt nichts auf die Reihe bekommen und beide nur Bullshit erzählt.« Charlie wollte etwas sagen, aber ich würgte ihn ab. »Lass mich bitte ausreden. Uns läuft jetzt die Zeit davon und ich muss wissen, wo wir stehen. Ich habe alles gesagt, was ich sagen konnte. Jetzt bist du an der Reihe. Du weißt, wie ich fühle. Ich habe meine Eltern angerufen und sie gebeten, morgen später zu kommen, erst nach dem Mittagessen. Wenn alle anderen weg sind, können wir reden. In Ruhe und alleine. Carl wird uns nicht dabei stören. Denke bitte darüber nach und sag mir dann, wo wir stehen. Und wag es ja nicht zu sagen, ich sei zu klein, zu jung oder zu unreif, um zu wissen, was ich sage oder was ich will. Meine Gefühle sind echt und ich will dich nicht verlieren. Ich brauche dich, Charlie. Es liegt nun in deinen Händen. Ich liebe dich und ich vertraue dir.« Ich spürte, wie ich langsam die Fassung verlor. Mir schossen die Tränen in die Augen. Deshalb wartete ich nicht auf eine Antwort, sondern drehte mich um und ging davon. Ich zitterte am ganzen Körper und ich hatte Angst, dass es mir nicht gelungen war, Charlie von meinen Gefühlen zu überzeugen. Angst, ihn zu verlieren und nach dem morgigen Tag nie wieder zu sehen.
Kapitel 13: Charlie
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Ich war ein bisschen sprachlos, nachdem Tim seinem Vortrag gehalten hatte und mich einfach stehen ließ. Ja, er hatte recht. Uns lief die Zeit davon. Wir hatten beide genug gesagt, auch genug Bullshit. Auch damit hatte er recht. Jetzt musste eine Entscheidung und eine Lösung her. Ich hatte aber keine Ahnung, wie diese aussehen könnte. Ja, ich liebte Tim. Aber eine Beziehung mit einem 14-jährigen war einfach unmöglich.
Sicher, seine Eltern haben mich darum gebeten, mit ihm zu reden. Aber sie haben nicht von mir verlangt, ihn zu lieben. Ich hätte die Gespräche beenden können, habe es aber nicht getan. Ich hatte zugelassen, dass wir ein Team bei der Kanutour waren. Auch das hätte ich verhindern können. Ich hätte sagen können, dass Hal mehr von meiner Zeit braucht. Verdammt, für die anderen war ich vermutlich ein ziemlich mieser Betreuer in diesen 2 Wochen.
Sollte ich es beenden? Ja, natürlich sollte ich das. Alles andere war irrational. Aber konnte ich es auch? Das war schon schwieriger zu beantworten. Gab es einen Mittelweg? Wie könnte dieser aussehen? In dieser Nacht bekam ich nicht viel Schlaf und ich hörte auch Tim, der ebenso schlaflos die Nacht verbrachte und sich im Bett wälzte. Wie gerne wäre ich zu ihm gegangen, hätte ihn in den Arm genommen und ihm gesagt, dass alles gut wird. Es war schon ziemlich spät, als ich endlich einschlief.
Am Morgen formte sich eine Idee in meinem Kopf. Im Laufe des Vormittags wurde sie immer konkreter. Ob Tim sie akzeptieren könnte? Ich wusste es nicht, hoffte aber, dass er es tun würde. Es war die einzige Möglichkeit, die ich sah. Während ich mich von den ersten Jungs aus meiner Gruppe verabschiedete, hatte ich mich bereits entschieden.
Hal‘s Eltern kamen als erste im Camp an. Ich begrüßte sie freundlich und wir unterhielten uns kurz über meinen Brief.
»Ich wusste nicht so richtig, was ich von deinem Brief halten sollte«, sagte Hazel, Hal‘s Mutter. »Was ist passiert?«
»Genau das, was ich euch geschrieben habe«, antwortete ich. »Hal hat viel an sich gearbeitet und Tom, Tim und Franklin haben ihm dabei geholfen. Sie haben ihm die Richtung gezeigt, aber die Arbeit und der Wille kamen von Hal selbst.«
»Du hast geschrieben, dass er viel läuft. Von wie viel reden wir hier?« Diese Frage kam von John, seinem Vater.
»Ich glaube, er läuft jeden Morgen zwischen acht und zwölf Meilen.«
»Zwölf? Als wir ihn
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