Tim (German Edition)
liebe dich. Du bist die Liebe meines Lebens. Da bin ich mir sicher. Ich habe mich am ersten Tag auf diesem Parkplatz in dich verliebt und unsere Unterhaltungen haben mich nur darin bestärkt. Natürlich werde ich andere schwule Jungs kennen lernen. Das will ich auch. Aber kann ich mich in die verlieben? Nein. Ich liebe dich.«
»Wie kannst du dir da so sicher sein?«, fragte ich ihn.
»Was heißt schon sicher? Ich bin mir so sicher, wie man sich sicher sein kann. Ich will nur dich, Charlie.«
»Ich kann das nicht zulassen, Tim. Wir haben diese Grenze überschritten. Das hätten wir nicht tun sollen. Deshalb müssen wir das ganze jetzt beenden.«
»Bullshit.«
»Tim!«
»Ja, genau das meine ich. Bullshit. Wir reden hier von Liebe und nicht von irgendwelchen beschissenen Grenzen und Regeln.« Tim‘s Augen wurden feucht. War es ihm wirklich so ernst? Verdammt!
Ich seufzte. »Tim, diese Regeln gibt es nicht grundlos. Ich halte sie für richtig und bin dazu verpflichtet, mich daran zu halten. Und das werde ich auch.«
»Ein Gespräch verstößt nicht gegen diese Regeln«, stellte Tim fest.
»Dieses schon.«
»Liebe ist nicht verboten. Sex wäre es vermutlich. Liebe aber nicht. Und ich liebe dich, Charlie. Warum zum Teufel willst du das nicht verstehen?«
»Gott, Tim. Ich liebe dich auch. Aber wir können diese Grenze nicht überschreiten. Unter keinen Umständen.« Diese Diskussion geriet langsam außer Kontrolle.
»Das haben wir bereits«, sagte Tim.
»Dann müssen wir es jetzt beenden.«
»Das kann ich nicht.«
»Doch, das kannst du«, sagte ich. »Und du musst.«
»Bullshit.« Da war es wieder, Tim‘s Lieblingswort.
»Bullshit sagst du, wenn du verloren hast und die Niederlage nicht eingestehen willst.«
»Ja, genau. Bullshit.«
Da die anderen Boote in Hörweite kamen, war unsere Diskussion beendet. Zumindest vorerst. Mit einem Bullshit konnten wir das Thema natürlich nicht endgültig abschließen. Bevor wir wieder im Camp ankamen, sprachen wir jedoch kein Wort mehr miteinander.
Kapitel 12: Tim
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Es war zum heulen. Warum konnte Charlie mich einfach nicht verstehen? Ich liebte ihn, er liebte mich. Wo war eigentlich das Problem? Ich wollte doch nicht, dass er mich auf der Stelle küsst, dem Camp verkündet, dass wir ein Paar sind, um anschließend mit mir nach Mexiko durchzubrennen. Ich wollte ernsthaft darüber reden, wie es mit uns weitergehen könnte. War das denn so schwer zu verstehen? Ich wollte Charlie einfach nicht verlieren. Und es lief uns die Zeit davon. In den nächsten Tagen hatten wir noch mehrere Gespräche, doch nie kamen wir weiter als Bullshit . Es war frustrierend und mir gingen langsam die Ideen aus.
Wenigstens lief unser anderes Projekt besser. Hal war beliebt, hatte endlich ein paar Muskeln, ließ nicht mehr dauernd den Kopf hängen und mittlerweile sah man ihn fast nie ohne Lächeln. Zudem lief er morgens und abends immer mehrere Meilen. Ich glaube, niemand kannte die Waldwege und die Umgebung so gut wie Hal, vermutlich nicht einmal die Campleitung.
Nicht nur für Hal waren die zwei Wochen im Camp so erfolgreich. Andy und Jim wurden richtig gute Freunde und ich fragte mich, ob da nicht sogar ein bisschen mehr als Freundschaft zwischen den beiden war. Andy hatte es sogar arrangiert, dass er gemeinsam mit Jim abreisen und die nächste Woche mit Jim‘s Familie verbringen würde. Auch danach würden die beiden gute Freunde bleiben, denn sie wohnten nicht weit von einander entfernt. Bei einer Fahrzeit von gerade einmal eineinhalb Stunden konnte man sich oft besuchen.
Ronnie war noch immer ein Einzelgänger, aber im Gegensatz zu Hal glücklich mit dieser Rolle. Wir lernten ihn alle etwas besser kennen, aber er blieb größtenteils für sich und saß ständig im Schatten eines Baumes, mit einem Buch in der Hand. Tom und ich dachten kurz darüber nach, ob wir Ronnie nicht auch zu einem Projekt machen sollten, aber bevor wir uns etwas ausdenken konnten, zerstörte Ronnie jeden Gedanken daran.
»Vergesst es. Denkt nicht mal daran«, lachte er uns an, als wir mit Hal von einem Lauf zurück kamen.
Am Donnerstag Vormittag hatte ich eine letzte Idee. Ich rief zuhause an und nach dem vierten Klingeln nahm meine Mutter ab.
»Hi, Mom.«
»Tim, ist alles okay?« Meine Mutter klang besorgt.
»Klar. Aber ich muss euch um einen Gefallen bitten.«
»Worum geht es denn?«
»Könnt ihr morgen etwas später kommen? Vielleicht nach dem Mittag?«
»Natürlich können wir das.
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