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Tim (German Edition)

Tim (German Edition)

Titel: Tim (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias Jäger
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zutrauen.«
    Ich nahm seine Hand und hielt sie fest. »Unabhängig von unserem Altersunterschied und davon, dass ich dein Betreuer bin. Aufgrund von zwei gemeinsamen Wochen können wir keine Beziehung eingehen.«
    »Charlie, ich —«, begann Tim, aber ich legte ihm einen Finger auf die Lippen und brachte ihn dadurch zum Schweigen.
    »Nein, hör mir bitte einfach nur zu, okay?« Tim nickte und ich drückte seine Hand noch einmal. »Alles, was ich dir anbieten kann, sind zwei Versprechen.«
    »Und die wären?«
    »Erstens: falls meine Liebe für dich endet, falls ich mich in jemanden verlieben sollte, erfährst du es, bevor ich irgendetwas in diese Richtung unternehme. Wenn ich nicht mehr abends ins Bett gehen und sagen kann, ›Ich liebe dich, Tim‹ , werde ich es dir sagen. Mehr als das kann ich dir nicht versprechen. Wenn du mir das gleiche versprichst. Wir müssen herausfinden, ob unsere Gefühle überleben können. Und wenn dem nicht so ist, sollten wir es besser früher als später erfahren.«
    »Ja, klar. Das verspreche ich dir auch. Aber wie geht es jetzt weiter?« Ich konnte die Hoffnung in seinen Augen sehen.
    »Gar nicht.«
    »Was?«
    »Tim, du bist 14 Jahre alt. Ich bin 20. Es kann keine Beziehung zwischen uns geben. Zumindest in den nächsten 4 Jahren nicht. Bevor du 18 bist darf nichts zwischen uns passieren.«
    »Ich werde in dreieinhalb Jahren 18«, stellte Tim klar.
    »Okay, dreieinhalb Jahre. Wir werden uns in diesen dreieinhalb Jahren nicht sehen, Tim. Und wir werden auch nicht miteinander telefonieren.«
    »Kein Kontakt?« Tim ließ den Kopf hängen und schaute auf den Boden.
    »Damit wären wir beim zweiten Versprechen. Wenn du mir versprichst, mir einen Brief im Monat zu schreiben, verspreche ich dir, auf jeden zu antworten.«
    »In welchem Jahrhundert lebst du? Es gibt E-Mail«, erklärte Tim spöttisch.
    »Briefe sind persönlicher. Und außerdem romantischer.« Ich zwinkerte ihm zu.
    »Warum nur einen einzigen?«
    »Es könnte schnell zur Gewohnheit werden, jeden Tag zu schreiben. Ohne wirklich etwas zu sagen zu haben. Wir würden beide unsere Zeit verschwenden. Das ist ein weiterer Grund, warum ich Briefe für sinnvoller halte als E-Mails.«
    »Und mein Versprechen?«
    »Ein Mal im Monat zu schreiben. Und auch wirklich nur einen Brief jeden Monat.«
    »Und was passiert in dreieinhalb Jahren?«
    »Wenn wir uns dann immer noch lieben, dann feiern wir deinen 18. Geburtstag zusammen. Ich bin dann nicht mehr dein Betreuer und du bist dann kein Kind mehr, auch wenn du dann immer noch in der High School sein wirst. Dann entscheiden wir, wohin die Beziehung führt. Alle anderen können dann zwar eine Meinung haben, aber niemand kann dann mehr Entscheidungen für uns treffen. Kannst du so lange warten?«
    »Habe ich eine andere Wahl?«
    »Natürlich hast du die. Wir können uns verabschieden und das ganze damit beenden. Wir würden uns beide heute Nacht in den Schlaf weinen, aber morgen wäre ein neuer Tag.«
    »Ich liebe dich Charlie. Ich brauche dich. Ich kann warten und ich werde warten.« Tim umarmte mich und fing an zu weinen. Ich drückte ihn an mich und hielt ihn fest. Es fühlte sich unbeschreiblich gut an. Verdammt. Auch mir schossen Tränen in die Augen, aber ich versuchte, mich zusammen zu reißen.
    »Keine Verpflichtungen, Tim. Außer ehrlich miteinander zu sein. Du verpflichtest dich nicht zu 42 Monaten Einsamkeit oder Zölibat. Ich möchte auch nicht, dass du dich für mich 42 Monate lang einschließt. Gehe aus, such dir einen Freund. Experimentiere mit ihm. Aber keine Geheimnisse. Wenn du dich in ihn verliebst, sag es mir. Ich werde das gleiche tun. Und in 42 Monaten, wer weiß?«
    »Charlie, das ist mehr, als ich mir erträumt hatte. Ich hatte Angst, dich heute und hier zu verlieren. Ich liebe dich so sehr.« Ich zog ihn noch enger an mich und küsste ihn zum ersten Mal, direkt auf die Lippen. Ich wusste sofort, dass ich das richtige getan hatte, indem ich uns eine Chance gegeben hatte. Es fühlte sich richtig an. Ich glaubte, meine eigenen Grenzen nicht überschritten zu haben. Vielleicht hatte ich sie ein bisschen verschoben. Aber unsere Zungen berührten sich kein einziges Mal.

Kapitel 14: Tim
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    Wir waren keine zehn Minuten unterwegs und schon vermisste ich Charlie. Meine Eltern merkten ziemlich schnell, dass irgend etwas mit mir nicht stimmte. Auch Carl sah mich neugierig an. Ich konnte kaum still sitzen und musste ein ziemlich dämliches Lächeln im Gesicht gehabt

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