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Tim (German Edition)

Tim (German Edition)

Titel: Tim (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias Jäger
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neuer Mensch geworden ist. Wir geben zu, das hörte sich alles ziemlich weit hergeholt an. Wir sprachen im Herbst mit Stanley. Er stimmte uns zu, dass es es sich so anhörte, aber jedes Wort sei wahr. Außerdem sagte er, dass er noch nie eine so gut funktionierende Gruppe gesehen hatte, die auch noch eine so gute Beziehung zu ihren Betreuer hatte. Er denkt, dass du übers Wasser gehen kannst«, erklärte sie lächelnd.
    Ich wusste nicht, was ich darauf sagen sollte, bedankte mich aber für das Kompliment. Ich versicherte ihnen, dass Franklin ein wichtiger Teil der Gruppe war und dass ich noch nie einen selbstloseren Menschen kennengelernt habe. Dann riskierte ich eine Frage, mit der ich vielleicht zu weit ging.
    »Ich gehe davon aus, ihr wisst, dass Franklin schwul ist?«, fragte ich und biss mir auf die Unterlippe.
    »Ja, natürlich«, bestätigte sie. Mein Herzschlag normalisierte sich schlagartig wieder. »Er hat uns erzählt, dass er es dir gesagt hat, kurz bevor wir gefahren sind.« Sie grinste. »Und er war sich ziemlich sicher, dass auch du schwul bist.«
    »Damit hat er recht. Auch wenn ich hier im Camp nie eine solche Aussage gemacht habe.«
    »Franklin ist auch davon überzeugt, dass du und Tim etwas am laufen habt.«
    »Das könnte man durchaus so sagen. Vor Tim‘s 18. Geburtstag wird zwischen uns aber nichts passieren.«
    »Ja, Franklin war sich auch sicher, dass letztes Jahr nichts passiert ist. Er sagte, ihr habt oft miteinander geredet, seid aber immer in Sichtweite geblieben. Er vermutete, dass es beabsichtigt war, damit erst gar keine Gerüchte aufkommen konnten.«
    »Franklin ist nicht dumm«, sagte ich lachend.
    »Danke für deine Offenheit. Stanley gegenüber haben wir das natürlich nicht erwähnt. Ich bin mir sicher, dass sich Franklin darüber freuen würde, sich mit einem schwulen Mann über dieses Thema zu unterhalten. Zögere bitte nicht mit ihm zu reden.«
    »Gerne«, stimmte ich zu. »Ich glaube, das werden wir machen.«
    »Wir würden gerne den berühmten Hal kennenlernen«, wechselte Peter das Thema.
    »Er ist leider nicht da«, antwortete ich. »Aber ihr solltet euch über den Weg laufen, wenn ihr Franklin wieder abholt.«
    »Wir freuen uns drauf«, sagte Norma und ich verabschiedete mich von Franklin‘s Eltern.

    Gegen 11:00 Uhr hatte ich mich von den letzten Campern verabschiedet und ich fragte mich, was die Gang so trieb. Es dauerte keine 2 Minuten, dann sah ich sie aus dem Wald kommen. Sie liefen mir entgegen und baten mich darum, ein Stück mit ihnen spazieren zu gehen. Ich stimmte zu und wir gingen an den See. Noch in Sichtweite, aber wo uns niemand hören konnte. Hier hatten Tim und ich im Jahr zuvor die meisten unserer persönlichen Gespräche geführt. Ich musste lächeln, als ich an diese Unterhaltungen zurück dachte. Ich war neugierig, was die Jungs im Schilde führten, wartete aber geduldig. Ronnie war offensichtlich der Sprecher der Gruppe, was mich überraschte. Vor allem, da Tom und Franklin auch anwesend waren.
    »Wir haben gerade versucht herauszufinden, warum Tim dieses Jahr nicht hier ist«, sagte er. »Wir brauchten nicht lange, um darauf zu kommen.«
    »Das freut mich«, antwortete ich. »Denn mir hat er es nicht gesagt.«
    »Versuch nicht, uns für dumm zu verkaufen. Er ist wegen dir in diesem Sommer nicht hier.«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob das ein Kompliment sein soll«, antwortete ich.
    »Natürlich ist es das. Ihr zwei seid wie verrückt ineinander verknallt. Und ihr könnt es nicht ertragen, euch nah zu sein, ohne wirklich zusammen sein zu können. Stimmt‘s?«
    Was sollte ich darauf antworten? Diese Jungs waren eindeutig schlauer als gut für sie war. An dieser Stelle übernahm Tom das Gespräch.
    »Ronnie hat für uns gesprochen, weil er zuerst darauf gekommen ist. Tim schrieb in seinen Briefen an uns alle, dass er wegen seinem Training nicht kommen könnte. Das machte für uns einfach keinen Sinn. Er war letztes Jahr genauso involviert in seinen Sport, vielleicht sogar noch mehr. Aber dennoch war er hier. Warum also nicht dieses Jahr?« stellte Tom die rhetorische Frage.
    »Ihr zwei habt letztes Jahr wie Fliegen an einander geklebt«, stellte Ronnie fest. »Und du warst im September in Minneapolis, um ihn zu besuchen. Hal hat uns in seinen Briefen davon erzählt. Jeder gute Wissenschaftler kann 356 und 356 zusammen rechnen und auf 712 kommen. Bingo! Deshalb ist Tim dieses Jahr nicht hier. Franklin hat uns verraten, dass er letztes Jahr schon darauf

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