Tim (German Edition)
zusammen.
Wir verstehen uns wirklich gut und haben Spaß zusammen. Wir sind kein Paar und haben keinen Sex miteinander. Wir wollen uns einfach nur kennenlernen. Auch Tina sucht nicht nach einer festen Beziehung oder nach der großen Liebe. Ich liebe nach wie vor nur dich, Charlie. Und daran wird sich auch nie etwas ändern. Bitte glaube mir das.
Darüber hinaus offenbarte ich ihm, dass ich mich wie ein Lügner fühlte. Ich war schwul und in einen älteren Mann verknallt. War es Tina gegenüber nicht unfair, ihr diese Tatsache zu verheimlichen?
Ich schrieb Charlie auch von meinen Plänen für den Sommer. Da ich in der Schulzeit nicht genug Zeit für Gymnastik und Turmspringen hatte, nahm ich mir vor, im Sommer bei beiden Sportarten hart an mir zu arbeiten. Meinen Trainern versprach ich, dass ich mich im Herbst für eine der beiden Sportarten entscheiden würde. Sie waren damit natürlich nicht wirklich glücklich. Beide wollten am liebsten sofort eine Entscheidung von mir. Vor allem mein Gymnastik-Coach. Ich mochte es nicht, so gedrängt zu werden. Es ging mir auf die Nerven. Ich versuchte beiden klar zu machen, dass sie sich entweder damit zufrieden geben sollten, oder ich würde mir ein anderes Team suchen. Es funktionierte und ich hatte meine Ruhe, um im Sommer zu arbeiten. Ich hatte mir vorgenommen, mich für die Sportart zu entscheiden, in der ich mich besser weiterentwickeln konnte.
Den Jungs aus unserer Camp-Gruppe vom letzten Jahr, wir nannten uns in unseren E-Mails mittlerweile einfach ›die Gang‹, erzählte ich, dass ich aus diesem Grund auch nicht ins Camp White Elk kommen würde. Auch Charlie schrieb ich das, aber ich war mir sicher, dass er den wahren Grund kannte: ich wollte Charlie aus dem Weg gehen. Ich hätte es nicht ertragen können, bei ihm zu sein und ihn nicht anfassen, nicht küssen und nicht mit ihm einschlafen zu können.
Kapitel 31: Charlie
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Mich zog es im Sommer natürlich wieder ins Camp White Elk . Alle Jungs aus unserer Gruppe vom Vorjahr würden auch in diesem Sommer wieder da sein, abgesehen von Tim. Allerdings würden alle zu unterschiedlichen Zeiten kommen. Tom war den ersten Teil des Sommers im Camp, zusammen mit Ronnie. Beide waren dieses Mal jedoch nicht in meiner Gruppe. Dennoch freuten sie sich, mich wieder zu sehen. Sie kamen regelmäßig zum reden zu mir, mal getrennt, mal zusammen.
Ronnie hatte gerade die neunte Klasse abgeschlossen. Ich musste ihn ein bisschen dazu drängen, mehr von sich zu erzählen. Er gestand mir dann aber, dass er im vergangenen Schuljahr einen Chemie-Kurs der 11. Klasse besucht hatte und im kommenden Jahr einen Physik-Kurs der 12. Klasse besuchen wollte. Auch ein College -Kurs Mathematik stand auf seinem Lehrplan. Dadurch stellte ich fest, wie wenig er im vergangenen Jahr von sich preis gegeben hatte. Man könnte auch sagen, dass ich mich im vergangenen Jahr zu wenig mit den anderen Jungs beschäftigt hatte.
Ohne Tim war Tom der einzige Anführer in seiner Gruppe. Dieses Jahr gab es aber keinen Hal, aus dem er einen neuen Menschen machen konnte. Deshalb begnügte er sich damit, seine ganze Gruppe zu motivieren. Sein Betreuer war ein netter, junger Mann, aber ein bisschen faul. Tom organisierte meistens die Ausflüge, Wanderungen und Spiele für seine ganze Gruppe.
Tom, Ronnie und ich sprachen viel über den vergangenen Sommer. Beide waren voller Lob für mich als ihren Betreuer, was mich ein bisschen verlegen machte. Ich war der Meinung, dass die meisten Betreuer genauso gut oder besser waren als ich. Das sagte ich ihnen auch. Beide merkten jedoch mehrfach an, dass alle sieben — acht, wenn man mich einschließt — über den Winter in Kontakt geblieben waren. Das zeigte mir wieder einmal, wie außergewöhnlich diese Gruppe war. Es war selten, wenn nicht sogar einzigartig, dass eine Gruppe nach nur zwei Wochen so eng verbunden war, dass sie ihre Freundschaft auch nach dem Camp so lange aufrecht hielten.
Meinen Juni-Brief, Nummer 9, schrieb ich in dieser Zeit an Tim. Ich brauchte eine Weile, um seine Enthüllung um Tina zu verarbeiten. Ich schickte ein paar Stoßgebete in Richtung Himmel, mit der Hoffnung, dass er sich nicht in sie verlieben würde. Ich fühlte mich schuldig dafür, denn wäre es für ihn nicht das Beste, wenn genau das passieren würde? Ich musste darauf vertrauen, dass er mir wirklich sagen würde, falls es so weit kommen sollte.
Tim war so enthusiastisch über Pete und mich. Ich gab mir große Mühe, die gleiche
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