Tim (German Edition)
gekommen war. Und er sagte auch, dass er es dich kurz vor seiner Abreise hat wissen lassen. Er merkte übrigens auch an, dass du es nicht abgestritten hast.«
Ich kam mir vor wie bei einem Verhör.
»Charlie, ich hatte dir versprochen, dass dein Geheimnis gut bei mir aufgehoben ist«, mischte sich Franklin ein. »Ich habe niemandem etwas gesagt. Sie sind wirklich selbst darauf gekommen.«
»Ihr spekuliert doch alle nur«, antwortete ich.
»Ich glaube, genau jetzt wäre die Stelle, an der Tim ›Bullshit‹ sagen würde«, sagte Jim und kicherte.
»Genauso ist es«, fügte Andy hinzu.
»Streitest du es ab?« fragte Tom. »Wenn ja, dann lügst du.«
»Nein, ich streite nichts ab. Aber ich werde auch nichts bestätigen«, sagte ich. »Ich kann euch nicht davon abhalten, zu spekulieren.«
Ronnie sprach als erster. »Charlie, wir wollen dich alle wissen lassen, dass wir es wundervoll finden. Wir wünschen dir und Tim alles Glück dieser Welt. Aber wir wissen auch, dass ihr eine schwierige Zeit vor euch habt. Was wir dir sagen wollen ist: los, Charlie, vertrau uns.«
»Los, Charlie, vertrau mir«, sagte Tom.
»Los, Charlie, vertrau mir«, sagte Jim.
»Los, Charlie, vertrau mir«, sagte Andy.
»Los, Charlie, vertrau mir«, sagte Ronnie noch einmal.
»Los, Charlie, vertrau mir«, sagte Franklin. »Ich habe es dir letztes Jahr schon gesagt, und ich meine es immer noch«, fügte er schließlich hinzu.
Jetzt konnte ich meine Gefühle und meine Tränen nicht mehr zurückhalten. Diese Jungs waren einfach wundervoll.
»Lasst uns ein Stück in den Wald gehen«, schlug Franklin vor. Ich nickte, während ich versuchte, mich wieder in den Griff zu bekommen.
Als wir außer Sichtweite waren, umarmte mich einer nach dem anderen und gab mir einen Kuss, direkt auf die Lippen. Es waren keine erotischen oder sexuellen Küsse. Sie waren eine liebevolle Geste und ich genoss es sehr.
»Die sind auch für Tim«, sagte Franklin und zwinkerte mir zu. Ich umarmte meine Jungs, bedankte mich bei ihnen für ihre Unterstützung und drückte jedem einen Kuss auf die Wange. Dann gingen wir zurück zum Parkplatz.
Tom‘s Eltern kamen gerade im Camp an, um ihn abzuholen. Da ich nicht Tom‘s Betreuer war, rechnete ich nicht damit, dass sie mit mir reden wollten. Dennoch baten sie mich um ein Gespräch, während Tom seine Sachen packte.
»Tom hatte wieder einen wunderbaren Sommer«, begann Sam, Tom‘s Vater. »Ich kann zwar nichts schlechtes über seinen Betreuer dieses Jahr sagen, aber in seinen E-Mails schrieb er fast ausschließlich über dich.« Das überraschte mich ein wenig. »Er verehrt förmlich den Boden, über den du läufst«, ergänzte Sam lachend. »Weißt du, dass er selbst im Winter immer sehnsüchtig auf deine E-Mails gewartet hat? Und du hast ihn nie enttäuscht. Wir sagten ihm, dass er sich beim antworten ein bisschen Zeit lassen sollte. Du hattest sicherlich andere Dinge zu tun, als den Kids aus dem Sommercamp zu schreiben. Auf die Nachrichten von der Gang hat er übrigens genauso sehnsüchtig gewartet. Wir haben einen neuen Sohn, Charlie. Seine Noten haben sich in den letzten Monaten deutlich gebessert und er ist umgänglicher geworden. Er mag ein Teenager sein, aber seit dem letzten Sommer verhält sich erwachsener und verantwortungsvoller. Ich weiß nicht, was für ein Zauber hier im letzten Jahr in der Luft lag, aber wir sind wirklich dankbar dafür.«
Noch bevor ich mir eine Antwort überlegen konnte, schlenderte Tom zu uns herüber und umarmte mich.
»Darf ich dich nochmal küssen?«, flüsterte er mir ins Ohr. Ich schüttelte mit dem Kopf. »Das dachte ich mir«, sagte er, dieses mal aber lauter. Er lächelte, drückte mich noch einmal kurz und stieg ins Auto ein. Ich verabschiedete mich und damit waren sie verschwunden. Ich fragte mich, ob und wann ich Tom wiedersehen würde.
Wenige Minuten später trafen Ronnie‘s Eltern ein. Auch sie kamen sofort zu mir, obwohl Ronnie nicht zu meiner Gruppe gehörte. Auch mit ihnen sprach ich über den letzten Sommer, in dem ein Zauber in der Luft lag, wie es Tom‘s Eltern ausgedrückt hatten.
»Rockford ist nicht so weit von Madison entfernt«, sagte Frank. »Warum kommst du uns nicht mal besuchen? Ronnie würde sich darüber freuen und auch wir würden dich gerne besser kennenlernen. Ich weiß, du hast viel zu tun. Aber wenn du Lust auf ein gutes Abendessen hast oder einfach mal für ein Wochenende aus Rockford raus willst, ruf uns an.«
Ich versprach, in Kontakt zu
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