Tim (German Edition)
Charlie geben muss. Für Tim natürlich. Und genau das ist dann passiert.«
»Was ist mit Tim?«
»Tim war schon immer attraktiv, sportlich und bekommt nur die besten Noten in der Schule. Außerdem redet er mit seinen Eltern wie mit Gleichaltrigen und war einer der beliebtesten Jungs im Camp und in der Schule. Aber auch er hat im Herbst einen neuen Tim erschaffen. Über den Sommer sollte er sich zwischen seinen beiden Leidenschaften, dem Turmspringen und dem Turnen, entscheiden. Er wusste, dass er keine Zeit hat, um beide Sportarten auszuüben. Im August entschied er aber, dass er sie doch hatte — oder anders ausgedrückt: er lehnte es einfach ab, sich zu entscheiden. Beide Trainer waren verärgert, aber Tim spielt nach seinen eigenen Regeln. Entweder sie akzeptieren es und spielen mit oder sie verlieren ihn. Das wollten beide nicht riskieren. Er ist ein Meister im Turmspringen und ein ausgezeichneter Turner. Aber er hat in seinem Tagesablauf nicht einmal genug Zeit, um den Comic in der Zeitung zu lesen. Er steht morgens auf, geht Turmspringen, dann Schule, hinterher Turmspringen oder Gymnastik, Abendessen, Lernen, danach ins Bett. Am Wochenende hat er den gleichen Stundenplan, abzüglich der Schule.«
»Und seine Eltern machen das mit?«
»Ich denke, sie haben versucht, es ihm auszureden. Aber sie hätten es ihm nie verboten.«
»Charlie, das ist eine erstaunliche Geschichte. Und du bist ein erstaunlicher junger Mann. Bitte halte mich auf dem Laufenden. Ich wüsste gerne, wie die Geschichte ausgeht.«
»Versprochen. Es tat gut, darüber zu reden. Alles für sich zu behalten ist schwer. Tim hat immerhin seine Eltern und seinen Bruder, um darüber zu reden.« Tina erwähnte ich absichtlich nicht. Ich glaube, dann wäre Gene vom Stuhl gefallen.
»Was ist mit deinen Eltern?« fragte er.
»Sie haben keinen blassen Schimmer.«
»Wann werden sie es erfahren?«
»Ich glaube, sie brauchen den lebenden Beweis, um es zu verstehen. Wenn es für Tim und mich so funktioniert, wie wir es uns wünschen, dann werden wir sie sicherlich kurz nach seinem 18. Geburtstag besuchen.«
»Viel Glück«, sagte er und damit endete das Gespräch.
Es tat wirklich gut, darüber zu sprechen und ich teilte die Unterhaltung mit Tim, Wort für Wort. Ich hatte aber noch eine andere Neuigkeit, die ich mit Tim teilen wollte. Ich hatte mit Ronnie‘s Eltern telefoniert und wir vereinbarten, dass ich Thanksgiving bei ihnen verbringen würde. Damit endete Brief 14 von 40.
Kapitel 38: Tim
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Ich war froh darüber, dass Charlie jemanden gefunden hatte, mit dem er reden konnte. Ich hatte meine Familie und Tina, aber er hatte niemanden, außer vielleicht die Gang. Ich beneidete Ronnie. Wie Charlie in seinem Brief schrieb, würde er vier Tage in Madison verbringen. Ich hatte nur zwei Tage und einen Abend mit Charlie, und das war schon über ein Jahr her. Das fand ich ungerecht, aber ich hatte Charlie‘s Regeln akzeptiert. Während er sich auf Thanksgiving vorbereitete, überlegte ich, was ich in meinem nächsten Brief schreiben sollte. Ich wollte ihm mehr von meinem Sport erzählen, wollte aber nicht mit meinen Erfolgen angeben. Ich begann den Brief mehrere Male. Folgendes kam dabei heraus:
Lieber Charlie,
dieser Brief wird sich vermutlich wie Angeberei anhören. Ich möchte dir ein bisschen vom Turmspringen und Turnen erzählen. Ich habe den Brief jetzt schon vier Mal angefangen, aber es läuft momentan so gut, dass alles nach Prahlerei klingt, egal wie ich es schreibe. Sorry, aber da musst du jetzt durch. Ich weiß einfach nicht, wie ich drüber reden soll, ohne dass es klingt, als wäre ich größenwahnsinnig.
Turmspringen ist wirklich großartig und mein Coach ist mittlerweile darüber hinweg gekommen, dass ich an drei Tagen pro Woche beim Training fehle. Der Gewinn von allen Bezirkswettkämpfen vom Sprungturm und die zweiten Plätze vom Sprungbrett haben dafür gesorgt. Meine Punkte vom Turm waren so viel höher als die des Zweitplatzierten, dass es nicht mal ein richtiger Wettkampf war. Bei meinem letzten Sprung bekam ich Standing Ovations vom Publikum. Charlie, es wäre perfekt gewesen, wenn du dabei gewesen wärst. Coach sagt, dass meine Punkte so gut sind, dass es fast unmöglich ist, die Landesmeisterschaften vom Turm nicht zu gewinnen. Und später sind auch noch die Midwest Championships in Chicago.
Beim Turnen läuft es auch toll, aber ich habe mit meinem Coach die gleichen Probleme wie immer. Er will nicht, dass ich meine Zeit
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