Tim (German Edition)
Schwänze, Mösen und ficken geführt?« Carl starrte sie fassungslos und mit offenem Mund an. »Komm schon, Carl. Sei ein großer Junge. Wenn ein Kerl so etwas zu dir gesagt hätte, wärst du nicht so geschockt. Warum bei mir?« Carl flüchtete, ohne ein Wort von sich zu geben. Ich hatte meinen Bruder noch nie so sprachlos gesehen. Tina folgte ihm. »Carl, wenn du nicht mal mit mir darüber reden kannst, dann bekommst du das erst recht nicht mit Carol hin. Denk mal darüber nach.«
Am Abend hatte er sich anscheinend von dem Schock wieder erholt. Er kam zu mir ins Zimmer und setzte sich neben mich. Er schwieg einen Moment, bevor er etwas sagte.
»Okay, ihr zwei habt gewonnen. Ich werde mit Carol ernsthaft über Sex reden. Gleich morgen. Und wenn sie damit nicht umgehen kann, ist sie wahrscheinlich wirklich nicht die Richtige für mich«, verkündete er. Er wartete nicht auf eine Antwort, sondern ging wieder in sein Zimmer.
Am darauf folgenden Abend war Carl zurück.
»Wir haben miteinander geredet. Sie war echt klasse. Und du hattest mit allem recht. Es ist wichtig, zuerst miteinander zu reden. Wir haben beschlossen, dass wir beide mehr wollen. Aber mit richtigem Verkehr wollen wir noch warten. Danke für deine Hilfe, Brüderchen.«
Diese Geschichte teilte ich natürlich auch mit Charlie in meinem nächsten Brief. Ich hatte nicht viel mehr zu erzählen und ich war mir sicher, dass ihn diese Geschichte interessieren würde.
Kapitel 47: Charlie
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Ich habe wirklich nicht nach einem Ersatz für Alex gesucht. Aber er fand mich. Oder wir fanden uns gegenseitig. Ich weiß es nicht. Die Geschichte, wie es dazu kam, war jedenfalls der Inhalt meines nächsten Briefes an Tim.
Phil und ich waren Partner im Debattier-Team in unserem zweiten Jahr in Rockford. Wir verstanden uns ganz gut und wir blieben ungeschlagen. Weil wir es aber beide ablehnten, gegen unsere eigenen Überzeugungen zu diskutieren, nahmen wir nicht an den großen Turnieren teil. Phil war 1,95 Meter groß und eine beeindruckende Erscheinung. Wir liefen oft zusammen und trafen uns auch sonst von Zeit zu Zeit.
An einem Tag liefen wir gemeinsam durch den Park und ich bekam einen Krampf in der Wade. Weil ich kaum laufen konnte, trug Phil mich zur nächsten Bank. Ich bekam natürlich eine Erektion und es gab keine Möglichkeit, sie zu verstecken. Er konnte nicht anders als es zu bemerken.
»Charlie, warum bist du erregt?«, fragte er, nachdem sich mein Krampf gelöst hatte.
»Ich weiß nicht.«
»Bin ich dafür verantwortlich?«
»Irgendwie schon.«
Er grinste. »Gut. Denn mir geht es mit dir genauso. Seit fast drei Jahren.«
»Was willst du mir damit sagen?«, fragte ich begriffsstutzig. »Bist du schwul? Kenne ich dich seit fast drei Jahren und ich habe nicht gemerkt, dass du schwul bist?«
»Ja und ja«, antwortete er mit einem traurigen Lächeln.
»Ich auch.«
»Ich habe es ein paar mal vermutet, war mir aber nie wirklich sicher.« Wir schwiegen eine lange Zeit.
»Phil, ich liebe einen Jungen in Minneapolis. Das musst du wissen, bevor einer von uns irgendetwas anderes sagt.«
»Verdammt, Charlie. Ich glaube, in dich könnte ich mich verlieben.«
»Ich liebe dich auch. Seit Jahren schon. Aber eben auf eine andere Weise.«
»Wenn ich eine Frau wäre, würde ich jetzt sagen, dass ich von der Art Liebe rede, die zur Hochzeit führt.«
»Die kann ich dir nicht bieten«, sagte ich. »Tut mir leid.«
»Ich verstehe.«
»Hattest du andere Partner hier in Rockford?«, fragte ich ihn.
»Nein. Bis jetzt kannte ich niemanden, der schwul ist.« Wieder so ein trauriges Lächeln. »Weiß dein Mitbewohner Bescheid?«
»Ich habe keinen. Er ist in den Semesterferien gegangen und mir wurde niemand mehr geschickt. Das Schuljahr dauert jetzt auch nur noch einen Monat.« Ich dachte einen Moment lang nach. »Warum haben wir das nicht schon vor Monaten oder Jahren herausgefunden?«
»Du hast einen Freund. Was gibt es da herauszufinden?«
»Lange Geschichte. Möchtest du sie hören?«
»Klar.«
Ich wusste, dass ich Phil vertrauen konnte, also erzählte ich ihm alles, jedes Detail.
»Charlie, das ist wunderschön«, sagte er, nachdem ich meine Geschichte beendet hatte.
»Das finde ich auch«, gab ich zu.
»Erzähl mir mehr von Tina«, bat er mich.
»Sie ist einfach wundervoll, so lieb und einfühlsam mit Tim. Sie hat nie versucht, ihn mir wegzunehmen. Tina liebt ihn einfach zu seinen Bedingungen. Tim hat allerdings ein schlechtes Gewissen. Er denkt,
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