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Tim (German Edition)

Tim (German Edition)

Titel: Tim (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias Jäger
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Dad waren von ihr begeistert. Eines Abends kam Carl in mein Zimmer. Ich war gerade mit den Hausaufgaben fertig und wollte eigentlich ins Bett gehen. Carl legte sich neben mich aufs Bett und seufzte.
    »Ich muss mit jemandem reden«, sagte er.
    »Über Carol«, stellte ich fest. »Und über Sex. Und Mom und Dad. Und über Liebe.«
    »Verdammt, kleiner Bruder. Was bist du? Ein Hellseher?«
    »Nein, aber ich habe das gleiche hinter mir.«
    Er schwieg einen Moment. »Wann wusstest du, dass Charlie der Richtige ist?«, fragte er schließlich.
    »Zwei Minuten, nachdem er uns im Camp begrüßt hat.«
    »Du machst Witze, oder?«
    »Nein. Ich wusste es noch bevor er aufgehört hat, meine Hand zu schütteln. Und alles was seitdem passiert ist, hat meine Gefühle nur bestärkt.«
    »Ich weiß, das hast du schon immer gesagt. Aber ich habe es für übertrieben gehalten. Ich kann es einfach nicht glauben.«
    »Carl, wenn mir eins weh tut, dann wenn jemand sagt, dass er mir nicht glaubt. Vor allem, wenn es mein eigener Bruder ist.«
    »Entschuldige. Ich formuliere es anders: es fällt mir schwer, es zu glauben. Aber weil du es bist, glaube ich es natürlich.«
    »Wie lange hast du bei Carol gebraucht?«, fragte ich.
    »Einen Monat etwa. Ich glaube, es ist bei uns beiden mit der Zeit gewachsen.«
    »Habt ihr Sex in irgendeiner Form?«
    »Das fragst du mich im Ernst?«
    »Ich dachte, du wolltest über das Thema reden.«
    »Nein, das hast du gesagt«, meinte Carl.
    »Und du hast mich gefragt, ob ich Hellseher bin«, stellte ich fest.
    »Okay, du gewinnst. Nein, wir hatten keinen Sex. Wir haben nur ein bisschen gefummelt — über der Kleidung.«
    »Bist du noch Jungfrau?«
    »Du wirst ziemlich persönlich«, wich er der Frage aus. Also stellte ich sie noch einmal. »Nein«, gab er nach einer längeren Pause zu.
    »Und Carol?«, fragte ich weiter.
    »Weiß ich nicht.«
    »Das heißt, ihr habt nicht viel miteinander geredet. Also zumindest über das Thema Sex.«
    »Richtig.«
    Ich dachte einen Moment nach. »Du bist für einen Rat zu mir gekommen, oder?«
    Er nickte.
    »Okay, hier ist mein Rat. Nimm ihn an oder lass es bleiben. Das musst du selbst wissen. Aber hör mir zumindest zu. Redet zuerst miteinander. Und ich meine nicht nur kleine Hinweise und Andeutungen. Wenn du Worte wie Schwanz, Möse oder ficken nicht verwenden kannst, habt ihr nicht genug miteinander geredet. Okay, ihr verwendet vielleicht andere Worte.« Carl grinste. »Wenn du nicht weißt, ob sie Jungfrau ist, habt ihr nicht genug miteinander geredet. Wenn sie nicht weiß, dass du keine Jungfrau mehr bist, habt ihr auch nicht genug miteinander geredet. Und wenn du keinen Weg findest, mit ihr darüber offen zu reden, ist Carol nicht die Richtige für dich.«
    »Du legst die Messlatte ziemlich hoch«, sagte Carl.
    »Das haben mir Charlie und Tina beigebracht«, erklärte ich. »Sie machen da beide keine Kompromisse. Wenn sie jetzt hier wären, würden sie dir das gleiche sagen. Eigentlich bin ich mir sicher, dass Tina sich vermutlich wirklich gerne mit dir hinsetzen würde, um dir das gleiche zu sagen.«
    »Ich bezweifle, dass ich dazu bereit bin, so eine Unterhaltung mit Tina zu führen.«
    »Dann bist du erst recht nicht dazu bereit, eine solche Unterhaltung mit Carol zu führen. Und so wie ich das sehe, bist du schon gar nicht bereit dazu, mehr zu tun als zu reden.«
    Carl dachte lange darüber nach, ohne etwas zu sagen. »Danke, großer Bruder. Du bist echt klasse.« Er drückte mir einen Kuss auf die Wange und stand auf.
    »Carl«, hielt ich ihn auf.
    »Ja?«
    »Weiß Carol über mich Bescheid?«
    »Was ist mit dir?«, fragte er verwirrt.
    »Jetzt machst du Scherze, oder?«
    »Nein, überhaupt nicht. Ich weiß nicht, was du meinst. Was ist mit dir?«
    »Dass ich schwul bin? Und die kleine Sache mit Charlie?«
    »Ach, das. Ich dachte, du meinst, ob sie weiß, dass ich mit dir darüber reden wollte. Dass du schwul bist, habe ich ihr vor ein paar Wochen gesagt. Sie hat kein Problem damit. Sie sagte sogar, dass sie irgendwann gerne mal mit dir darüber reden würde. Aber ich denke, wenn sie nicht dazu bereit ist, mit mir über Sex zu reden, ist sie für dich noch lange nicht bereit.« Carl lachte und verließ mein Zimmer.
    Am Tag darauf sprach ich mit Tina über meine kleine Unterhaltung mit Carl. Als wir das nächste Mal zu dritt alleine waren, ging sie direkt zu ihm und baute sich vor ihm auf.
    »Carl, hast du mit Carol eigentlich schon das kleine Gespräch über

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