Tim (German Edition)
dabei. Zusammen mit Mom, Dad, Carl, Hal und Franklin. Wir saßen alle im Hintergrund, wo Charlie uns nicht sehen konnte.
Ich war so stolz auf ihn, ich hätte platzen können. Er bekam einen Preis dafür, dass er sich in den letzten beiden Jahren so unglaublich verbessert hatte. Er sagte ein paar Worte, was mich überraschte, denn keiner der anderen Preisträger hielt eine Rede. Ich wusste sofort, dass seine Worte an mich gerichtet waren. Er sagte nicht meinen Namen, aber es war für mich unverkennbar. Ich war kurz davor, in Tränen auszubrechen und alle Regeln und Abmachungen über Bord zu werfen. Ich wollte direkt auf dieser Bühne über Charlie herzufallen. Es kostete mich all meine Willenskraft, es nicht zu tun. Ich merkte, wie schwer es sicherlich auch für Charlie war, als er mir bei meinem Wettkampf zugesehen hatte. Ihm ging es da bestimmt nicht anders.
In meinem Juli-Brief schrieb ich Charlie, dass ich die letzten beiden August-Wochen im Camp White Elk verbringen würde. Es machte mich ziemlich traurig, dass ich ihn dort nicht wiedersehen würde, aber Hal würde da sein — zur gleichen Zeit wie ich.
Ob die anderen Jungs aus unserer Gang dort sein würden, wussten wir noch nicht. Ich hatte zwar alle in einer E-Mail gefragt, aber noch keine Antworten erhalten. Ich wusste, dass der Sommer ohne Charlie nur halb so schön werden würde. Aber ich freute mich auf das Camp, in dem ich der Liebe meines Lebens begegnet war.
Ich brachte Charlie auch über die Beziehung meines Bruders auf den aktuellen Stand, denn Carol und Carl waren jetzt fest zusammen. Sie wussten zwar, dass High-School -Beziehungen in den seltensten Fällen länger überleben, aber sie wollten es zumindest versuchen.
Zum Schluss gestand ich ihm noch, dass ich bei seiner Abschlussfeier war, dass ich ihn gesehen und gehört hatte. Ich konnte es nicht für mich behalten. Ich war mir sicher, dass er sich ein bisschen darüber ärgern würde, dass wir uns nicht sehen durften. Es waren seine Regeln, aber ich hatte nicht die Hoffnung, dass ich daran etwas ändern konnte. Ich schrieb ihm, wie sehr ich ihn liebte und wie stolz ich auf ihn war.
Kapitel 49: Charlie
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Meine Eltern kamen zu meiner Abschlussfeier nach Rockford. Vor der eigentlichen Feier wurden Preise an einige Studenten vergeben. Phil und ich wurden für unsere Diskussionen ausgezeichnet. Ich wurde noch mit einem zweiten Preis überrascht, dem für den Studenten, der sich am meisten verbessert hatte. Ich hatte in den Jahren zuvor immer gemischte Gefühle, wenn dieser Preis vergeben wurde. Zum einen bedeutete der Preis, dass man seine College -Laufbahn hervorragend abgeschlossen hatte. Aber es hieß auch, dass man einen miserablen Start hingelegt hatte. Für mich war es eine Auszeichnung für den neuen Charlie. Deshalb war ich stolz darauf. Als ich den Preis entgegen nahm, fragte ich den Dean , ob es in Ordnung wäre, ein oder zwei Worte zu sagen. Er nickte, auch wenn das eigentlich nicht vorgesehen war. Tief in meinem Herzen wusste ich, oder ich hoffte zumindest, dass Tim in der Menge sein würde.
»Die Anerkennung für diesen Preis bekommt eine ganz besondere Person und er weiß, wer er ist. Vielen Dank.« Ich bezweifelte, dass jemand verstand, wovon ich sprach, außer Phil natürlich. Als ich zu meinem Platz zurück ging, nahm er meine Hand und drückte sie kurz.
Meine Eltern hatten Phil am Morgen kennen gelernt und mochten ihn. Sie dachten, meine Worte galten ihm und ich ließ sie in ihrem Glauben. Wir gingen am Abend zusammen essen, Phil begleitete uns. Seine Eltern waren nicht zur Abschlussfeier gekommen und er war dankbar, dass er sich uns anschließen konnte. In der Nacht schrieb ich meinen Brief an Tim zu Ende und am Morgen packte ich meine Sachen zusammen. Ich musste mich sofort auf den Weg nach Des Moines machen. Phil und ich hatten einen tränenreichen Abschied und versprachen uns, in Kontakt zu bleiben. Auf meinem Weg warf ich noch Tim‘s Brief ein.
Ich brauchte nur wenige Tage, um in Des Moines eine günstige Wohnung zu finden. Der Mietvertrag lief über ein Jahr und ließ sich danach monatlich verlängern. Das war für meine Bedürfnisse ideal. Mein erster Arbeitstag war am 1. Juli. Es war ein Dienstag und für den späten Vormittag war ein Meeting geplant, in dem ich mich den anderen Mitarbeitern beim Roten Kreuz vorstellen konnte. Bis dahin wurde mir mein Schreibtisch gezeigt und ich lernte meinen Vorgesetzten kennen, der sich mir als Randy vorstellte. Auch ein
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