Tim (German Edition)
ausführlicher von den Geschehnissen des Abends, jedoch nicht so detailliert wie Tim sie in meinem nächsten Brief zu lesen bekam.
»Alex wollte Analverkehr und er wollte es nicht akzeptieren, dass ich es nicht auch wollte. Ich sagte ihm, dass es ausschließlich mit Tim sein würde, wenn ich jemals mit jemandem Analsex haben sollte. Er versuchte mich zu drängen und zu überreden. In diesem Moment war für mich die Beziehung einfach beendet und ich konnte dort auch nicht mehr für den Rest der Nacht bleiben. Ich musste da weg«, erklärte ich ihm. Ronnie hörte aufmerksam zu, sagte aber nichts weiter. Nach etwa einer Stunde ging er in sein eigenes Zimmer zum Schlafen.
Am Morgen weckte er mich wieder und wir unterhielten uns weiter. Er erzählte mir hauptsächlich von seiner Forschungsarbeit in der Schule. Ich verstand nicht viel von dem, was er sagte, aber seine Begeisterung war ansteckend und ich genoss unsere Unterhaltung.
»Zögere nie, uns anzurufen« sagte Frank, als wir uns nach dem Frühstück verabschiedeten. »Jederzeit. Wäre es um 3:00 Uhr morgens gewesen, hättest du wahrscheinlich nicht angerufen. Und glaub mir, Ronnie hätte dich geschlagen, wenn er erfahren würde, dass du um 3:00 Uhr in Madison gestrandet bist und nicht angerufen hast.«
Ich versprach anzurufen, sollte so etwas nochmal passieren. Ich schüttelte die Hände von Ronnie‘s Eltern und bekam von ihm selbst eine nette Umarmung.
Anfang Mai erhielt ich Tim‘s nächsten Brief. Dass es Brief Nummer 20 war, entging Tim natürlich ebenso wenig wie mir:
Charlie, wenn wir 20 Monate überstehen, dann schaffen wir auch 40. Verlass dich drauf! Ich tue es jedenfalls. Erzähl mir mehr von Alex. Wie liefen deine Vorstellungsgespräche?
Weiterhin erzählte mir in seinem Brief ausführlich von seinen sportlichen Erfolgen. Es tat mir im Herzen weh, dass ich nicht bei ihm sein konnte. Ich hätte diese Erfolge gerne mit ihm gemeinsam gefeiert. Ich weiß, es waren meine eigenen Regeln, aber trotzdem schmerzte es. Immerhin hatte Tim endlich aufgegeben zu betonen, dass er mit seinen Erfolgen nicht angeben wollte.
Mit meiner Antwort wartete ich solange, bis ich ihm von meinen Vorstellungsgesprächen erzählen konnte, die beide ganz vernünftig liefen. Tim sagte ich nicht, dass ich bei beiden Bewerbungen angegeben hatte, dass ich mich nicht länger als 1,5 Jahre, genauer gesagt maximal bis zum 21. Januar 2005, verpflichten wollte. In St. Louis wurde ich deswegen abgelehnt. Sie bestanden auf einem Vertrag mit einer Laufzeit von mindestens 2 Jahren. In Des Moines hatte ich mehr Glück. Sie akzeptierten meine Bedingungen ohne Nachfrage und wir vereinbarten, dass ich am 01. Juli anfangen würde. Mein Vertrag endete am 31.12.2004. Tim verschwieg ich das Datum. Es bedeutete eine Verpflichtung, die wir nicht besprochen hatten und ich wollte nicht die Türen schließen, die ich selbst für ihn offen halten wollte. Er sollte weiterhin die Chance haben, seine Meinung über unsere Beziehung zu ändern. Nach 20 Monaten war das vermutlich unrealistisch, aber ich wollte ihm die Möglichkeit lassen — bis zum letzten Tag. Ich ergänzte meinen Brief mit den Details zu meiner Trennung von Alex und einigen Gedanken, die ich zu diesem Thema hatte. Ich stellte meine eigenen Erwartungen an diese Art der Beziehung in Frage und schrieb mir meinen Frust von der Seele.
Kapitel 46: Tim
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Charlie‘s Brief besorgte mich. Er klang traurig und deprimiert, zumindest in dem Teil, in dem er über Alex schrieb. Er stellte unsere Abmachung in Frage und war sich unsicher, ob andere Beziehungen in der Zwischenzeit wirklich okay waren. Er betonte aber auch, dass er kein Versprechen von mir wollte, das eine Beziehung mit Tina für mich zerstörte. Dafür war ich ihm dankbar, denn Tina war für mich ein wichtiger Halt, auch wenn wir uns nur in der Schule, bei Wettkämpfen und Samstag Abend sehen konnten. Seine letzten Sätze beruhigten mich allerdings ein bisschen. Er schrieb, dass er neidisch auf mich war, weil ich Tina gefunden hatte. Außerdem witzelte er, ob er es nicht doch mal mit einer Frau versuchen sollte. Gleichzeitig schloss er jedoch aus, dass er nach einem Partner, oder einer Partnerin, suchen würde. Charlie würde einfach abwarten, ob sich etwas anbietet und dann zugreifen.
Mein nächster Brief an Charlie drehte sich hauptsächlich um meinen Bruder Carl. Er hatte eine neue Flamme, Carol. Sie war wirklich toll und es war ziemlich ernst zwischen den beiden. Auch Mom und
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