Tim (German Edition)
sehen«, antwortete ich und legte Hal den Arm um die Schulter. »Keine Angst, wir werden dir schon nichts tun.« Wir gingen etwa 100 Meter, bis wir nicht mehr in Sichtweite waren.
»Als erstes musst du deine alten Klamotten loswerden«, forderte Tom ihn auf. »Das ist das einfachste.« Er lächelte Hal an.
»Hier? Jetzt?«
»Du sollst keine Fragen stellen, sondern machen, was wir dir sagen«, antwortete Tom, immer noch lächelnd.
»Was soll ich dann tragen?«
»Das ist unser Problem. Deine Aufgabe ist es, diese Klamotten auszuziehen.«
Hal zögerte, kam Tom‘s Aufforderung dann aber widerwillig nach. Nachdem er das giftgrüne Poloshirt ausgezogen hatte, wollte er sich hinsetzen, um seine Schuhe auszuziehen.
»Mach das im Stehen«, schlug Franklin vor. »Das ist deine erste Koordinationsübung.«
Hal hatte sichtliche Mühe, das Gleichgewicht zu halten. Irgendwie gelang es ihm dennoch, die Schuhe auszuziehen, ohne auf dem Hintern zu landen. Als nächstes waren die hässlichen Arbeitshosen an der Reihe, die man wahrscheinlich hauptsächlich an Rentnern bei der Gartenarbeit zu Gesicht bekommt. Danach zog er die Tennissocken aus.
»Jetzt diese albernen Unterhosen«, forderte Tom.
»Was, hier?«, fragte Hal erschrocken und mit weit aufgerissenen Augen.
Tom lachte. »Du sollst doch keine Fragen stellen.«
Hal schluckte, zog dann aber die Feinripp-Unterhose aus. »Und jetzt?«, fragte er, unsicher ob er wirklich eine Antwort hören wollte.
Franklin ging ein paar Schritte von uns weg und zog eine Tüte hinter einem Baum hervor. Diese warf er Hal zu. »Zieh das an«, sagte er.
Hal sah erleichtert aus. Er öffnete die Tüte und holte seine neue Kleidung heraus. Er schaute sie kurz an, dann begann er, sich anzuziehen. Zuerst Boxershorts, dann dünne Socken, gefolgt von Shorts und einem T-Shirt. Zum Schluss noch ein Paar Sneaker. Tom, Franklin und ich betrachteten Hal.
»Das ist schon mal ein Anfang«, sagte Tom erfreut und verwuschelte Hal die Haare. »Heute Abend sind die Haare dran. Hast du schon eine Idee, was für eine Frisur du gerne hättest?« Hal schüttelte den Kopf. »Dann musst du dich überraschen lassen«, sagte er und lachte. »Das war Schritt Nummer 1. Wollen wir Charlie suchen und mal sehen, was er dazu sagt?«
Hal nickte. »Okay.«
Auf dem Weg zur Bogenschießanlage plauderten wir ein bisschen und erklärten Hal, was heute noch auf ihn zu kommen würde. Ich nahm ihn mit zum schwimmen, mit Tom sollte er ein paar Meilen laufen und am Nachmittag würde ich ihn auf dem Trampolin herum jagen. Hal‘s Gesichtsausdruck nahm eine leicht grünliche Farbe an. Tom und ich kicherten, aber wir gingen nicht weiter darauf ein.
Kapitel 7: Charlie
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Ich musste mehrmals hinschauen, um Hal zu erkennen. Er sah mit der neuen Kleidung zu 100 Prozent besser aus. Mit einer neuen Frisur würde er wie ein ganz normaler Teenager aussehen. Ich war mir sicher, dass sich Tom und die Jungs darum kümmern würden.
»Hi, Jungs«, begrüßte ich sie, wandte mich dann aber direkt an Hal. »Du siehst wirklich klasse aus.« Hal strahlte, sagte aber nichts. »Wo habt ihr die Klamotten aufgetrieben?«, fragte ich die anderen.
Tim antwortete. »Ronnie‘s Boxershorts, die Hose stammt von Carl, meine Schuhe. Keine Ahnung wo das T-Shirt her kam.«
»Wann habt ihr das alles organisiert?« fragte ich ungläubig.
»Heute Morgen, nach dem aufstehen. Als wir uns angezogen haben, fragten wir alle in unserer Hütte«, erklärte Tom. »Jeder hat angeboten, ein paar Klamotten herzugeben, aber wir mussten uns auf die Sachen beschränken, die auch einigermaßen passen würden.«
»Nachher nehmen wir ihn noch mit zum Laden. Dort gibt es T-Shirts und Shorts«, sagte Franklin.
»Wir wissen aber noch nicht, wo wir noch mehr Boxershorts auftreiben sollen«, fügte Tim hinzu.
»Ich kümmere mich heute Abend darum«, bot ich meine Hilfe an. Alle vier stimmten zu. »Was habt ihr heute mit ihm vor?« fragte ich und zeigte auf Hal.
»Erstmal ein paar Meilen laufen«, antwortete Tom. »Aber ohne Shirt«, sagte er zu Hal. »Damit du auch ein bisschen Sonne abbekommst.«
»Danach gehen wir schwimmen«, sagte Tim. »Anschließend jagt Franklin ihn noch über den Baseballplatz.« Hal sah bereits jetzt müde und erledigt aus. Aber ich sah auch zum ersten Mal einen glücklichen Jungen. Ich bin mir nicht sicher, ob die Hoffnung auf einen neuen Hal die Ursache dafür war oder weil diese drei Jungs ihm so viel Aufmerksamkeit schenkten. Vielleicht war
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