Tim und Charlie (Tim: Teil 2) (German Edition)
waren von Mitgefühl für diese schwierige Situation geprägt.
Dann gingen die Reporter zu den Sportfragen über.
»Tim, bist du jetzt dazu bereit, uns die Wahrheit darüber zu sagen, warum du nicht zu den Olympischen Spielen nach Athen gefahren bist?«, fragte eine junge Frau.
»Ja«, antwortete ich einfach.
Ich hörte, wie sich Charlie neben mir räusperte und sah aus dem Augenwinkel, wie er sich die Hand kurz vor den Mund legte, um sich ein Lachen zu verkneifen.
Ja, ich wollte, dass sie die Frage stellte, wenn sie sie beantwortet haben wollte.
»Warum bist du nicht zu den Olympischen Spielen nach Athen gefahren?«
»Weil Charlie nicht dort gewesen wäre. So einfach ist das. Er wird in Peking sein, mit mir zusammen.«
»Du willst uns allen Ernstes sagen, dass du auf die Chance deines Lebens verzichtet hast, nur weil dein Freund nicht dabei sein konnte?«
»Es war nicht die Chance meines Lebens«, stellte ich klar. »Die Olympischen Spiele sind alle 4 Jahre. Charlie war die Chance meines Lebens. Ich habe Prioritäten und Charlie ist zweifellos die Nummer 1. Es gab meinerseits nie Überlegungen, nach Athen zu fahren. Die Medien haben darüber spekuliert und das Thema zur Sprache gebracht. Ich habe es nicht eine Sekunde lang bereut, dass ich nicht in Athen war. Charlie und ich werden euch alle in Peking sehen.«
»Aber —«, begann sie, aber ich unterbrach sie.
»Es gibt nichts, was man zu diesem Thema hinzufügen könnte. Wenn Sie es jetzt noch nicht verstanden haben, dann werden Sie es nie verstehen.«
Viel deutlicher konnte ich nicht sagen, dass sie das Thema wechseln sollten.
»Wohin wirst du aufs College gehen?«, fragte ein anderer Reporter. »Welche Universitäten haben dir bereits Stipendien angeboten?«
»Ich hatte ein offizielles Angebot und mehrere Universitäten haben ihre Bereitschaft signalisiert, falls ich Interesse daran hätte. Ich habe kategorisch gesagt, dass ich ein Sportstipendium nicht annehmen werde. Ich betrachte sie als professionelle Verträge und ich bin nicht käuflich. Ich habe gründlich darüber nachgedacht, wohin ich aufs College gehen möchte, aber ich habe noch keine endgültige Entscheidung getroffen. Ich werde es offiziell bekanntgeben, wenn es soweit ist.«
»Welche Schulen spielen denn in deinen Überlegungen eine Rolle?«
»Viele. Aber ich werde heute keine Namen nennen.«
»Ich habe gehört, dass du an der Indiana University warst.«
»Mein Gott! Wenn ihr schon alles über mich wisst, warum haben wir dann hier eine Pressekonferenz? Ja, ich habe die IU besucht. Ich wurde dort ausgesprochen liebenswürdig empfangen und ich hatte einen wirklich schönen Besuch. Charlie und ich werden aber nicht an die IU gehen.«
»Wie lange weißt du schon, dass du schwul bist?«, fragte ein anderer Reporter.
»Seit meiner frühen Jugend.«
»Rechnest du mit Problemen, jetzt da du dich geoutet hast?«
»Ich habe mich nie versteckt. Sie laufen auch nicht durch die Gegend und posaunen ihre Sexualität überall heraus, oder? Ich ebenso wenig. Über die Jahre habe ich es ein paar Leuten erzählt, aber nur, wenn ich es für angemessen hielt. Jetzt, da Charlie und ich zusammenleben, habe ich es für angemessen gehalten, es öffentlich bekannt zu geben. Dass es in die Zeitungen kommt, war unausweichlich. Wobei ich zugeben muss, dass ich lieber an einem Ort leben würde, an dem meine Sexualität nicht berichtenswert ist. Ich wüsste jedoch nicht, wo das sein sollte. Ob ich Probleme erwarte? Ich hoffe nicht. Viele Leute haben mir versichert, dass wir in einer Gemeinde leben, die offen ist und andere Menschen akzeptiert. Bisher ist nichts passiert, das auf etwas anderes hindeutet.«
In diesem Moment klingelte es zur nächsten Stunde und ich entschuldigte mich, bevor ich verschwand.
19 Charlie
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Dr. Olafsen erklärte den verblüfften Reportern, wohin Tim gegangen ist und dass er gleich zurück sein würde.
Sie nutzen die Gelegenheit, um mich zu fragen, ob ich denn Probleme erwarte.
Ich versicherte ihnen, dass ich nicht damit rechnete, aber dass es noch zu früh war, es mit Sicherheit sagen zu können.
Kurz darauf kam Tim zurück und übernahm wieder seine Aufgabe hinter dem Mikrofon.
»Wenn die Schüler in all meinen Kursen so verständnisvoll sind wie in dem, den ich gerade besucht habe, wird es keine Probleme geben«, verkündete Tim mit einem breiten Grinsen.
Die Pressekonferenz dauerte insgesamt bis zum Mittagessen. Die Reporter stellten Tim‘s Eltern und seinen
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