Tim und Charlie (Tim: Teil 2) (German Edition)
Fotos mit«, schlug Tim vor.
»Im Ernst? Ich würde sicher eine Entschuldigung von Dr. Olafsen bekommen.«
Wir kamen in der Cafeteria an und stellten uns in die Schlange. Eine Menge Jugendliche, die ich nicht kannte, kamen zu Tim und er stellte mich ihnen vor. Alles was sie sagten, war ausgesprochen positiv.
Doch dann schrie jemand ›Schwuchtel‹ vom anderen Ende des Raumes. Noch bevor Tim reagieren konnte, entstand ein Handgemenge, bei dem einige Schüler versuchten, den Schreier zum Schweigen zu bringen. Zwei Lehrer schritten ein und trennten die Jugendlichen. Dr. Olafsen hatte sie allerdings angewiesen, nicht weiter zu unternehmen.
Wir bekamen unser Essen und setzten uns an den Tisch, an dem Tim immer sitzt. Tina und einige enge Freunde saßen bereits und aßen. Alle erkannte ich wieder, da sie bei unserer Zeremonie am Vortag waren.
Ausnahmsweise war ich einmal der Mittelpunkt des Gesprächs, weil ich der Unbekannte in dieser Gruppe war. Da Tim für gewöhnlich im Mittelpunkt stand, war es lustig, selbst mal diesen Platz einzunehmen. Wir plauderten und alle waren erpicht darauf, mit mir zu reden. Ich merkte, warum Tim diese Aufmerksamkeit so liebte, denn es war ein schönes Gefühl, wenn sich andere Menschen für einen interessierten.
Nach dem Essen ging es zurück in den Konferenzraum.
Tim schien wie gewohnt durch die Fragen hindurch zu gleiten und ich bewunderte ihn dafür. Ich glaube aber, dass auch ich mich nicht schlecht geschlagen habe. Mick sah sich Mike‘s Fotos an und es wurde schnell klar, dass mehrere der Bilder in der Sports Illustrated sein würden.
Es dauerte bis 15:30 Uhr, erst dann war das Interview beendet. Dann wollte Mick selbst Fotos machen. Sein Fotograf war mittlerweile eingetroffen und wir gingen in die Schwimmhalle, ein paar Klassenzimmer, fuhren zu Tim‘s Haus und nach St. Paul zum Turnverein.
Tim bestand darauf, dass Mike uns begleitete und er machte größtenteils die gleichen Fotos wie der professionelle Fotograf.
»Wo schießt du?«, fragte Mick plötzlich.
»Ich?«, fragte ich überrascht.
»Ja, klar. In der Geschichte geht es um euch beide. Und Tim sagt, dass du mit ihm bei den Olympischen Spielen sein wirst. Wir brauchen dich beim Bogenschließen. Das einzige Bild mit einem Pfeil und Bogen, das wir bisher haben, ist der Kuchen.«
Wir fuhren also zu meinem Verein und ich schoss ein paar Runden, während sie mich mit Timmy fotografierten.
Ich war über mich selbst erstaunt. Meine Punkte waren außergewöhnlich gut. Mick bemerkte es ebenfalls.
»Du bist wirklich gut. Wann werden wir dich bei einem Wettbewerb sehen?«
»Ich hoffe bald«, antwortete ich, gab aber zu, dass ich gerade über meinem derzeitigen Niveau schoss.
Tim verkündete, dass sein Schultag ruiniert war, er keine Zeit für sein Training hatte, aber auf keinen Fall aufs Abendessen verzichten wollten. Er erntete damit einige Lacher. Damit waren das Interview und das Fotoshooting beendet.
Wir bedankten uns bei Mick und Susan für ihr Interesse und fuhren nach Hause.
Susan versprach, Mike zuhause abzusetzen. Er rief uns noch am gleichen Abend an und erzählte aufgeregt von seinem Gespräch mit Susan im Auto.
»Mike«, sagte sie zu ihm. »Ich werde eine umfassende Story über Tim‘s Coming Out schreiben. Ich möchte deine Geschichte mit einbinden und viele deiner Fotos verwenden. Es wird im Tribune Magazine am Sonntag erscheinen. Ich kann kaum erwarten, deine Bilder von heute zu sehen. Ich wette, sie sind genauso gut wie die in der Sports Illustrated .«
Beim Abendessen waren Tim und ich mit Norman und Betsy alleine. Carl und Carol waren wieder am College , also war es ruhig im Haus.
Wir erzählten ihnen von der Titelstory in der Sports Illustrated .
»Ich habe in meinen Kursen den Stoff bekommen, den ich verpasst habe. Ich gehe jetzt lernen«, verkündete Tim nach dem Essen und ging nach oben in unser Zimmer.
»Charlie, wie hältst du das aus?«, fragte Norman. »Tim ist immer im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Wie fühlt es sich an, hinter Tim die zweite Geige zu spielen?«
»Mir geht es gut«, antwortete ich. »Meine Tage werden kommen. Wir wussten, dass Tim eine große Nummer ist und ich bin bereit dazu, mich einfach treiben zu lassen. Ich bewundere ihn, wie er mit der Situation umgeht. Alleine in den letzten vier Tagen herrschte genug Druck, um einen normalen Menschen um den Verstand zu bringen. Und was macht Tim? Er verkündet einfach, dass er Hausaufgaben zu erledigen hat.«
»Ich glaube,
Weitere Kostenlose Bücher