Tim und Charlie (Tim: Teil 2) (German Edition)
Wahl. Du kannst dir entweder den Arsch abfrieren, oder wir genießen einfach diesen schönen Tag. Vergiss einfach die Kälte und denk an etwas anderes. Und ja, die gleiche Art der Konzentration funktioniert auch beim Turmspringen. Und sie funktioniert auch beim Turnen. Also funktioniert sie auch beim Bogenschießen.
»Tim, du bist wahnsinnig«, stellte ich fest, während ich zitterte und ihn anstarrte.
»Nein, ich bin nicht wahnsinnig«, versicherte er mir. »Und auch das hier ist nicht wahnsinnig. Natürlich müssen wir gut aufeinander aufpassen. Aber dafür, wie wir uns fühlen, ist unser Gehirn und unser Geist verantwortlich. Vergiss einfach die Kälte.«
»Mein Geist soll mich also davon überzeugen, dass mir warm ist?«
»Nein, dein Gehirn soll zwei Dinge tun. Es soll dir dabei helfen, dich auf etwas anderes zu konzentrieren als die Kälte. Auf mich zum Beispiel. Es soll dir sagen, dass die Kälte irrelevant ist.«
»Bescheuert.«
»Nein, das ist nicht bescheuert. Du musst es nur versuchen. Bitte, Charlie.«
Wieder setzte er diesen Dackelblick auf, dem man wirklich nichts abschlagen konnte.
»Habe ich eine andere Wahl?«, fragte ich resigniert.
»Ja, natürlich. Du hast immer eine Wahl. Ich würde dich nicht weniger lieben, wenn du dich auf der Stelle entscheiden würdest, umzudrehen. Aber ich glaube, dass du dich selbst weniger lieben würdest, wenn du aufgibst.«
Ich sah ihn eine Zeit lang an, ohne etwas zu sagen. Tim begann mittlerweile auch, ein bisschen zu zittern. Wahrscheinlich weil wir uns nicht mehr bewegten. Ich seufzte.
»Also gut, okay. Aber lass uns weiter gehen. Mir ist verdammt kalt.«
Tim ging los und ich folgte ihm. Die Bewegung half tatsächlich ein wenig, aber um die Kälte zu vergessen reichte es nicht. Ich versuchte, mich auf seinen Hintern zu konzentrieren und ich dachte darüber nach, was ich mit ihm am liebsten anstellen würde.
Diese Gedanken halfen noch viel besser. Mir war zwar nicht gerade warm, aber irgendwie schaffte ich es, mich selbst davon zu überzeugen, dass die Kälte unwichtig war.
Nach 15 weiteren Minuten hielt Tim erneut an und inspizierte mich. Ich tat das gleiche mit ihm. Wir prüften, ob unsere Aussprache undeutlich war, ob irgendwo am Körper weiße Stellen zu sehen waren und ob wir beide normal atmeten. Wir bestanden beide den Test und gingen weiter.
Nach ungefähr 3 Meilen blieb Tim wieder stehen.
»Wie wäre es, wenn wir dort das Zelt aufstellen?«, fragte er und deutete auf eine ebene Stelle, die ein Stück entfernt war.
Ich nickte und Tim setzte seinen Rucksack ab. Er nahm eine Jacke heraus und zog sie sich an.
Ich folgte seinem Beispiel, dankbar für ein bisschen wärmere Kleidung.
»Um das Zelt aufzubauen, brauchen wir warme Arme«, teilte er mir mit.
Ich dachte, ein Zelt im Schnee aufzubauen wäre ein Alptraum. Tim schien jedoch zu wissen, was er tat und es dauerte nicht viel länger als im Sommer.
Wir suchten uns ein bisschen totes Holz zusammen und machten ein Lagerfeuer, direkt auf dem Schnee. Durch die Wärme schmolz der Schnee ziemlich schnell bis das Feuer direkt auf dem Boden war. Dadurch entstand ein Loch im Schnee, das sich langsam vergrößerte. Ich war erstaunt, dass das geschmolzene Wasser das Feuer nicht löschte.
Wir bauten das Camp fertig auf und nachdem wir etwas gegessen hatten, gab Tim die Aktivitäten für den Nachmittag bekannt, indem er mich mit Schneebällen bewarf.
Dadurch brach eine Schneeballschlacht aus, wir rangen miteinander im Schnee und stopften uns gegenseitig Schnee in die Hose.
Glücklicherweise findet dieser bei Shorts schnell seinen Weg nach draußen. In den Unterhosen war das nicht so einfach.
Die Zeit verging wie im Fluge und ich spürte die Kälte kaum noch. Als wir uns abtrockneten, war es schon Zeit, um das Abendessen zu machen.
Wir setzten uns ans Feuer, was bei den Temperaturen problematisch war. Auf einer Seite wird man geröstet, auf der anderen erfriert man fast. Wir saßen dort beide in T-Shirt und Shorts, die Jacken nur über unsere Schulter gelegt. Während wir miteinander sprachen, machte mein Geist Fortschritte dabei, die Kälte zu ignorieren.
»Mit allen Ablenkungen beim Turnen oder Springen gehe ich genauso um, wie mit dieser Kälte«, sagte er. »Ich bilde mir einfach ein, dass sie nicht da sind. Du kannst das gleiche tun und auf das Bogenschießen anwenden.«
Er lächelte kurz und stand auf.
»Schlafenszeit. Wir schlafen beide nackt. Zieh dich aus«, forderte er mich auf.
»Tim,
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