Tim und Charlie (Tim: Teil 2) (German Edition)

das College , auf das ich gehen möchte. Und ich entscheide mich, wann immer ich möchte. Ich wollte mit dieser Reise dorthin warten, bis du mich dabei begleiten kannst. Das ist mir wirklich sehr wichtig. Jetzt ist die erste Gelegenheit, die wir seit meinem 18. Geburtstag haben. Deshalb fahren wir auch jetzt erst.«
    Grand Forks war etwas mehr als 300 Meilen entfernt und unsere Fahrt dauerte knapp 5 Stunden. Wir fuhren morgens um 6:00 Uhr los und wechselten uns von Zeit zu Zeit ab. Das frühe Aufstehen war für mich kein Problem und auch Charlie schien sich mittlerweile daran gewöhnt zu haben.
    Wir kamen vor dem Mittagessen an und begannen damit, uns ein bisschen auf dem Campus umzusehen. Ich hatte viel über das College gelesen, deshalb war ich nicht überrascht, wie klein oder wie hübsch alles war. Auch Charlie schien es zu gefallen.
    Wir schlenderten eine Weile über den Campus, dann sahen wir uns die Bibliothek an. Anschließend aßen wir in einem kleinen Café zu Mittag.
    »Wohin jetzt?«, fragte Charlie, nachdem wir aufgegessen und bezahlt hatten.
    »Ins Sekretariat«, schlug ich vor. »Lass uns versuchen, eine Campus-Tour zu bekommen. Anschließend würde ich mir gerne den Sportbereich anschauen.«
    Die Tour war kein Problem und wir schlossen uns 4 weiteren angehenden Studenten an. Die Tour dauerte eine Stunde und wir waren zu Fuß unterwegs.
    Die anderen — ein Junge und drei Mädchen — waren allesamt in der 11. Klasse und schauten sich die Schule für das übernächste Jahr an.
    Charlie und ich waren erfreut, dass uns niemand erkannte.
    Nach der Tour gingen wir zurück ins Sekretariat: Ich bat darum, entweder den Schwimm- oder den Turmsprung-Coach zu sprechen.
    Die Unterhaltung war ein bisschen merkwürdig.
    Der Mitarbeiter sagte, dass er nicht wisse, ob die Trainer verfügbar waren. Er wollte wissen, wer den Coach sprechen wollte.
    »Tim«, sagte ich nur.
    »Tim wer?«, fragte der Mitarbeiter.
    »Einfach nur Tim«, antwortete ich. »Ich denke, dass er mich gerne sehen würde.«
    »Bist du ein Schwimmer?«
    »Turmspringer.«
    Der Mitarbeiter machte einen Anruf. Wir konnten das andere Ende des Gespräches zwar nicht hören, aber das plötzliche Ende des Telefonats und das außergewöhnlich schnelle Auftauchen des Coaches sagte alles.
    »Du bist Tim? Der Tim?«, fragte er ungläubig. Er beantwortete sich die Frage aber selbst. »Natürlich bist du das. Ich bin Larry Knudsen, der Schwimm- und Turmsprungcoach hier. Ich möchte nicht unfreundlich sein, aber was zum Teufel machst du hier in North Dakota? Du gehörst nach Indiana, Illinois oder Minnesota, nicht an die UND .«
    Ich lächelte ihn an und gab ihm die Hand.
    »Coach Knudsen, ich freue mich, Sie kennenzulernen. Ich bin an der University of North Dakota sehr interessiert und würde gerne mehr über Ihr Programm erfahren. Könnten wir uns auch die Schwimmhalle und so weiter anschauen?«
    Coach Knudsen führte uns herum, zeigte uns die Schwimmhalle, Trainingsanlagen und die Umkleideräume. Er sagte, dass die Studenten noch Vorlesungen hatten, aber dass heute noch ein Training stattfinden würde. Nach der kleinen Führung landeten wir in seinem Büro.
    »Erzähl mir von deinem Trainingsplan«, bat er mich.
    »Ich springe nicht so viel, wie ich eigentlich sollte«, gab ich zu. »Ich trainiere entweder morgens 2 Stunden vor der Schule alleine oder 3 Stunden nach dem Unterricht mit dem Team. Am Wochenende trainiere ich 2 oder 3 mal. Meine Zeit ist begrenzt, da ich die gleiche Zeit beim Turnen verbringe.«
    »Mein Gott. Lernst du denn auch? Ich meine, welche Art Noten bekommst du so?«
    »Ich lerne jeden Abend und bekomme ausschließlich A‘s .«
    »Entschuldige bitte, die Frage war unhöflich«, sagte er. »Ich bin ein solches Level an Engagement und Hingabe wirklich nicht gewohnt. Du betreibst 2 Sportarten? Das ganze Jahr über? Und bekommst trotzdem so gute Noten?«
    »Ja. Ich habe versucht, mich zwischen Turnen und Turmspringen zu entscheiden, aber ich konnte es nicht. Also habe ich einfach beschlossen, beides weiterzuverfolgen.«
    »Wir haben kein Turnen an der UND «, gab er zu bedenken.
    »Ich weiß. Darüber würde ich gerne mit dem Sportdirektor sprechen. Es gibt viele Gründe, wegen denen ich mich für die UND interessiere. Wenn sich der Eindruck bestätigt, den ich durch meine Recherchen über die UND habe, würde ich gerne hier her kommen.«
    Coach Knudsen schaute mich verblüfft an. Ich rechnete damit, dass er mich fragen würde, ob ich einen