Tim und Charlie (Tim: Teil 2) (German Edition)
sprachlos.
»Tim! Du bist Tim«, stammelte er. »Du kommst nächstes Jahr hier her? Also vielleicht?«
»Es freut mich, dich kennenzulernen, Harry«, sagte ich und schüttelte seine Hand. »Ich möchte euch meinen Partner Charlie vorstellen«, sagte ich an alle gerichtet.
»Partner? Was für eine Art von Partner?«, fragte einer der anderen.
Ich wollte gerade den Mund aufmachen, aber Harry kam mir zuvor.
»Du bist ganz schön begriffsstutzig. Die beiden sind schwul. Liest du denn nicht die Sports Illustrated oder irgendeine andere Zeitung? Sie sind ein Paar — im Sinne von verheiratet . Richtig?«
»Richtig«, sagten Charlie und ich gleichzeitig.
Das ist der Moment der Wahrheit , dachte ich. Von der Reaktion der anderen im Team würde viel abhängen. Ich warf einen Blick auf Charlie und mir war klar, dass er genauso gespannt auf die Reaktion wartete.
»Cool.«
Das war die einzige Reaktion, die wir zu dem Thema zu hören bekamen. Es tuschelte niemand, es starrte uns keiner an, niemand machte abfällige Bemerkungen.
Es war der Moment, in dem ich mich endgültig entschieden hatte, dass die UND die richtige Universität für uns war.
23 Charlie
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Ich konnte es in seinen Augen sehen. Sie funkelten in dem Moment, in dem er sich entschieden hatte, dass wir im Herbst nach North Dakota ziehen würden.
Dass keiner eine große Sache aus unserer Sexualität gemacht hatte, war für Tim alles, was er noch brauchte, um diese Entscheidung zu treffen. Ich fragte ihn später und er bestätigte, dass es genau dieser Moment war, in dem der Deal perfekt war.
Harry bat Tim darum, ein paar seiner Sprünge zu zeigen. Tim wollte aber zum Aufwärmen erst ein paar Runden schwimmen. Alle anderen schlossen sich ihm an. Nach 8 Runden kamen sie wieder aus dem Wasser.
»Tim, hör zu«, sagte Harry. »Wir möchten dich alle gerne springen sehen — und ich meine wirklich deine besten Sprünge. Wir spielen alle nicht in deiner Liga und niemand hier ist so größenwahnsinnig, um sich einzubilden, so gut wie du zu sein. Du wirst hier also niemanden blamieren, wenn du uns schlecht aussehen lässt. Wir müssen so oder so damit umgehen lernen, falls du hier her kommst.«
Tim nahm ihn beim Wort und zeigte 8 Sprünge, die ihm in Athen mit Sicherheit eine Medaille eingebracht hätten. Ich staunte genauso wie alle anderen über Tim. Ich konnte mich einfach nicht an ihm satt sehen.
»Okay, ich bin beeindruckt«, sagte Coach Knudsen. »So ein Turmspringen habe ich bisher nur im Fernsehen gesehen.«
Damit ging er zu Tim, legte ihm den Arm um die Schulter und drückte ihn kurz.
»Willkommen in North Dakota«, sagte er.
Nichts — aber auch gar nichts — hätte er sagen oder tun können, was Tim mehr bedeutet hätte, als diese Umarmung. Wenn das ›cool‹ noch nicht gereicht hätte, dann hätte sich Tim spätestens in diesem Augenblick entschieden, hier her zu kommen.
Coach Knudsen lud uns zum Abendessen ein.
»Ich möchte euch das beste Restaurant in Grand Forks zeigen. Unser Budget wird es aushalten«, lachte er.
Wir gingen also mit Coach Knudsen, seiner Frau und den anderen beiden Springern in ein Steak House. Die Atmosphäre war angenehm und das Essen ausgesprochen gut.
Bei unserer Unterhaltung kamen wir auf unsere Beziehung zu sprechen. Harry schien keine Angst vor dem Thema zu haben, was uns wirklich gefiel.
»Wo werdet ihr zwei wohnen?«, fragte er. »Ich gehe davon aus, dass Tim nicht alleine ins Wohnheim ziehen wird.«
»Wir werden uns morgen ein bisschen umsehen, aber vor dem Sommer macht es keinen Sinn, wirklich nach einem Apartment zu suchen. Hoffentlich finden wir etwas in der Nähe des Campus«, sagte ich.
»Wo wohnt ihr jetzt?«
»Bei Tim‘s Eltern.«
»Für sie ist das in Ordnung? Ich gehe davon aus, dass ihr euch ein Zimmer teilt. Und auch ein Bett.«
Harry konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen.
»Ja, es ist in Ordnung. Tim hat außergewöhnliche Eltern.«
»Und deine Eltern?«
»Sie haben ein bisschen länger gebracht, aber für sie ist es auch okay.«
»Ihr hattet eine große Zeremonie, nicht wahr?«, fragte Coach Knudsen. »Jedenfalls war das die Kernaussage in der Sports Illustrated . Wer hat das Foto gemacht, das nach eurem Coming Out überall in den Zeitungen war?«
Diese Frage öffnete die Schleusentore zu vielen Geschichten und alle vier hörten uns fasziniert zu. Wir erzählten fast eine Stunde lang, bevor Tim das Thema wechselte.
»Wie wird das alles hier in North Dakota ankommen? Kann
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